Auf der Eisenbahnkreuzung in St. Georgen am Steinfelde (Bezirk St. Pölten) kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Autofahrerinnen und Autofahrer verlieren ihr Leben – und das, obwohl der Bahnübergang mit einer Lichtzeichenanlage, einem Andreaskreuz und Bodenlichtern mehrfach gesichert ist. Nun wird der Bahnübergang aufgelassen. Stattdessen wird an der selben Stelle eine Unterführung für den Straßenverkehr gebaut.
Auto zwischen Schranken?
Wenn ein Auto auf einem Bahnübergang zwischen den Schranken eingeschlossen ist, empfehlen die ÖBB, Gas zu geben. Schranken sind so konstruiert, dass sie in diesen Fällen nachgeben. Anschließend muss der Schaden Polizei und Versicherung gemeldet werden.
Die Ursache für Unfälle an Eisenbahnkreuzungen ist laut ÖBB-Pressesprecher Daniel Pinka oft die Gewohnheit. „Gerade ortsansässige Personen, die jeden Tag über Eisenbahnkreuzungen fahren, können irgendwann blind für die Gefahr werden. Jedem muss klar sein: Wenn man ein Stoppschild oder ein Rotlicht überfährt, kann das brandgefährlich werden.“
Züge haben mehrere Kilometer Bremsweg
Jedes Jahr kommt es dem ÖBB-Sprecher zufolge zu „etlichen Unfällen“ mit Toten und Schwerverletzten. Fahrplanänderungen und zusätzliche Güterzüge könnten bei gewohnten Strecken besonders kritisch sein, heißt es in einem ÖBB-Folder zu dem Thema. Betont wird, dass ein Zug bei voller Geschwindigkeit mehrere Kilometer Bremsweg haben kann.
Bei 21 Verkehrsunfällen auf Eisenbahnkreuzungen in Niederösterreich wurden im Vorjahr sechs Menschen getötet und ebenso viele verletzt. Allerdings nimmt die Zahl der Unfälle von Jahr zu Jahr ab, seit 2010 in Niederösterreich um fast die Hälfte. Durchschnittlich werden pro Jahr bundesweit 25 Eisenbahnkreuzungen aufgelassen, im Vorjahr waren es alleine in Niederösterreich 30 Kreuzungen.
Das Land Niederösterreich hat in den vergangenen zehn Jahren 30 Millionen Euro investiert, um Bahnübergänge an niederösterreichischen Landesstraßen sicherer zu machen. „Nicht immer kann oder will man baulich korrigieren“, sagt Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP), „auch eine Eisenbahnkreuzung mit einer Stopptafel oder einer Lichtsignalanlage ist eine gesicherte Eisenbahnkreuzung“. Trotzdem gebe es für das Land in den kommenden Jahren noch einiges zu tun. 18 Sicherungsprojekte befinden sich demnach aktuell in Bau oder in der Planung.
Ostbahn: 30 Kilometer ohne Eisenbahnkreuzung
Ein großes Bauprojekt ist für die ÖBB derzeit die Marchegger Ostbahn. Die Strecke zwischen Wien und Bratislava wird momentan ausgebaut. Sind die Arbeiten abgeschlossen, wird es auf einem 30 Kilometer langen Abschnitt überhaupt keine Eisenbahnkreuzungen mehr geben.
Gerade hier biete sich das laut ÖBB-Sprecher Pinka an. „Hier wird die Strecke zweigleisig elektrifiziert voll ausgebaut. Im Zuge dessen lässt man auch alle zehn Eisenbahnkreuzungen entlang der Strecke auf.“ Sie sollen ebenso wie in St. Georgen am Steinfelde ersetzt werden, sowohl durch Unterführungen als auch durch Brücken. In Breitensee (Bezirk Gänserndorf) kommt beispielsweise eine Unterführung statt der Eisenbahnkreuzung. Der Bau einer solchen Unterführung kostet zirka fünf Millionen Euro, eine Brücke zirka 2,5 Millionen Euro.
Trotz aller Bemühungen des Landes und der ÖBB gibt es derzeit in Niederösterreich noch immer 1.300 Bahnübergänge. „20 Prozent aller Unfälle enden tödlich. Wir wollen den Fokus der Verkehrsteilnehmer auf die Gefährlichkeit der Eisenbahnkreuzungen lenken“, so Schleritzko. An der Letztverantwortung hat sich dort nichts geändert. Sie liegt noch immer bei den einzelnen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern.