Von Winzendorf-Muthmannsdorf (Bezirk Wiener Neustadt) in die englische Premier League und als Nummer eins im österreichischen Teamtor zur Europameisterschaft – das ist die Geschichte von Daniel Bachmann. Vor wenigen Monaten hatten selbst Experten den 26-jährigen Niederösterreicher noch nicht auf dem Zettel. Jetzt soll er der Rückhalt im ÖFB-Team bei der EM sein.
„Die letzten Monate hätten für mich nicht besser laufen können. Ich bin mit sehr viel Selbstvertrauen zum Nationalteam gekommen. Zur EURO fahren zu dürfen ist jetzt noch das i-Tüpfelchen“, so Bachmann, nachdem er kurz zuvor mit starken Paraden das 0:0 im letzten Testspiel gegen die Slowakei festgehalten hatte. „Ich freue mich jetzt auf das Turnier und hoffe, dass wir sehr erfolgreich sein werden.“

Bachmann begann seine Fußballerkarriere im Nachwuchs der Admira. Außerdem spielte er für die Wiener Austria, Rapid und Sturm Graz. Bereits mit 16 Jahren folgte der Schritt nach England. Dort konnte sich das junge Tormanntalent aus der Nähe von Wiener Neustadt lange Zeit nicht entscheidend durchsetzen. Von seinem Stammverein Stoke City wurde er jahrelang immer wieder verliehen.
Bachmann wird zum „Batman“
Seinen Durchbruch erlebte der zweifache Familienvater in der abgelaufenen Saison. Bei Zweitligist Watford verdrängte er zunächst Vereinslegende Ben Foster aus der Stammelf und war danach maßgeblich am Aufstieg in die Premier League beteiligt. 13 Mal blieb „Batman“, wie ihn die englischen Fans ob seines schwer auszusprechenden Nachnamens nennen, ohne Gegentor.
Besonders in Erinnerung blieb Bachmann der entscheidende Sieg gegen Millwall, der den vielumjubelten Aufstieg brachte. „Ich bekomme sofort wieder Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das kann man fast nicht beschreiben. Es war ein richtig geiler Tag.“ Spätestens nach diesem Erfolg hatten Bachmann die Fußballexperten auf dem Zettel – darunter auch ÖFB-Teamchef Franco Foda.

Bachmann wurde Mitte Mai nicht nur in den österreichischen EM-Kader berufen, der 26-Jährige durfte ausgerechnet im Wembley-Stadion gegen England (0:1) sein Teamdebüt feiern. „Es war natürlich überragend für mich. Ich lebe und spiele schon einige Jahre in England. Meine Frau ist von dort, meine Kinder sind dort geboren. Das hatte eine spezielle Bedeutung für mich.“
Bachmann zahlt Vertrauen zurück
Die wohl schönste Nachricht erhielt er aber wenige Tage später. Teamchef Franco Foda teilte ihm mit, dass er nicht nur im letzten Testspiel gegen die Slowakei von Anfang an spielen würde, sondern dass er sich auch für ihn als Nummer eins bei der EM entschieden hatte. Bachmann rechtfertigte das Vertrauen mit einem starken Auftritt und rettete das 0:0 gegen die Slowaken mit einigen Glanzparaden.
Lob gab es danach von allen Seiten, auch vom Teamchef: „Daniel ist ein Torwart, der viel mit seinen Vorderleuten kommuniziert. Er ist sehr stark auf der Linie, beim Hinauslaufen und im Eins-gegen-Eins. Ich bin froh, dass er seine starken Leistungen gegen die Slowakei noch einmal bestätigt hat. Er wird unsere Nummer eins bei der EM sein“, so Foda.
Von B wie Baumgartner bis S wie Schlager
Bachmann ist allerdings bei weitem nicht der einzige Leistungsträger aus Niederösterreich, auf den Foda vertraut. In der Abwehr darf sich Freiburg-Legionär Philipp Lienhart aus Lilienfeld berechtigte Hoffnungen auf einen Startelfeinsatz machen – auch wenn Martin Hinteregger und Aleksandar Dragovic in der Innenverteidigung aktuell die Nase vorne haben dürften.
Das zentrale Mittelfeld könnte bei der EM überhaupt fest in blau-gelber Hand sein. Wolfsburg-Legionär Xaver Schlager aus St. Valentin (Bezirk Amstetten) ist unter Foda gesetzt. Und auch der Neunkirchner Florian Grillitsch (TSG 1899 Hoffenheim) ist im Kampf um ein Stammleiberl nicht chancenlos. Auch weil noch nicht klar ist, auf welcher Position David Alaba spielen wird.
Auch Gruppendritter hat Aufstiegschancen
Im offensiven Mittelfeld hat der Waldviertler Christoph Baumgartner das Zeug zum Shootingstar. Der Hoffenheim-Legionär hat bereits drei Länderspieltore auf dem Konto und ist seit seinem Teamdebüt im vergangenen Jahr kaum noch aus der Startelf wegzudenken. Louis Schaub wird es in selbige wohl eher nicht schaffen. Der Luzern-Legionär könnte aber den nötigen Schwung von der Bank bringen.
Die EM-Endrunde beginnt für Österreich am Sonntag (18.00 Uhr) mit dem Duell gegen Nordmazedonien. Die weiteren Gruppengegner lauten Niederlande (Donnerstag, 21.00 Uhr) und Ukraine (Montag, 21.06., 18.00 Uhr). Neben den Gruppenersten und Gruppenzweiten steigen auch die vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale auf.