In den historischen Kasematten in Wr. Neustadt soll es von 15. September bis 17. Oktober wieder ein ganz besonderes Kunst- und Kulturerlebnis bei der zweiten Auflage des Theaterfestivals „Bloody Crown“ geben. Die Zutaten liefert das Theaterkollektiv wortwiege unter der künstlerischen Leitung von Anna Maria Krassnigg. Sie hat bereits im Vorjahr, im Eröffnungsjahr des Theaterfestivals in Wr. Neustadt, mit aufsehenerregenden Produktionen Erfolge gefeiert – mehr dazu in Macbeth-Neuerzählung in Wiener Neustadt (noe.ORF.at; 10.9.2020).

„Bloody Crown“ umfasst heuer die Uraufführung von Ian McEwans Roman „Nussschale“, einer Fortschreibung des Hamlet-Stoffes, und Georg Büchners „Dantons Tod – Narren, Schurken, Engel“, jeweils in einer Bearbeitung des Theater- und Filmvereins wortwiege, sowie fünf Impuls- und Dialog-Matinéen mit Schriftstellern und Philosophen unter dem Titel „Salon Royal“. Dort soll ein Diskurs über die aufgeführten Stücke und die Fragen, die sie aufwerfen, geführt werden.
Es sprechen hochkarätige Gäste aus Kunst, Literatur und Wissenschaft über Fragen von Macht, deren Bedingungen, Verführungen, Verschiebungen, unterschiedliche Gesichter und Spiele in Gegenwart und Zukunft: die deutsch-georgische Autorin Nino Haratischwili, die Schweizer Autorin, Journalistin und Architektin Zora del Buono, die Philosophin Lisz Hirn, der Schriftsteller und Psychiater Paulus Hochgatterer, der Kulturphilosoph und Essayist Wolfgang Müller-Funk sowie der britische Bestsellerautor Ian McEwan.
Neuer kultureller Fixpunkt
„Die rund 1.500 Besucher des Vorjahres, die ‚Bloody Crown‘ trotz schwierigster Bedingungen zu einer Erfolgsgeschichte gemacht haben, und die Kompetenz, Liebe und Leidenschaft von Anna Maria Krassnigg verlangen geradezu nach Wiederholung", so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei der Programmpräsentation im Palais Niederösterreich in Wien, „die einzigartigen Erlebnisse in den Kasematten sind ein neuer Fixpunkt im Theatersommer Niederösterreich. Zeitgenössische Interpretationen von Klassikern und Uraufführungen von jungen Künstlern sind ein Alleinstellungsmerkmal für Wiener Neustadt.“

Vom Pandemie- zum Kulturhotspot
Wr. Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) erinnerte daran, dass Wiener Neustadt vor drei Monaten der „Corona-Hotspot“ gewesen sei, eine Sperre von Stadt und Region erleben musste und eine Million Testungen verzeichnete: „Jetzt sind Wiener Neustadt und die Kasematten bereit, nach dem Lockdown wieder Schauplatz für Kunst und Kultur zu sein. Die Kasematten als Bauwerk der Macht, der Politik und des Krieges sind der richtige Ort, um historische Stoffe, die genau diese Themen behandeln, perfekt in Szene zu setzen“.
Krassnigg sprach von einer persönlichen Utopie, die von Stadt und Land geteilt werde, und von künstlerischer Autonomie, gestützt vom Mut, das Festival mit seinen neuen, innovativen und speziell für die Kasematten konzipierten Ansätzen nachhaltig zu implementieren: „Das Programm einer sich ständig wiederholenden europäischen Geschichte ist ganz konkret auf die Kasematten zugeschnitten. Aufgabe der Kunst ist es, über Politik zu verhandeln – nicht in tagesaktueller, sondern in philosophischer Form“.