Sevinja Hamzaeva
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Chronik

Bleiberecht: „Müssen keine Angst mehr haben“

Ende Jänner ist in Eichgraben (Bezirk St. Pölten) gegen die Abschiebung einer georgischen Familie demonstriert worden. Nun steht fest, dass die betroffene Frau und ihre Kinder bleiben dürfen. Sie zeigt sich dankbar, es sei „schön, keine Angst mehr haben zu müssen“.

Ende Jänner war gegen die georgische Familie ein aufrechter Abschiebebescheid ausgestellt und der Abschied aus Österreich nach fünf Jahren scheinbar fixiert. Bis zu einer erhofften Neubewertung der Situation tauchten die Frau und ihre drei Kinder daraufhin unter und lebten versteckt bei Bekannten. „Es war keine leichte Zeit – vor allem für die Kinder nicht“, erinnert sich Sevinj Hamzaeva im Gespräch mit noe.ORF.at.

In Eichgraben (Bezirk St. Pölten) reagierte ein Großteil der Einwohnerinnen und Einwohner mit Entsetzen auf die drohende Abschiebung der als sehr gut integriert geltenden Familie. Spontan wurde eine Kundgebung angesetzt, an der sich mehrere hundert Menschen beteiligten. Auch Eichgrabens Bürgermeister Georg Ockermüller (ÖVP) sowie weitere Mitglieder des Gemeinderates sprachen von einem „Musterbeispiel der Integration“ und wandten sich an Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), um die Situation bezüglich eines humanitären Bleiberechtes neu zu bewerten. Zudem trat der Bürgermeister in persönlichen Kontakt mit der Fremdenrechtsbehörde in St. Pölten.

Befristeter aufrechter Bleiberechtstitel

Dass sie sich vier Monate nachdem gegen ihre Abschiebung protestiert wurde, nun doch wieder legal in Eichgraben (Bezirk St. Pölten) aufhalten kann, hatte sie zwar gehofft, aber nicht erwartet. Mittlerweile hat die Familie humanitäres Bleiberecht zugesprochen bekommen. „Es ist sehr schön, dass wir jetzt keine Angst mehr haben müssen und ich bin allen Menschen, die das ermöglicht haben, unendlich dankbar“, so die geborene Georgierin, die seit fünf Jahren mit ihren drei Kindern in Österreich lebt.

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Sevinj Hamzaevas Leben in Eichgraben (Bezirk St. Pölten) geht nun weiter, obwohl im Winter alles anders ausgesehen hatte

Der Bleiberechtstitel der Familie ist zwar vorerst nur auf ein Jahr befristet ausgestellt, aber mit Option auf Verlängerung. Über die „Rot-Weiß-Rot–Karte plus“ kann Hamzaeva nun nicht nur in Österreich weiter leben, sondern hat damit auch vollen Zugang zum Arbeitsmarkt. Dass sie bereits im Winter eine fixe Jobzusage als mobile Heimhilfe bei der Caritas bekommen hatte, dürfte bei der Neubewertung ihrer Situation letztlich geholfen haben.

Auch Eichgrabens Bürgermeister teilt die Einschätzung, dass eben jene Jobzusage wesentlich mitentscheidend gewesen sei, dass die georgische Familie nun doch in der Gemeinde bleiben darf. „Neben der tollen Integration ist das sicher einer der wichtigsten Punkte gewesen – das haben wir auch bei unseren gemeinsamen Terminen bei der Fremdenbehörde so wahrgenommen“, so Ockermüller.

Georgische Migrantenfamilie wird nicht abgeschoben

Im Jänner 2021 hat eine georgische Migrantenfamilie in Eichgraben (NÖ) ihren Abschiebebescheid erhalten. Wegen eines Caritas-Jobs der Mutter ändert die zuständige Behörde nun ihren Entscheid.

„Familie war schlecht beraten“

Die Kinder besuchen mittlerweile wieder die Schule, ihre Mutter nahm im Mai ihre Arbeit als mobile Heimhilfe auf. Hamzaeva spricht von großer Dankbarkeit, wenn man sie auf die breite Unterstützung sowohl von Freunden, als auch von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie vonseiten der lokalen Politik oder ihrem neuen Arbeitgeber anspricht. Zudem ist sie stolz, in Österreich nun auch arbeiten zu dürfen. „Ich freue mich sehr, dass ich endlich unabhängig bin. Mir gefällt meine Arbeit sehr, weil ich mich freue, wenn ich Leuten, die Unterstützung brauchen, helfen kann und sie unterstützen kann – ähnlich wie ich das hier bekommen habe.“

Laut Einschätzung von Bürgermeister Ockermüller sei im Fall dieser Familie einiges nicht optimal gelaufen. Umso mehr habe er es „als Pflicht empfunden, mich hier einzusetzen. Ich persönlich bin der Meinung, dass die Familie falsch beraten wurde und über viele Jahre eine falsche Hoffnung geschürt wurde.“ Dass Hamzaeva und ihre Kinder letztlich alle notwendigen Kriterien erfüllt hätten, um humanitäres Bleiberecht zugesprochen zu bekommen, bezeichnet er als „die beste Lösung für die Familie, auch die schönste Lösung für alle.“