Gruppenfoto PK Caritas
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Soziales

Caritas startet mit Haussammlung

Wenn es in den kommenden Tagen an der Tür klingelt, könnte das ein Haussammler der Caritas sein. Sie sammeln für Menschen in der Region, die in Not geraten oder von Armut betroffen sind. Am Mittwoch fiel in St. Pölten der Startschuss für die Aktion.

Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, psychische Probleme, Krankheit: Durch die Coronakrise leiden derzeit viele Menschen unter finanziellen Sorgen. 40 Prozent mehr Hilfesuchende haben sich im vergangenen Jahr an die Caritas gewandt. Daher machen sich auch heuer wieder 4.500 Haussammlerinnen und Haussammler in 900 niederösterreichischen Pfarren auf den Weg von Tür zu Tür, um für jene zu sammeln, die gerade jetzt dringend Unterstützung benötigen.

Persönliches Gespräch im Vordergrund

Einer von ihnen ist Anton Hiesleitner. Er sammelt seit vielen Jahren in der Gemeinde Euratsfeld (Bezirk Amstetten). Ihm ist es wichtig, Zeit für die Menschen zu haben und nicht nur, Geld zu sammeln: „Es war mir immer schon ein Anliegen, dass man zu den Leuten kommt, dass man den Leuten helfen kann. Da gibt viele Leute, die sich nichts zu sagen trauen, dass es ihnen schlecht geht, das erfährt man dann erst von den Nachbarn. Es gibt viele einsame Leute. Das Geld ist auch wichtig, aber ich glaube, dass das persönliche noch wichtiger ist.“

Haussammler Caritas
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Anton Hiesleitner sammelt seit vielen Jahren in seiner Heimatgemeinde Euratsfeld für die Caritas

Hilfe für hoffnungslose und verzweifelte Menschen

Gespendet werden kann bei den Sammlerinnen und Sammlern direkt und in bar. Auf diese Weise kam 2019 eine Million Euro zusammen. Im Vorjahr waren die Haussammlungen aufgrund der Pandemie nicht möglich, über Postwurf-Informationen und Erlagscheine spendeten die Menschen aber dennoch 580.000 Euro, sagt der Direktor der Caritas der Diözese St. Pölten, Hannes Ziselsberger, der selber auch sammeln geht: „Dadurch, dass die Spenderinnen und Spender die Haussammlungen unterstützen, unterstützen sie Menschen, die hoffnungslos sind, die verzweifelt sind, die Hilfe und einen sicheren Ort brauchen. Wir sind dort, wo Menschen ihre Miete nicht zahlen können, wo Menschen ihre Energiekosten nicht decken können, wo sie nicht wissen, wie sie zu Kleidung oder zu Nahrungsmitteln kommen“, so Ziselsberger bei der Pressekonferenz am Mittwoch.

Die Coronavirus-Krise sei nicht nur eine Gesundheitskrise, sondern auch eine soziale, eine psychosoziale und eine Bildungskrise und die Zeit der Not werde noch lange nicht vorbei sein, so Klaus Schwertner, der Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien: „Immer mehr Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher haben sich in den letzten Monaten teilweise sehr verzweifelt an uns gewandt, ich denke nur an die Corona-Nothilfe-Hotline, die wir eingerichtet haben. Wir haben gemerkt, dass sich teilweise bis zu 40 Prozent mehr Hilfesuchende bei der Caritas gemeldet haben.“ Und ihnen soll schnell und unbürokratisch geholfen werden.

Pressebild Caritas Pk
NLK Filzwieser
Caritasdirektor Hannes Ziselsberger, Bischof Alois Schwarz, Sozial-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und geschäftsführenden Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien Klaus Schwertner

Bischof Schwarz: „Das Leben wohnt bei mir“

Konkret profitieren knapp 15.000 Menschen in unserem Bundesland von den Haussammlungen, das Geld bleibt in der Region. Natürlich gebe es auch außerhalb Niederösterreichs viele hilfsbedürftige Menschen, so Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP), „aber in dieser Aktion geht es um die, die uns ganz nahe sind. Vielleicht wissen wir das gar nicht, vielleicht wohnen sie nebenan und wir haben noch nie mit ihnen geredet. Aber sie reden dann mit der Caritas und ihnen wird mit dem Zwanziger oder mit dem Fünfer oder dem Zehner, den man gibt, ganz konkret geholfen“, so Teschl-Hofmeister.

Auch Diözesanbischof Alois Schwarz betont, dass die Haussammlung für die stille Hilfe und die große Mitmenschlichkeit der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher stehe: „Die Not wohnt bei dir im Ort, also in deinem Haus, in deiner Wohnung. Und unsere Aufgabe, ist es, dass die Menschen denken: Das Leben wohnt bei mir. Und wenn ich zu wenig Lebenskraft aus mir selber habe, gibt es welche, die mir helfen und das, was ich gebe, fördert das Überleben anderer. Also es entsteht hier ein Lebensprogramm durch die Caritas“, so Schwarz zum Auftakt der Aktion. Natürlich halten sich die Sammlerinnen und Sammler an alle geltenden Corona-Maßnahmen. Jene Menschen, die nicht angetroffen werden, können – wenn sie wollen – mittels Erlagschein spenden.