Der Regen legt kaum eine Pause ein über dem Erdbeerfeld in Rust im Tullnerfeld (Bezirk Tulln). Einige Erdbeeren sind schon schön rot, viele sind noch grün. Manche hängen ihre Köpfe in den braunen, matschigen Boden und sind von einer Schmutzschicht überzogen. Das sei natürlich nicht gut, so Junior-Chef Josef Zachharmel: „Die Erdbeeren, die im Gatsch hängen, sind unverkäuflich. Sie zu waschen, ist schwierig, denn dann weichen sie auf – und schmutzige Erdbeeren wird auch niemand kaufen“, so der 23-Jährige.
Die Erdbeeren werden auf Stroh gebettet
Um das zu verhindern, wird Stroh auf den Feldern ausgestreut. Doch die Maschinen kommen mit dem Ausstreuen kommen nicht hinterher, denn sie versinken im weichen Boden. Stroh hilft auch den Feldarbeitern, damit sie sich besser zwischen den Erdbeeren bewegen können. Ihre Arbeit beginnen sie erst jetzt, im Vorjahr wurden die ersten Erdbeeren bereits am 1. Mai gepflückt. „Bis zum Muttertag hatten wir wöchentlich mit Spätfrost zu kämpfen, da mussten wir doppelte Vlies-Schichten auslegen, um die jungen Pflanzen zu schützen. Dann ist der Regen gekommen und hat nicht mehr aufgehört“, so der junge Erdbeerbauer, der den Betrieb von seinem Vater übernehmen wird.
Langsames Reifen tut dem Geschmack gut
Die gute Nachricht: Der Geschmack stimmt trotz der schwierigen Bedingungen. „Dadurch, dass sie langsam reifen können und viel Wasser bekommen, werden sie größer. Wenn man sie rechtzeitig pflückt, bevor wieder der Regen kommt, schmecken sie gut“, so Zachhalmel. Rechtzeitig ist in diesem Fall sehr wichtig, denn fällt der schwere Regen auf die reifen Erdbeeren, bilden sich Druckstellen und diese können dann wiederum schimmeln. Deshalb wird von den Arbeiterinnen und Arbeitern sehr viel Flexibilität verlangt. Jede Regenpause wird genutzt, manchmal kann auch ein oder zwei Tage lang nicht am Feld gearbeitet werden.
Es ist also ein äußerst schwieriges Jahr für alle Erdbeerbauern im Land. Familie Zachhalmel besitzt 15 Hektar Erdbeerfelder und bietet auf einigen auch Gelegenheiten zum Selberpflücken an – in etwa einer Woche sollte dies möglich sein. Um in Zukunft nicht mehr so wetterabhängig zu sein, möchte Josef Zachhalmel umrüsten und vermehrt auf Folientunnel und Gewächshäuser setzen. In Niederösterreich werden Gewächshäuser bereits in Haag (Bezirk Amstetten) eingesetzt. Ein Vorhaben, das kostspielig und aufwendig ist, sich aber aufgrund der instabilen Wetterlage in Österreich rentieren könnte. Für heuer hoffen alle, dass der Regen bald eine längere Pause einlegen und der Sonne Platz machen wird.