Franz Schnabl
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
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Politik

Kinderbetreuung: Deutliche Kritik der SPÖ

Die SPÖ fordert eine ganztägige, kostenfreie und flächendeckende Kinderbetreuung. Mit gutem Beispiel würden sozialdemokratisch geführte Bundesländer wie Wien, das Burgenland und Kärnten vorangehen. Am System in Niederösterreich übt die SPÖ Kritik.

Niederösterreich sei sowohl bei den Schließtagen als auch bei den Kosten Spitzenreiter, kritisiert der Landesparteivorsitzende der SPÖ Niederösterreich, Franz Schnabl: „Sind es in Niederösterreich 30,5 Schließtage, gibt es davon zum Beispiel in Wien nur 6,9.“ Damit alle Menschen ihr Recht auf Arbeit in Anspruch nehmen können, müssten Familie und Beruf besser vereinbar sein. „Davon sind wir hier leider meilenweit entfernt“, so Schnabl bei einer Pressekonferenz am Dienstagvormittag im Regierungsviertel in St. Pölten.

Konkret fordert die SPÖ eine flächendeckende und kostenfreie Kinderbetreuung bis 18.30 Uhr. „Im Moment ist diese nur bis 13.00 Uhr gratis.“ 80 Millionen Euro mehr würden die SPÖ-Pläne im Jahr kosten: „Ich glaube, dass es bei einem Budget von knapp achteinhalb, neun Milliarden Euro am Geld nicht scheitern kann.“ Vielmehr scheitere es an den politischen Prioritäten, sagt Schnabl. „Die ÖVP hat hier einen anderen Zugang, eher einen konservativen Zugang, dass es wichtig für die Kinder ist, dass die Frauen zuhause sind.“

Frauen „nicht Systemerhalter, sondern das System“

In Zeiten des Lockdowns seien es gerade Frauen gewesen, die unter der Mehrfachbelastung gelitten hätten: „Die Lage der Frauen hat sich in den vergangenen Monaten sehr zugespitzt und verschlechtert“, so die Landtagsabgeordnete und SPÖ-Frauenvorsitzende Elvira Schmidt. Frauen seien vielfach nicht nur „Systemerhalter, sondern sie sind das System vom Homeschooling über den Haushalt bis hin zur Betreuung pflegebedürftiger Personen.“

Mehr Wertschätzung und deshalb mehr Unterstützung für Eltern fordert die Familiensprecherin der SPÖ und Landtagsabgeordnete Kerstin Suchan-Mayr: „Wir haben es gerade in der Pandemie gesehen. Eltern waren Lehrer, Spielgefährte, Unterhalter, Freizeitpädagoge, Koch und vieles mehr. Diese Mehrfachbelastung führt vielfach jedoch auch zu Überbelastung und zu schwierigen Situationen.“

„Mindestens 45 Stunden pro Woche geöffnet“

Laut Suchan-Mayr würden in Niederösterreich viele Betreuungsplätze, die den Vereinbarkeitskriterien entsprechen, fehlen. Konkret gehe es um Einrichtungen, „die mindestens 45 Stunden pro Woche geöffnet haben sollten und das von Montag bis Freitag bzw. mindestens an vier Tagen pro Woche 9,5 Stunden, damit man einer Vollzeittätigkeit, einer entsprechenden Erwerbstätigkeit nachkommen kann.“