Feuerwehr, Polizei und Bundesheer üben gemeinsam für den Ernstfall
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Chronik

Waldbrand: Einsatzkräfte üben für Ernstfall

Die Zahl der Wald- und Flurbrände in Niederösterreich ist stark gestiegen. Im Ernstfall muss jeder Handgriff koordiniert und eingespielt sein, weshalb Feuerwehren, Bundesheer und Polizei regelmäßig üben – zuletzt etwa in Türnitz (Bezirk Lilienfeld).

Große Waldflächen in der Nähe der Eibl-Teichhütte in Türnitz brennen lichterloh. Zum Glück ist das nur eine Übungsannahme. Die Einsatzkräfte geben aber alles – als wäre es ein Ernstfall. Bei großen Bränden in unwegsamem Gelände werden zum Löschen auch Black Hawks vom Bundesheer und Hubschrauber von der Polizei angefordert. An ihnen werden die bis zu 3.000 Liter Wasser fassenden Löschbehälter angebracht. Befüllt werden diese Behälter von Mitgliedern des Flugdienstes der Freiwilligen Feuerwehr. Aktuell sind 106 Personen dafür eingeschult.

Rauchentwicklung größtes Problem für Piloten

Ihr Einsatz ist kein ungefährlicher, sagt Werner Rosenstingl vom Flugdienst der Feuerwehr: „Man sieht die Long Line, mit der der Behälter befestigt ist und da muss man immer aufpassen, dass keine Person damit umwickelt wird, damit beim Aufsteigen vom Hubschrauber niemand beim Behälter hängen bleibt und ja nichts passiert. Das ist schon einmal vorgekommen.“

Feuerwehr, Polizei und Bundesheer üben gemeinsam für den Ernstfall
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In der Nähe der Eibl-Teichhütte in Türnitz brennt es. Feuerwehrleute und Polizeihubschrauber löschen den Brand von oben.

Auch für die Piloten zählt ein Waldbrand zu den schwierigen Einsätzen, so Klaus Berghold. Er ist Einsatzpilot und fliegt mit dem Polizeihubschrauber: „Die größte Herausforderung ist die Rauchentwicklung und die ist immer über der Brandstelle. Da ist das Problem, dass man nicht direkt hinkommt, weil eben zu viel Rauchentwicklung ist.“ Man müsse flexibel sein, so Berghold.

Übung für Anrainer „eine große Sensation“

Die Übung ist für die Anrainerinnen und Anrainer der sonst sehr ruhigen Gegend besonders aufregend, etwa für Elisabeth Prochaska: „Das ist unglaublich aufregend, vor allem für unsere Buben, die sind fünf und acht. Es ist eine große Sensation, so oft gibt es das hier auch nicht. Bei uns brennt es öfter in der Gegend. Der Bezirk Lilienfeld ist der waldreichste Niederösterreichs und es ist wirklich sinnvoll, hier so eine Übung durchzuführen.“ Ihr achtjähriger Sohn Franz-Josef ergänzt: „Es ist atemberaubend! Ich habe das toll gefunden, als der Black Hawk gekommen ist. Das siehst du ja nicht alle Tage, dass so einer vor dir landet.“

Solche Übungen finden zwei Mal im Jahr statt, denn Bundesheer, Polizei und der Flugdienst des Feuerwehrverbandes müssen ein perfekt eingespieltes Team sein, so Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner gegenüber noe.ORF.at: „Wir haben ja keine Fluggeräte bei der Feuerwehr, sondern die Einsatzkräfte und das Löschwasser müssen ins Gelände gebracht werden. Da arbeiten wir mit dem Bundesheer und der Polizei eng zusammen. Das gehört geübt und koordiniert, etwa, dass der Funk untereinander passt, dass die Wasserabwürfe präzise sind und so können wir gemeinsam eine wirklich gute Brandbekämpfung machen.“

„Das ist ganz entscheidend: Man muss für den Einsatz üben, üben, üben, damit man dann, wenn es einen scharfen Einsatz gibt, dementsprechend vorbereitet ist“, bestätigt auch Niederösterreichs Militärkommandant Martin Jawurek. Erst Anfang Juni war bei Gutenstein ein Hektar Wald in Flammen gestanden – mehr dazu in 100 Feuerwehrleute bekämpften Waldbrand (noe.ORF.at; 3.6.2021). Und im April gab es ebenfalls einen „scharfer Einsatz“: Damals war am Anninger (Bezirk Mödling) Feuer ausgebrochen. 130 Feuerwehrleute und zwei Hubschrauber waren im Einsatz – mehr dazu in 130 Feuerwehrleute bekämpften Waldbrand (noe.ORF.at; 2.4.2021).

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Auch das Bundesheer ist mit mehreren Black Hawks zur großangelegten Übung angereist
Feuerwehr, Polizei und Bundesheer üben gemeinsam für den Ernstfall
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In diesem Wasserbehälter haben 3.000 Liter Wasser Platz

Anzahl der Waldbrände verdreifacht

„Die Anzahl der Hitzetage hat sich durch den Klimawandel in den letzten Jahren verdoppelt und dadurch hat sich die Anzahl der Waldbrände sogar verdreifacht. Für den Ernstfall brauchen wir diese hohe Schlagkraft – deswegen diese gemeinsame Übung der Feuerwehr, des Österreichischen Bundesheeres und der Polizei“, so der für den Katastrophenschutz zuständige Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP).

Erst im Vorjahr richtete das Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich einen Sonderdienst zur Waldbrandbekämpfung ein. Einige Personen wurden eigens dafür in Portugal ausgebildet, so Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner: „Wir werden bis zu 400 Einsatzkräfte ausbilden speziell auf diesem Gebiet und wir haben auch 18 Waldbrandfahrzeuge angekauft. So können wir in Zukunft den ersten Schlag noch effektiver machen.“

Um die Waldbrandbekämpfung aus der Luft nicht unterbrechen zu müssen, nahm der Landesfeuerwehrverband auch zwei mobile Hubschraubertankstellen mit einem Fassungsvermögen von je 5.000 Litern Treibstoff in Betrieb. Bei dem fiktiven Brand in Türnitz wurden 40.000 Liter Nutzwasser über dem Eibl abgeworfen, auch von den Flammen eingeschlossene Wanderer mussten gerettet werden – so das gestellte Szenario. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Bundesheeres und der Polizei zeigten sich mit dem Ergebnis der Übung zufrieden.