St. Pölten Hauptbahnhof
OEBB/Robert Deopito
OEBB/Robert Deopito
Verkehr

Ein Drittel kann keine Öffis nützen

Mehr als ein Drittel der niederösterreichischen Arbeitnehmer hat laut einer neuen Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) keinen oder nur schlechten Zugang zu Öffis. AKNÖ-Präsident Markus Wieser fordert daher einen massiven Ausbau.

Ein Forschungsteam der Technischen Universität Wien (TU Wien) führte die Verkehrsstudie im Auftrag der AKNÖ durch, am Freitag wurden die Ergebnisse präsentiert. 15 Prozent der niederösterreichischen arbeitenden Bevölkerung haben überhaupt keinen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, 21 Prozent haben einen sehr schlechten Zugang. Das heißt, es fährt nur selten ein Bus oder Zug oder die nächste Haltestelle ist sehr weit entfernt.

Auf der anderen Seite haben nur 6,6 Prozent einen sehr guten Zugang zu Öffis. Studienergebnisse, die für Kritik bei Arbeiterkammer-Präsident Markus Wieser sorgen. "Wenn man den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern immer wieder ausrichtet, sie mögen doch auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, dann muss es dafür auch das Angebot geben“, sagte er. „Wir haben uns daher ein Jahr lang sehr intensiv mit der Fragestellung befasst, was mit den bestehenden Strukturen möglich und notwendig ist, um den öffentlichen Verkehr nachhaltig auszubauen und langfristig zu verbessern. Die TU Wien hat in unserem Auftrag eine umfassende Studie erarbeitet, um Lösungsvorschläge aufzuzeigen.“

Mehr Bus- und Bahnangebote sowie Taktverdichtungen

Es seien etwa Investitionen in die Schieneninfrastruktur notwendig, auch das Angebot bei Bussen und Zügen müsse gesteigert werden. Für die sogenannte erste und letzte Meile zum Wohn- bzw. Arbeitsort seien ebenfalls Rufbusse, Anrufsammeltaxis und sonstige Formen notwendig, forderte Wieser. „Dabei wurden natürlich auch der Ausbau der einzelnen Trassen, die Verbreiterung von Zubringerstrecken bzw. der mehrgleisige Ausbau angedacht. Darüber hinaus wurden ausführlich Taktverdichtungen, Elektrifizierung oder der Wechsel von Bus auf Schiene ausgearbeitet", schilderte der AKNÖ-Präsident.

Laut Studienergebnissen sei es etwa in Baden, Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha), Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf), St. Pölten, Wiener Neustadt und im Bezirk Mödling sinnvoll, von Bus auf Straßenbahn umzusteigen. Um den öffentlichen Verkehr in Niederösterreich attraktiver zu machen, empfehlen die Studienautoren außerdem die Bahnhöfe als Lounges zu gestalten, den Radverkehr als Zubringer zu attraktivieren oder die bessere Bewirtschaftung von Park-and-ride-Anlagen.

Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP), der die Studie von der Arbeiterkammer erhalten hatte, betonte am Freitag, dass man die Vorschläge ernst nehme, die Studienergebnisse nun prüfen lässt und sich mit allen Partnern dazu beraten will. „Gerade was den Ausbau der Schieneninfrastruktur und der Bahnangebote belangt, braucht es auch die Bereitschaft des Bundes, Geld in die Ost-Region zu investieren. Das Papier der Arbeiterkammer unterstützt uns dabei in den Verhandlungen rund um das 1-2-3-Ticket, um sicherzustellen, dass derartige Investitionen in den Öffi-Ausbau trotz der budgetär äußerst herausfordernden Tarifpläne weiterhin möglich sind“, so Schleritzko.