Politik

Waidhofen/Thaya: Bürgermeisterin tritt zurück

Paukenschlag am Montag in der Bezirkshauptstadt Waidhofen an der Thaya: Eunike Grahofer (ÖVP), die erst am 28. Jänner einstimmig zur Bürgermeisterin gewählt worden ist, tritt mit 1. Juni von allen politischen Funktionen zurück.

In einem offenen Brief, der an die Bevölkerung der Stadt ging, gab Eunike Grahofer ihren Entschluss bekannt: Sie tritt mit 1. Juni als Bürgermeisterin zurück und will sich fortan wieder ihrer Selbstständigkeit und ihren sozialen Projekten widmen.

Auf Anfrage des ORF Niederösterreich sprach sie sehr emotional davon, dass vieles in diesen vier Monaten ihrer Amtszeit nicht stimmig gewesen sei. Sie betonte auch eine Formulierung aus dem Brief an die Waidhofner Bevölkerung, nämlich, dass sie bestimmte Machtspiele nicht mitspielen wollte – ohne dabei ins Detail zu gehen.

„Zeit für ehrliches Miteinander ist noch nicht reif“

In dem Brief heißt es konkret: „Die Zeit für ein konstruktives, ehrliches Miteinander ist noch nicht reif. Ich kann meinen eingeschlagenen Erfolgsweg nicht durchziehen, da es an Unterstützung und dem Willen zum politischen Miteinander und dem Willen zum gemeinsamen Wohle unserer tollen Stadtgemeinde mangelt.“

In den „Bezirksblättern“ wird angedeutet, dass es seitens der Rathausverwaltung seit Monaten zu Mobbing-Vorwürfen gegenüber der Politik in Waidhofen gekommen und das Arbeitsklima vergiftet sei. ÖVP-interne Auseinandersetzungen wollte Grahofer gegenüber den „Bezirksblättern“ nicht kommentieren.

Sie hoffe, dass künftig alle politisch beteiligten Personen begreifen, dass sie im gleichen Boot sitzen und es Kraftverschwendung sei, in verschiedene Richtungen zu rudern. Einen weiteren Kommentar wolle sie dazu nicht abgeben, sagte sie, und bat, diese Haltung zu respektieren. Und: „Ich arbeite gerne dort weiter, wo man etwas bewegen kann. Alles andere ist verschwendete Lebenszeit.“

ÖVP bedauert die Entscheidung Grahofers

Es dürfte parteiintern Differenzen gegeben haben. Dass diese mit der Landespartei bestanden hätten, stellte man dort aber in Abrede: Die größten Probleme hätte in Waidhofen die politische Führung mit der Stadtverwaltung, hieß es am Montagnachmittag von der ÖVP Niederösterreich. Grahofer aber hatte sich in ihrem Rücktrittsschreiben ausdrücklich bei dem Team der Stadtverwaltung bedankt.

ÖVP-Bezirksparteiobmann Eduard Köck sagte in einer Aussendung, dass er Grahofers Entscheidung bedaure, „zumal sie als Person weit über die Parteigrenzen hinaus geschätzt wurde“, die Volkspartei Waidhofen an der Thaya werde „schnellstmöglich zusammenkommen, um die nächsten Schritte im Sinne der Stadt zu besprechen.“

Alt-Bürgermeister und ÖVP-Gemeindeparteiobmann Robert Altschach nehme die Entscheidung von Grahofer „mit großem Bedauern zur Kenntnis“ und bedankte sich für deren Arbeit für die Stadtgemeinde als Bürgermeisterin, Stadträtin und für ihr ehrenamtliches Engagement im Gesundheitsbereich. Am Schluss der Aussendung schrieb Altschach, der von 2013 bis 2021 Bürgermeister war: „Bereits zu meiner Amtszeit gab es grobe Diskrepanzen zwischen Politik und Verwaltung. Wer das Amt des Bürgermeisters übernimmt, muss wissen, dass er dieses Problem vorrangig lösen muss. In allen anderen Gemeinden besteht zwischen Politik und Verwaltung ein Vertrauensverhältnis, das es in unserer Stadt leider schon lange nicht mehr gibt.“