Im Jahr des EU-Betritts Österreichs fand das Europa-Forum Wachau zum ersten Mal statt, auf Initiative des damaligen Außenministers Alois Mock (ÖVP) und Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). Gast im ersten Jahr war unter anderem Jean-Claude Juncker, der damals noch luxemburgischer Premierminister war und später europäische Karriere als Kommissionspräsident machen sollte. Er sprach über die EU-Skepsis in Österreich.
Oft diskutiertes Thema beim Europa-Forum Wachau war der EU-Beitritt der östlichen Nachbarländer. 1997 kam der ungarische Staatspräsident Göncz nach Göttweig, zwei Jahre später der damals neue ungarische Ministerpräsident Viktor Orban. Im Jahr 2000 drängte der slowakische Ministerpräsident Mikulas Dzurinda auf einen baldigen Beitritt seines Landes.
EU-Sanktionen, EU-Erweiterung und EU-Regionen
Auch die sogenannten EU-Sanktionen gegen Österreich beschäftigten in diesem Jahr das Europa-Forum. Ein Jahr später waren sie bereits Geschichte und doch wurde der Besuch des belgischen Premierministers Guy Verhofstadt mit Spannung erwartet, denn Belgien war großer Befürworter der Sanktionen. Sie sollten beim Forum letztendlich keine Rolle spielen.
2004 stand das Europa-Forum im Zeichen der EU-Erweiterung um zehn Staaten. In den folgenden Jahren sicherten mehrere österreichische Regierungsvertreter den Balkan-Ländern ihre Unterstützung bei einer Annäherung an die EU zu. Und auch die Regionen Europas standen in den vergangenen Jahren immer wieder im Mittelpunkt. Ein Europa, das durch starke Regionen für seine Bürgerinnen und Bürger greifbar wird – davon ist beim Europa-Forum regelmäßig die Rede.
Neben Diskussionen sorgte das Europa-Forum immer wieder auch für diplomatische Höhepunkte. 2003 etwa entschuldigte sich der tschechische Premierminister Vladimir Spidla vor dem Hintergrund einer Debatte über die Benes-Dekrete erstmals explizit bei Österreich für die Vertreibung der Sudetendeutschen 1945. Und 2013 schüttelten die Premierminister von Serbien und der Republik Kosovo einander die Hände. Erst wenige Wochen zuvor war ein historisches Abkommen zwischen den beiden geschlossen worden.
Seit 2018 versucht das Europa-Forum mit regelmäßigen Diskussionsveranstaltungen Bürgerinnen und Bürger stärker einzubinden. Heuer steht die Veranstaltung unter dem Titel „Heading for New Horizons“. Es geht um Gesundheit und Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit der Regionen und die Weiterentwicklung der EU – mehr dazu in Stift Göttweig als Zentrum der Europapolitik (noe.ORF.at; 30.5.2021). Da das Europa-Forum in den Jahren 2006 und pandemiebedingt 2020 nicht stattfand, ist es heuer das 25. Treffen der Europapolitik in der Wachau.