Norbert Nowotny
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Coronavirus

Virologe blickt optimistisch Richtung Sommer

Die steigenden Impf- und die niedrigen Infektionszahlen stimmen viele Menschen optimistisch. So auch den Virologen Norbert Nowotny, der sich im Hinblick auf die bisherigen Varianten noch nicht besorgt zeigt. Er appelliert aber, weitherin mit Hausverstand zu agieren.

Nicht nur die steigende Anzahl an Impfungen, sondern auch die zunehmenden Temperaturen lassen die Coronavirus-Zahlen aktuell sinken. „Zwölf Tage nach den ersten Öffnungsschritten flacht die Kurve etwas ab und beginnt, in die Horizontale überzugehen. Das ist aber nicht tragisch, denn wir befinden uns auf einem sehr guten und niedrigen Niveau“, betont der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Gespräch mit noe.ORF.at.

Die Infektionszahlen könnten sogar wieder ansteigen, glaubt Nowotny: „Es ist anzunehmen, dass die Zahlen durch die weiteren geplanten Öffnungsschritte vielleicht noch etwas steigen werden. Aber parallel dazu werden auch immer mehr Menschen immun sein, und das wird sich in etwa die Waage halten.“ Sollte es wieder zu größeren Clusterbildungen in einzelnen Regionen kommen, „dann werden regionale Maßnahmen eingesetzt werden“, so Nowotny. Die verpflichtenden Ausreisetests beispielsweise hätten gut gewirkt.

Nowotny: Durchimpfungsrate sollte im Herbst wirken

Der Virologe geht davon aus, „dass wir einen schönen Sommer haben werden“. Wie die Lage im Herbst sein wird, ist noch unklar. Es gebe verschiedene Einschätzungen. Nowotny rechnet aber damit, dass die Durchimpfungsrate bis dahin wirkt: „Das heißt, der dann negative Saisonalitätseffekt – Atemwegsinfekte haben ihre Hochsaison im Herbst und Winter – sollte durch die hohe Durchimpfungsrate eigentlich wettgemacht werden.“

Auch die aktuellen Varianten des Virus beunruhigen Nowotny nicht, denn die Impfungen seien ein guter Basisschutz gegen alle derzeit zirkulierenden Mutationen. „Wenn wir auch weiterhin das Monitoring sehr genau machen und auch auf die Virusvarianten untersuchen, dann können wir entstehende Cluster mit diesen Virusvarianten relativ rasch eingrenzen“, hält er fest.

Appell an Bevölkerung, sich impfen zu lassen

Für die angestrebte Herdenimmunität sei notwendig, dass sich 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, sagt Nowotny. Deshalb ruft er Unentschlossene auf, sich impfen zu lassen. Und auch Kinder und Jugendliche sollten sich dem Experten zufolge impfen lassen. Denn vor allem die britische Variante komme bei Kindern und Jugendlichen häufig vor. Derzeit ist die Impfung für Kinder und Jugendliche nur mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer möglich, die Zulassung für Moderna dürfte laut Nowotny aber ebenfalls bald erfolgen.

Bei allem Optimismus empfiehlt der Virologe für den Sommer aber dennoch, nach wie vor auf den eigenen Hausverstand zu hören. Und: „Natürlich sollte jeder Einzelne achtsam sein“, so Nowotny. Er rät außerdem dazu, vorerst auf allzu exzessives Feiern angesichts der wiedergewonnenen Freiheit zu verzichten. Insgesamt befinde sich Österreich aber auf einem guten Weg im Kampf gegen die Pandemie.