Atempädagogin Britta Schwarz hebt Bein einer Patientin
ORF/Anna Perazzolo
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Coronavirus

Mit Atempädagogik gegen Long Covid

Für „Long Covid“-Patienten, die auch lange nach der Erkrankung noch an Atemnot oder Kurzatmigkeit leiden, ist Luft holen oft alles andere als einfach. Besondere Angebote für Betroffene stellt nun der Berufsverband der Atempädagoginnen und Atempädagogen „atem austria“ bereit.

Seit einer im Frühjahr abgehaltenen Fortbildung bieten die Atempädagoginnen und Atempädagogen des Berufsverbandes „atem austria“ ihre Übungen nicht mehr nur Menschen mit Asthma, COPD oder Burnout an, sondern auch „Long Covid“-Betroffenen. Die Genesung soll durch das neue Angebot unterstützt werden.

„Durch die Übungen kann die Funktionalität und die Beweglichkeit im Brustkorb wieder hergestellt werden. Wenn viel mit dem Ausatmen gearbeitet wird, fällt das Luftholen wieder leichter und das Gefühl, bis oben hin in die Brust verschlossen zu sein und keine Luft zu kriegen, löst sich auf“, erklärt Atempädagogin Britta Schwarz im Gespräch mit noe.ORF.at.

Vertrauen in den eigenen Körper wiederfinden

Neben Sängerinnen und Sängern, die sich nach einer Coronavirus-Infektion um ihre Stimme sorgen, befinden sich unter den Klienten der Atempädagogen auch Menschen, deren Ausbildung oder Beruf nicht vorwiegend mit der richtigen Atmung zu tun haben. Das Gefühl, durch die gehemmte Atmung beeinträchtigt zu sein, betreffe aber auch sie.

Atempädagogin Britta Schwarz hebt Arm von Patientin
ORF/Anna Perazzolo
Das Vertrauen in den eigenen Körper und in die eigene Atmung soll durch die Übungen zurückkehren

Pädagogik vs. Therapie

Atempädagogik kann manchen Menschen helfen und Heilungsprozesse unterstützen, entspricht aber keiner Atemtherapie und ersetzt keine medizinische Behandlung. Atemtherapie ist in der Physiotherapie verwurzelt und fällt somit ausschließlich in den Tätigkeitsbereich von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten.

Die grundlegende Erfordernis sei bei den meisten Menschen ähnlich, sagt Britta Schwarz: „Es geht wirklich sehr viel darum, dass man wieder Vertrauen in den eigenen Körper und in den eigenen Atem gewinnt. Und es ist so wichtig, dass man das Gefühl hat, doch wieder ein bisschen Raum im eigenen Brustkorb zu haben, um durchatmen zu können, sodass man merkt, dass es ja eigentlich doch wieder geht.“

Auswirkungen auf Schlaf und Ängste

Das gilt aber nicht nur für Long Covid-Betroffene. Sonja S. zum Beispiel litt aufgrund jahrelangen Rauchens an Kurzatmigkeit. Nach den Sitzungen mit der Atempädagogin veränderte sich das. „Mein Atem ist viel tiefer geworden, teilweise auch viel bewusster. Ich merke zum Beispiel auch in Stresssituationen, wie sehr mir das hilft. Man kann mit dem Atem im Körper unglaublich viel bewirken“, schildert die Klientin.

Atempädagogin Britta Schwarz behandelt Patientin
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Durch Bewegung und Selbstbeobachtung wird die Beweglichkeit des Brustkorbes wiederhergestellt

In der Atempädagogik von „atem austria“ setze man auf Bewegung und Selbstbeobachtung, um festgesetzte Atem-Blockaden zu lösen, sagt Britta Schwarz. Denn die richtige Atmung habe auch Einfluss darauf, dass sich der Schlaf verbessere und Ängste und Sorgen in den Hintergrund treten würden.

Auch im Alltag sei die richtige Atmung wichtig, sagt die Atempädagogin. Beim Tragen einer FFP2-Maske zum Beispiel könne man „bewusst darauf achten, durch die Nase statt durch den Mund zu atmen“, so Schwarz. Zum einen gelange der Atem dadurch tiefer in den Bauch, was beruhigend wirke, zum anderen könne dadurch mehr Sauerstoff aufgenommen werden.