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WIRTSCHAFT

Verhaltenes Comeback der Reisebusse

Die Reisebusbranche war von der Pandemie besonders betroffen. 165 Unternehmen in Niederösterreich brach die Grundlage weg, 700 Reisebusse standen seitdem großteils still. Ab 10. Juni dürfen sie wieder vollbesetzt fahren, das Comeback verläuft verhalten.

Nach dem völligen Einbruch im März des Vorjahres kehrte vergangenen Sommer wieder die Möglichkeit des Reisens im Bus kurzfristig zurück, ehe die zweite Welle im Herbst die Branche in den totalen Stillstand drängte – der bis jetzt anhält. Erst in den vergangenen Wochen wurden einige Tagesausfahrten mit der erlaubten 50-Prozent-Auslastung angeboten.

Ab 10. Juni darf wieder vollbesetzt gefahren werden. Beim Mostviertler Unternehmen Kerschner aber sind von fünfzehn Bussen vorläufig nur sieben angemeldet worden, bestätigt Geschäftsführer Richard Kerschner gegenüber noe.ORF.at: „Die Buchungslage ist so, dass wir wissen, dass wir in nächster Zeit nicht alle brauchen werden. Die Branche hat eine Vorlaufzeit von einem halben bis einem Dreivierteljahr. Ich hoffe auf den Herbst und dass sich einiges tut wenn Schulen Sportwochen veranstalten.“

Senioren wollen wieder reisen

Das Interesse an Reisen mit dem Bus sei Kerschner zufolge aber vorhanden. Das bestätigt auch die Senioren-Reiseleiterin Hermine Jagersberger aus Scheibbs. Man wolle in Bussen fahren, um der Gemeinschaft Willen. Viele würden gern wieder reisen und fühlten sich auch durch die Impfung entsprechend sicher, einige seien noch verängstigt, aber die blieben eben zu Hause, sagt sie.

Die Vorsichtsmaßnahmen in den Bussen werden penibel eingehalten, wird betont. So gilt eine Maskenpflicht für alle und im Bus sorgt ein System für kompletten Luftaustausch alle fünf Minuten. Dazu komme ein Desinfektionssystem, das für die Flusskreuzfahrt entwickelt worden sei, beschreibt Busbetriebsleiter Dominik Karner.

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Ab 10. Juni dürfen auch Reisebusse wieder vollbesetzt fahren. Noch fehlen aber ausreichend Gäste, um alle Plätze füllen zu können.

Beschwerde an Bundesregierung

In Loosdorf (Bezirk Melk) hat Unternehmer Simon Edtbrustner zwei nagelneue Reisebusse seit eineinhalb Jahren stehen, die noch nie benützt wurden. Der Bundesregierung schrieb er einen Beschwerdebrief, weil Reisebusse zuletzt seiner Meinung nach benachteiligt worden seien: „Wir haben nur eine 50-prozentige Auslastung genehmigt bekommen, während andere Verkehrsmittel wie Züge oder auch Linienbusse 100 Prozent Auslastung zugestanden bekamen, obwohl diese nicht wissen, wer die Passagiere sind. Wir hingegen kennen jeden einzelnen Fahrgast.“

Inzwischen ist diese Diskussion zu Ende, auch Reisebusse dürfen vollbesetzt fahren, wenn auch – wie Simon Edtbrustner betont – die Auslastung den Aufwand noch nicht lohnt. Aber er fahre auch Tagesausflüge mit zehn oder 15 Gästen, denn die hätten es sich verdient. Und das gilt wohl für die meisten der 165 niederösterreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer dieser Branche.