Chronik

Drogenlabor in Weinkeller entdeckt

In einem Weinkeller in Walterskirchen (Bezirk Mistelbach) haben Polizisten ein illegales Drogenlabor entdeckt. Zwei Beschuldigte wurden festgenommen, nach dem vermeintlichen Haupttäter – einem ausgebildeten Chemiker – wird gefahndet.

Weil Hinweise aus der Bevölkerung kamen, durchsuchten die Polizisten den ursprünglichen Weinkeller in einer Kellergasse in Walterskirchen und fanden das Drogenlabor. Wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellte, sollen dort drei Beschuldigte seit Dezember 2020 die Droge Mephedron, auch bekannt unter 4-Methylmethcathinon (4-MMC), hergestellt haben.

Fahndungsfoto
LPD NÖ LKA
Dieser Mann – der Hauptbeschuldigte – wird von der Polizei gesucht

4.000 bis 5.000 Gramm sollen laut Information der Polizei produziert worden sein, etwa 3.000 Gramm seien nach Neuseeland geschmuggelt worden. „Zum Schmuggeln wurde das pulverförmige 4-MMC mittels chemischer Prozesse verflüssigt und in die bedruckten Getränkedosen abgefüllt. Mittels Paketdiensten gingen die Getränkedosen dann weiter nach Neuseeland“, heißt es in einer Aussendung der Polizei. Die bereits erzeugten Suchtmittel sowie die geplante Erzeugung aus sichergestellten Chemikalien hätten einen Straßenverkaufspreis von vier bis fünf Millionen Euro ergeben, informierte die Landespolizeidirektion.

Festnahmeanordnung gegen Chemiker

Zwei Beschuldigte – in Wien wohnhafte österreichische Staatsbürger im Alter von 30 und 35 Jahren – wurden festgenommen und in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Laut Polizei ist der Haupttäter der Gruppe flüchtig. Bei ihm handelt es sich um einen 29-jährigen Österreicher, der in Wien wohnt und ausgebildeter Chemiker ist. Es wird nun mittels Fahndungsfoto nach dem Mann gesucht. Gegen ihn besteht eine aufrechte Festnahmeanordnung durch die Staatsanwaltschaft Korneuburg, informierte die Landespolizeidirektion.

Anfang 2019 sollen die drei Männer beschlossen haben, gemeinsam Drogen herzustellen. Sie sollen verschiedene Chemikalien und Drogenausgangsstoffe in China bestellt und die ersten Versuche in einer Wohnung in Wien durchgeführt haben. Laut Polizei versuchten die Beschuldigten, verschiedene Suchtmittel wie Amphetamin/Methamphetamin, MDMA, synthetisches Kokain und Mephedron herzustellen. Aufgrund der verfügbaren Chemikalien, Drogenausgangsstoffe, Laborausrüstung sowie der Synthesewege kamen sie zu dem Entschluss, dass die Herstellung von Mephedron am einfachsten wäre.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Drogenlabor im Weinkeller
LPD NÖ LKA
In einem Weinkeller entdeckten Polizisten das Drogenlabor
Drogenlabor im Weinkeller
LPD NÖ LKA
Drei Männer sollen hier Drogen hergestellt haben
Drogenlabor im Weinkeller
LPD NÖ LKA
Die Mittel zur Erzeugung wurden online bestellt
Drogenlabor im Weinkeller
LPD NÖ LKA
Die Drogen wurden nach Neuseeland geschmuggelt

Abnehmer via Darknet kontaktiert

„Das selbst hergestellte 4-MMC wurde von ihnen getestet und hatte einen Reinheitsgehalt von 99,3 Prozent. Gleichzeitig suchte die Tätergruppe Vertriebswege für den Verkauf“, heißt es in der Aussendung der Polizei. Über verschiedene Chaträume im Darknet und Messengerdienste dürften die Männer Kontakt zu Abnehmern in Neuseeland hergestellt und mit diesen Probelieferungen vereinbart haben.

Im Juli des Vorjahres sei dann der Weinkeller angekauft worden, um größere Mengen herzustellen. Die Mittel dafür seien online bestellt worden. Zur Verschleierung seien nach Polizeiangaben über Jobportale Studierende angeworben worden. Diese übernahmen die Pakete und übergaben sie an die Beschuldigten. Ein Teil der Pakete war auch an leerstehende Wohnungen in Wien, an Fantasienamen adressiert.

„Dieser Fall zeigt einmal mehr die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit, aber auch der Ermittlungskompetenz im virtuellen Bereich auf“, so Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). „Dieser besonderen Form der Suchtmittelkriminalität werden wir daher in Zukunft durch zusätzliche technische Ressourcen und speziell ausgebildetem Personal einen besonderen Schwerpunkt in der Bekämpfung widmen. Mein besonderer Dank gilt den Ermittlern für ihre akribische Ermittlungsarbeit.“