SANKT POELTEN,AUSTRIA,11.MAY.21 – SOCCER – tipico Bundesliga, qualification group, SKN Sankt Poelten vs SCR Altach. Image shows Ahmet Muhamedbegovic (St.Poelten). Photo: GEPA pictures/ Walter Luger
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SPORT

SKN nach Abstieg vor totalem Umbruch

Nach fünf Jahren in der Fußball-Bundesliga ist der SKN St. Pölten seit vergangenem Samstag wieder zweitklassig. Nach der Abfuhr in den Relegationsspielen gegen Austria Klagenfurt steht der Verein vor einer ungewissen Zukunft. Es droht ein totaler Umbruch.

St. Pölten versinkt in der Zweitklassigkeit. Was sich im Herbst noch kaum jemand hätte vorstellen können, ist im Frühjahr bittere Realität. Nach einer katastrophalen Saison mit den wenigsten Punkten und wenigsten Siegen, steht am Ende der Abstieg. „Am liebsten würde ich weinen“, gesteht Tormann und Kapitän Christoph Riegler. „Man muss ehrlich hinterfragen, ob in diesem Jahr alles richtig gelaufen ist.“

Luxbacher: „Wir haben alles falsch gemacht“

Riegler gehört zu den wenigen Spielern, die mit St. Pölten 2016 den Aufstieg in die Bundesliga feierten, und heute noch im Kader sind. „Mir tut es extrem weh. Ich bin elf Jahre da, habe viel mit dem Verein erlebt und alles investiert, damit wir in die Bundesliga kommen. Es war eine wunderschöne Zeit.“ Ob Riegler dem Verein erhalten bleibt, ist wie bei vielen anderen Spielern äußerst fraglich.

SANKT POELTEN,AUSTRIA,29.MAY.21 – SOCCER – tipico Bundesliga relegation, SKN Sankt Poelten vs SK Austria Klagenfurt. Image shows the rejoicing of A.Klagenfurt. Photo: GEPA pictures/ Johannes Friedl
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Frustriert und enttäuscht mussten die St. Pöltner Spieler am Samstag mit ansehen, wie Klagenfurt den Aufstieg feierte

Dabei hatte der SKN trotz der miserablen Saisonausbeute von nur fünf Siegen noch eine zweite Chance bekommen, doch noch in der Liga zu bleiben. Diese wurde allerdings kläglich vergeben. In zwei Relegationsspielen gegen Zweitligist Austria Klagenfurt ging der als Favorit gehandelte SKN mit einem Gesamtscore von 0:5 unter.

Dementsprechend hart ging Mittelfeldspieler Daniel Luxbacher mit sich, der Mannschaft und dem Verein ins Gericht. „Wir haben so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Es hat uns an allem gefehlt. Es tut mir extrem leid für den Verein und für die Mitarbeiter. Schlussendlich sind wir leider verdient abgestiegen.“

Schwierige Suche nach Antworten

Seit Sonntag versuchen die Vereinsverantwortlichen Ursachenforschung zu betreiben und Antworten auf die zwei drängendsten Fragen zu finden: Wie konnte es so weit kommen? Und wie soll es in der Zweiten Liga weitergehen? Wenige Minuten nach dem Schlusspfiff in der NV Arena herrschte bei General Manager Andreas Blumauer vor allem eines: Ratlosigkeit.

„Wir haben jetzt drei Trainer gehabt in dieser Saison. Alle drei haben gesagt, dass die Qualität in der Mannschaft stimmt. Fakt ist aber, dass wir nichts gewonnen haben. Das passt nicht zusammen“, so Blumauer. Jetzt müsse die komplette Saison noch einmal aufgearbeitet werden. „Wir müssen schauen, was falsch gelaufen ist.“

SANKT POELTEN,AUSTRIA,29.MAY.21 – SOCCER – tipico Bundesliga relegation, SKN Sankt Poelten vs SK Austria Klagenfurt. Image shows the fans of St.Poelten. Photo: GEPA pictures/ Walter Luger
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Nach dem bitteren Abstieg aus der Fußball-Bundesliga äußerten die St. Pöltner Fans ihren Unmut

Im Herbst bahnte sich der tiefe Fall des SKN noch nicht an. Unter Trainer Robert Ibertsberger gelang der Saisonstart, sogar das Erreichen der Meistergruppe schien realistisch. Zu Beginn der Rückrunde begann allerdings die Abwärtsspirale. Ibertsberger musste nach der ersten Runde der Qualifikationsgruppe, einem 0:1 gegen die Admira, gehen.

Trainerwechsel bremsen Absturz nicht

Damals lagen die Niederösterreicher zwar noch punktgleich, aber zwei Ränge vor dem Tabellenende. Geht es nach Abwehrspieler Kofi Schulz, war das eine falsche Entscheidung: „Für mich war auch der Trainerwechsel ausschlaggebend, das hat uns schon ein bisschen auseinandergebrochen. Mit ihm wären wir meiner Meinung nach wahrscheinlich nicht in dieser Situation.“

Sportdirektor Georg Zellhofer konnte als Interimstrainer mit zwei Punkten aus fünf Spielen das Ruder genauso nicht herumreißen wie Gerald Baumgartner, der in sechs Partien nur einmal (3:3 gegen Altach) nicht verlor. „Dass diese Spirale so lange nach unten gegangen ist und kein Trainerwechsel geholfen hat, ist zu hinterfragen. Jeder muss vor der eigenen Tür kehren“, betonte Baumgartner.

SANKT POELTEN,AUSTRIA,29.MAY.21 – SOCCER – tipico Bundesliga relegation, SKN Sankt Poelten vs SK Austria Klagenfurt. Image shows head coach Gerald Baumgartner (St. Poelten). Photo: GEPA pictures/ Johannes Friedl
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Ob Gerald Baumgartner auch nächste Saison noch Trainer beim SKN St. Pölten sein wird, ist eine von vielen offenen Fragen

Die Konsequenz könnte nun ein kompletter Umbruch im Verein sein. Zahlreiche Spieler, die keinen gültigen Vertrag für die Zweite Liga haben, werden gehen. Und auch in der Führungsriege wird es Veränderungen geben. Der Vertrag von Trainer Gerald Baumgartner hätte sich mit dem Klassenerhalt automatisch verlängert. Nun steht hinter seiner Zukunft ein großes Fragezeichen.

Starke Einschränkungen beim Budget

Ebenso offen ist, wie es mit Sportdirektor Georg Zellhofer in St. Pölten weitergeht. Und auch an Andreas Blumauer gibt es schon seit längerer Zeit Kritik. Das Ziel „Sofortiger Wiederaufstieg“ wollte der General Manager nach dem Relegationsdebakel gegen Klagenfurt jedenfalls nicht ausrufen. „Wir werden alles probieren, aber jetzt schon zu sagen, wir wollen nächstes Jahr sofort wieder hinauf, wäre zu verfrüht.“

Wirtschaftlich stehe der Verein trotz des Abstiegs auf soliden Beinen, so Blumauer. „Es wird zwar starke Einschränkungen beim Budget geben. Wir werden aber nicht in ein Loch fallen.“ Am Dienstag könnten die ersten wichtigen Entscheidungen fallen. Es sollten die richtigen sein. Ansonsten könnte es in der Landeshauptstadt für längere Zeit keinen Bundesliga-Fußball mehr geben.