30 Jahre Cupsieg Stockerau
Kurt Keinrath / APA-Archiv
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SPORT

Als Stockerau zum Rapid-Schreck wurde

Der 30. Mai 1991 hat in der österreichischen Fußballgeschichte einen ganz besonderen Platz. Schuld daran ist der SV Stockerau, der am Sonntag vor genau 30 Jahren mit dem Cupsieg gegen Rapid für eine der größten Sensationen im heimischen Fußball sorgte.

Aus Michael Wenzel und Peter Pospisil wurden keine großen Fußballstars. Kaum jemand – außerhalb von Stockerau – kennt heute noch ihre Namen. Und doch hatten sie ihren einen großen Moment, mit dem sie Geschichte schrieben. Am 30. Mai 1991 schossen sie den damaligen Zweitligaverein Stockerau mit ihren Treffern sensationell zum 2:1-Erfolg im Cupfinale gegen den haushohen Favoriten Rapid mit Trainer Hans Krankl.

„Er hat damals zu mir gesagt, dass er einen Titel braucht und wir ihn gewinnen lassen sollen“, erzählt Stockeraus damaliger Trainer Willi Kreuz im Gespräch mit noe.ORF.at. „Ab da habe ich gewusst, dass er Angst hat, zu verlieren, und genau so ist es dann auch gekommen. Wir hatten als Abstiegskandidat nur Amateure im Team, aber trotzdem eine starke Mannschaft, die Geschichte geschrieben hat. Mit Stockerau Cupsieger zu werden, das gelingt nur einmal im Leben.“

Als Favoritenschreck ins Finale

Doch schon vor dem viel umjubelten Sieg im Endspiel hatte der Underdog aus dem Unterhaus den ein oder anderen Großklub geärgert. Nach einem 8:2-Kantersieg zum Auftakt gegen den 1. Wiener Neustädter SC bekamen es die Stockerauer ab der dritten Runde nur noch mit Bundesligisten zu tun – und räumten sie alle aus dem Weg. „Willi Kreuz hat das Team immer perfekt vorbereitet, unsere Stärke war eindeutig das Kollektiv. Wir haben gute Verstärkungen in dieser Saison geholt und jeder war hungrig auf die nächste Runde“, erinnert sich Roland Seidl zurück, der 1991 Manager der Stockerauer war.

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SV Stockerau
Grenzenloser Jubel: Nach dem Cupsieg gegen Rapid wird Trainer Willi Kreuz auf Händen durchs Prater-Oval getragen

Auf ein 2:0 im Derby gegen VSE St. Pölten folgte ein 3:2 gegen Admira Wacker. Im Viertelfinale bekam es der Zweitligist mit VOEST Linz zu tun – und gewann erneut mit 3:1. Den erstmaligen Einzug ins Finale des ÖFB-Cups fixierte man im Anschluss mit einem 1:0-Erfolg gegen den Wiener Sport-Club.

Stockerau dreht Rückstand noch um

So beeindruckend der Durchmarsch des Außenseiters bis ins Finale war – dort wurde Stockerau von kaum einem Experten eine Chance gegeben. Im Vorfeld ging es praktisch nur darum, wie hoch Rapid das Finale im Praterstadion gewinnen würde. Die Hütteldorfer gingen auch früh durch Stefan Reiter in Führung. „Dann haben sie aber den Fehler gemacht, sich zurückzuziehen, wir sind immer stärker und sicherer geworden und haben die Nervosität abgelegt“, so Kreuz.

SV Stockerau gewinnt den Cup

Die besten Szenen aus dem Cupfinale SV Stockerau – Rapid Wien am 30. Mai 1991

Michael Wenzel sorgte schon nach 30 Minuten für die immer besser ins Spiel kommenden Stockerauer für den Ausgleich. Der entscheidende Treffer gelang Peter Pospisil. Er erzielte in der 52. Minute das wichtigste Tor in der Stockerauer Vereinsgeschichte zum 2:1. Rapid kam mit seinen Stars Andreas Herzog oder Jan Aage Fjörtoft nicht mehr ins Spiel zurück, und so war der Überraschungssieg perfekt.

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Von A wie Augustin bis Z wie Zajicek: Die legendäre Cupsieger-Mannschaft ist in Stockerau bis heute unvergessen

Dieser Triumph bedeutete damals auch die Qualifikation für den Europacup der Cupsieger, wo man sich zum Auftakt nach zwei umkämpften Partien dem englischen Traditionsclub Tottenham nur knapp geschlagen geben musste.

„Wir haben zweimal nur 0:1 verloren und ihren Star, Gary Lineker, damals super im Griff gehabt. Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn wir im Heimspiel in Wien nicht einen Elfmeter verschossen hätten. Am Ende war die Zeit aber trotzdem ein schöner Erfolg. Mir war gar nicht klar, wie schnell 30 Jahre vergehen können“, so Willi Kreuz, der heute im Ruhestand noch das eine oder andere Länderspiel besucht und hin und wieder auch in der Bundesliga bei Heimspielen der Admira anzutreffen ist.

Gegenwart heißt 2. Landesliga

Viele Zeitzeugen aus den 1990er-Jahren gibt es im Verein, der in der 2. Landesliga spielt, nicht mehr. Vorstandsmitglied und Medienbetreuer Fabian Gaida ist mit 27 Jahren zu jung, um den Cupsieg miterlebt zu haben. „In meiner Generation schwingt der Titel aber trotzdem auch heute noch mit, denn wir sind mit den Geschichten aufgewachsen und versuchen, die Erinnerung an die Erfolge aufrechtzuerhalten.“ Die Cup-Trophäe ist deshalb ab 4. Juni in Stockerau auch ausgestellt.

Sportlich hofft man, im Sommer in einen geregelten Ligabetrieb zurückkehren zu können. Die coronavirusbedingte Pause wurde genützt, um die Infrastruktur in der Alten Au zu verbessern und auszubauen. Mittel- und langfristig will sich der Klub wieder nach oben orientieren. Das Ziel für die kommenden Jahre ist der Aufstieg in die Regionalliga.