Renaturierung abgeschlossen, neuer Nebenarm der Donau
ORF NÖ
ORF NÖ
Umwelt & Klima

Sünden der Donauregulierung beseitigt

Die immer wiederkehrenden Donau-Hochwasser-Ereignisse werden auf unterschiedliche Weisen bekämpft: hier ein Hochwasserschutz mit kilometerlangen Betonwänden, dort der Rückbau in eine Auenwildnis. Beides funktioniert.

Die Wachau ist ein spezielles Gebiet, durch ihre Steilwände ist Schutz vor dem Hochwasser oft nur mit Anlagen aus Beton möglich, wie jetzt eine in Aggsbach-Markt (Bezirk Krems) gebaut wird. Eineinhalb Kilometer lang wird sie und kostet 21 Millionen Euro. Sie soll den Ort vor enormen Schäden wie in den Jahren 2002 oder 2013 schützen.

Beton hier – Natur da. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) und Infrastruktur-Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) sehen innerhalb weniger Minuten und weniger Kilometer beides. Erst beim Spatenstich für den Hochwasserschutz in Aggsbach, dann beim Abschluss des Renaturierungsprojektes „Life+“ in Rossatz-Arnsdorf (Bezirk Krems).

Spatenstich zu den Bauarbeiten am Hochwasserschutz in Aggsbach Markt. Im Bild von links: Staatssekretär Magnus Brunner, Bürgermeister Josef Kremser, Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf
BMK / Johannes Zinner
Spatenstich für den Hochwasserschutz in Aggsbach mit (v.l.) Infrastruktur-Staatssekretär Magnus Brunner, Bürgermeister Josef Kremsner (ÖVP) und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf

Den Wassermassen Raum geben

Wie im Tullnerfeld oder östlich von Wien gibt es auch in der Wachau – wenn auch wenige – Flächen, die sich dazu eignen, die Wassermassen zu verbreitern und dadurch zu verlangsamen. In Rossatz wurde die Donauregulierung aus dem 19. Jahrhundert aufgehoben und damit Sünden aus der damaligen Zeit beseitigt.

Es entstand eine 50 Hektar große Auenwildnis, wie Projektleiterin Ursula Scheiblechner von der Wasserstraßengesellschaft viadonau erklärt: „Wir haben hier einen neuen, wellenschlagsgeschützten Nebenarm der Donau geschaffen, der 1,6 Kilometer lang ist, wir haben ein Naturschutzgebiet bei der Schönbüheler Insel geschaffen und wollen ein zweites in der Pritzenau. 50 Tümpel sollen für Amphibien neue Lebensräume bieten, auch seltene Vögel wollen wir anlocken. Der Eisvogel wurde schon gesichtet, für Seeadler wurden fünf Horste gebaut, noch aber haben wir kein solches Tier hier. 15,5 Hektar neuer Auwald wurde mit Schwarzpappeln gepflanzt, die zuletzt hier schon sehr selten waren.“

Bürgermeister Erich Polz (ÖVP) freut sich über einen neuen Naherholungsraum für die Öffentlichkeit. Durch schlechte Preise im Obstbau wurden in Rossatz in den vergangenen Jahren 30 Hektar Obstbauflächen aufgegeben, die zum Teil auch in das Auenwildnisgebiet integriert wurden.

Nebenarm der Donau in Wachau
ORF
Bei Rossatz wurde eine 50 Hektar große Auenwildnis geschaffen, hier können sich die Wassermassen ausbreiten und werden dadurch im Falle eines Hochwassers verlangsamt

„Vorzeigeprojekt für ganz Europa“

Das Auenwildnisgebiet wirkt jetzt auch als Hochwasserschutz, so Landeshauptfrau-Stellvertreter Pernkopf beim feierlichen Abschluss der Arbeiten in den Auen: „Gerade diese Renaturierung hat dazu geführt, dass in einem anderen Nebenarm das Wasser im Hochwasserfall um 20 Zentimeter niedriger war, weil die Flüsse wieder mehr Platz haben. Wir brauchen beides – wir brauchen die klassische Verbauung, gerade im Ortsgebiet, und gleichzeitig die Renaturierung, wo wir den Flüssen mehr Platz geben. Also: Renaturierung und Hochwasserschutz zugleich.“

Nach sechs Jahren ist das Projekt „Life+“ jetzt fertig. Reine Bauzeit war davon nur acht Monate, der Rest der Zeit, erzählt Projektleiterin Ursula Scheiblechner, sei in der Projektierung und mit den Genehmigungsverfahren verstrichen. Gekostet hat „Life+“ knapp vier Millionen Euro, ein großer Teil davon bezahlt von der EU, wie Staatssekretär Magnus Brunner betont: „Ich bin sehr froh, dass das Zusammenspiel zwischen der Europäischen Union, die hier sehr viel investiert, dem Bund, den Ländern und vor allem den Gemeinden so gut funktioniert. Ein Vorzeigeprojekt für ganz Europa.“