GW St. Pölten Elektronik Schaltschrank Fertigung Produktion
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„Im Fokus“

GW St. Pölten: Integrativ und hochmodern

Die GW St. Pölten ist einer von acht integrativen Betrieben in Österreich. Rund 70 Prozent der Beschäftigten haben eine Behinderung. Die Geschützte Werkstätte hat sich mittlerweile zum hochmodernen Industriebetrieb entwickelt.

Die Produkte der GW St. Pölten könnten vielfältiger gar nicht sein: Von Metallprofilen und Blechteilen über Vorhänge und Hygieneartikel bis hin zu Schildern und Schaltschränken. Während die Produktion all dieser Artikel früher auf sechs Standorte in St. Pölten verteilt war, ist heute alles an einem Standort im Süden der Landeshauptstadt vereint.

„Ich habe da so einen Spruch. Wir sind keine Deckerlsticker, Körberlflechter und Drahttierebastler“, sagt Gerhard Nachförg, Geschäftsführer der GW St. Pölten Integrative Betriebe GmbH. „Die Vorbehalte sind natürlich, dass man von der Vergangenheit mit geschützter Werkstätte Therapie verbindet. Das sind wir nicht. Wir sind ein Industriebetrieb modernen Formates und beschäftigen über 500 Mitarbeiter. Das wäre sonst auch nicht möglich, wenn man zu Weltmarktpreisen entsprechend produzieren muss.“

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GW St. Pölten ist eines von wenigen Unternehmen in Österreich, das Schaltschränke für den US-amerikanischen sowie den kanadischen Markt produzieren darf

Elektronik für Rolltreppen in ganz Europa

Insbesondere bei den Schaltschränken hat sich die GW St. Pölten auch im Ausland einen Namen gemacht. So ist die GW St. Pölten nicht nur eines von wenigen Unternehmen in Österreich, das die Berechtigung hat, Schaltschränke für den US-amerikanischen und den kanadischen Markt zu produzieren, auch ein namhafter Rolltreppenhersteller greift bei der Elektronik auf Schaltschränke „made in St. Pölten“ zurück.

„Wenn man in den U-Bahn-Stationen, etwa am Wiener Westbahnhof, die Rolltreppe benutzt, dann kommt die Steuerung zu 100 Prozent aus unserem Haus“, erklärt Mario Schuh, Bereichsleiter für Elektronik.

Hebehilfen und höhenverstellbare Tische

Um etwaige Hürden für Menschen mit einer Behinderung abzubauen, hat man sich bei der GW St. Pölten verschiedene Lösungen einfallen lassen. Das betrifft Hebehilfen genauso wie höhenverstellbare Tische. Außerdem gibt es einen sogenannten Kabelpaternoster, mit dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell und problemlos an das gerade benötigte Kabel kommen.

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Der Kabelpaternoster umfasst bis zu 250 Kabeltrommeln

„Der Kabelpaternoser ist in der jetzigen Ausführung 14 Meter hoch. Er fasst bis zu 250 Kabeltrommeln, je nachdem welche Größe diese Trommeln haben. Derzeit legen wir ungefähr 15.000 bis 20.000 Meter Kabel pro Woche ab“, sagt Bereichsleiter Schuh.

Lehrlingsausbildung als wichtiges Thema

Nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels hat auch das Thema Lehrlingsausbildung bei der GW St. Pölten einen besonderen Stellenwert bekommen. Egal ob drehen oder auch fräsen, die Lehrlinge werden laut dem Unternehmen so früh wie möglich in die Produktionsprozess eingebunden.

Integrativer Betrieb in St. Pölten

Die Firma GW St. Pölten ist einer von acht integrativen Betrieben in Österreich. Etwa 70 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort haben eine Behinderung. Und sie alle arbeiten für einen hochmodernen Industriebetrieb.

„Zusätzlich haben wir eine integrative Betriebslehre, das heißt, wir bilden jugendliche, behinderte Mädchen oder Burschen aus und zwar mit dem Ziel, einen formellen Lehrabschluss zu machen und dann für den ersten Arbeitsmarkt einzusetzen“, so Geschäftsführer Nachförg. Dabei greift die GW St. Pölten auf die eigenen Netzwerke zurück und hilft den Jugendlichen dabei, am Arbeitsmarkt unterzukommen.

Enorme Nachfrage nach MNS-Masken

Insbesondere zu Beginn der Pandemie stellte der St. Pöltner Betrieb Flexibilität unter Beweis. Statt Vorhängen oder Rückhaltegurten für Einsatzfahrzeuge wurde die Produktion kurzerhand auf Mund-Nasen-Schutzmasken umgestellt, die plötzlich massiv gefragt waren. Später stellte die GW St. Pölten auch Sicht- und Trennwände, Gesichtsschilder und Handdesinfektionspender her.

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Nach Ausbruch der Corona-Pandemie produzierte die GW St. Pölten in großem Stil Mund-Nasen-Schutzmasken

Aufgrund der schnellen Umstellung sei es auch gelungen, gut über die Corona-Pandemie hinwegzukommen, sagt Nachförg. So habe man unter anderem von der Kurzarbeit keinen Gebrauch gemacht. Aktuell kämpft man wie viele andere Unternehmen damit, dass Rohmaterialen nur schwer verfügbar sind. Bei der GW St. Pölten zeigt man sich aber zuversichtlich, dass man auch diese Hürde nehmen wird.