Landesgericht Wiener Neustadt Außen
ORF.at/Carina Kainz
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Gericht

Kinder unnötig behandelt: Paar vor Gericht

Weil sie ihre Kinder immer wieder unnötigen medizinischen Behandlungen ausgesetzt haben soll, steht in Wiener Neustadt seit Dienstag eine zweifache Mutter vor Gericht. Auch ihr Mann ist angeklagt. Ihnen wird fortgesetzte Gewaltausübung und Betrug vorgeworfen.

Der Fall wurde durch Ärzte ins Rollen gebracht, die wegen der massiven Häufung von Krankenhausaufenthalten Alarm geschlagen hatten. Bei Prozessbeginn am Landesgericht in Wiener Neustadt war am Dienstag von unzähligen Krankenhausaufenthalten der beiden Kinder im Alter von acht und drei Jahren die Rede.

Paar soll zu Unrecht Pflegegeld bezogen haben

Das Mädchen und der Bub sollen jahrelang immer wieder unnötig medizinisch behandelt worden sein. Dadurch soll die Familie auch zu Unrecht Pflegegeld in der Höhe von mehr als 20.000 Euro bekommen haben. Die Staatsanwältin führte zu Prozessbeginn aus, dass ein Kind auch eine Magensonde zur Ernährung bekommen habe. Auch von einer Gewebeentnahme war die Rede.

Die Mutter der beiden Kinder wurde als Erste befragt. Dabei wurden auch einige der Spitalsaufenthalte und Arztbesuche detailliert besprochen. Sie habe sich nie eine Untersuchung oder einen Spitalsaufenthalt für ihre Kinder gewünscht, sondern nur das Beste gewollt, sagte die Angeklagte mit immer wieder zittriger Stimme.

Kinder unnötig medizinisch behandelt: Paar vor Gericht

Weil sie ihre Kinder immer wieder unnötigen medizinischen Behandlungen ausgesetzt haben soll, steht in Wiener Neustadt seit Dienstag eine zweifache Mutter vor Gericht. Auch ihr Mann ist angeklagt. Ihnen wird fortgesetzte Gewaltausübung und Betrug vorgeworfen.

Die Geburt ihrer Tochter sei ein Notkaiserschnitt gewesen, so die Frau, das Kind habe dann wenig getrunken, sie habe immer wieder Panik und Sorge gehabt, dass sich der Zustand verschlechtere. Deswegen sei sie auch in Therapie gewesen. Beim Antrag für das Pflegegeld habe sie sich nichts Böses gedacht – der Bedarf sei durch die Ernährungsprobleme der Tochter da gewesen.

Angeklagte bekannten sich nicht schuldig

Sowohl die Mutter als auch ihr Ehemann bekannten sich zum Vorwurf der fortgesetzten Gewaltausübung und dem Vergehen des Betrugs nicht schuldig. Auf die Frage der Richterin, ob er gewusst habe, dass alle Befunde der Kinder unauffällig gewesen seien, sagt der Familienvater bei seiner Befragung: „Das war mir so nicht bewusst.“ Es sei wohl ganz natürlich, dass man mit einem Kind, das Schmerzen habe, ins Spital gehe, sagte er.

Die angeklagte Mutter vor Gericht
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Die zweifache Mutter bekannte sich ebenso wie ihr Mann nicht schuldig

Laut der Richterin wurden dem Ehepaar die Kinder mittlerweile abgenommen. Dort, wo sie jetzt untergebracht seien, habe man nicht verstehen können, dass die Tochter auf Pflegestufe 4 und der Sohn auf Pflegestufe 1 eingestuft waren. Es gebe jetzt auch keine Auffälligkeiten. Eine Ärztin, die als Zeugin geladen war, beschrieb das Mädchen als ihrem Alter entsprechend wiff, die Mutter hingegen als sehr besorgt.

Der Prozess ist vorerst für zwei Tage anberaumt und wird am Freitag fortgesetzt. Ob es dann bereits ein Urteil geben wird, ist aber noch unklar. Eventuell ist auch ein weiterer Prozesstag notwendig.