Paul Gessl
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Kultur

Paul Gessl: „Wir spielen, wann es geht“

Bei den Theatern und Sommerbühnen blickt man optimistisch in die Zukunft. Trotz Sicherheitsmaßnahmen und weniger Auslastung spricht sich Paul Gessl, Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft, klar für den Spielbetrieb aus.

Auf Niederösterreichs Bühnen wird wieder geprobt und gespielt, so auch für das Theaterfest von 13. Juni bis 11. September. Geplant sind 22 Produktionen an 18 Spielorten. Die Festivals in Retz (Bezirk Hollabrunn) und auf Schloss Weitra (Bezirk Gmünd) pausieren hingegen erneut – mehr dazu in Theaterfest startet mit 22 Produktionen (noe.ORF.at; 21.5.2021). Für Paul Gessl, den Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft, unverständlich, wie er im „NÖ heute“-Interview sagt. Sein Selbstverständnis sei „zu spielen, wann es geht“.

noe.ORF.at: Herr Gessl, wie zuversichtlich blicken Sie denn in den Kultursommer 2021? Wird er besser als der letzte?

Paul Gessl: Ich bin sehr zuversichtlich, sehr positiv. Wir werden einen sehr positiven und spannenden Kultursommer 2021 in Niederösterreich erleben.

noe.ORF.at: Es gibt aber auch Absagen. Verstehen Sie es, wenn der eine oder andere Veranstalter sagt, dass sich der Spielbetrieb derzeit nicht auszahlt?

Gessl: Mein Selbstverständnis ist es zu spielen, wann es geht, sofort zu spielen, wenn es geht, und Kulturangebote zu ermöglichen. Aus diesem Selbstverständnis heraus wird gerade der Kulturbetrieb in der NÖKU-Gruppe das Programm 2021 sehr offensiv anbieten. Wir haben keine Absagen. Wir haben zwar kleine Verschiebungen, wir gehen größtmöglich von indoor nach outdoor, etwa vom Stadttheater Baden in die Sommerarena Baden, aber ich habe kein Verständnis dafür, dass heuer kein volles Kulturprogramm angeboten wird.

Paul Gessl von Niederösterreichischer Kulturwirtschaft zu Gast in „NÖ heute“

Paul Gessl, Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft, mit seiner Prognose für den diesjährigen Kultursommer.

noe.ORF.at: Allerdings findet der Spielbetrieb mit einigen Auflagen statt. Es darf zum Beispiel nur jeder zweite Sitzplatz belegt werden. Rentiert sich das denn überhaupt?

Gessl: Wir reden von Auflagen, die eine Gültigkeit bis Ende Juni 2021 haben. Ich gehe davon aus, dass mit 1. Juli neue Auflagen, neue Lockerungen und neue Öffnungsschritte für die Kulturveranstalter kommen werden. Ich gehe davon aus, dass die 50-Prozent-Klausel fallen wird und dadurch gerade bei Open-Air-Veranstaltungen eine volle Auslastung unter Einhaltung der „3-G-Regel“ und der Sicherheitsbestimmungen möglich sein wird.

noe.ORF.at: Was all diese Sicherheitsbestimmungen betrifft – hat man aus dem letzten Sommer gelernt?

Gessl: Wir haben im Kulturmanagement ein Jahr Zeit gehabt, mit dieser Krise und dieser Situation zu arbeiten und zu lernen. Ich glaube, wir haben diese Erfahrungskurve genutzt, um einen sicheren und für die Künstler und für das Publikum angedachten Kultursommer 2021 bestmöglich umsetzen zu können.

noe.ORF.at: Im Herbst haben Sie gesagt, Sie rechnen damit, dass sich die Kultur 2024 von der Krise erholt haben wird. Der Lockdown hat nun doch länger gedauert, als viele gedacht haben. Hält diese Prognose noch?

Gessl: Das war eine Worst-Case-Ansage. Ich gehe davon aus und hoffe auch, dass sich die Kultur schneller erholt. Budgetär rechne ich heuer mit 50 Prozent Ertrag, 2022 mit 70 Prozent und 2024 gibt es hoffentlich wieder eine volle Ertragssituation.