Impfpass wird abgestempelt
APA/EXPA/Johann Groder
APA/EXPA/Johann Groder
Niederösterreich impft

Ernüchternde Impfbilanz bei Jugendlichen

Seit Mitte Mai können sich in Niederösterreich auch Zwölf- bis 15-Jährige für die CoV-Impfung anmelden. Die bisherige Bilanz fällt aber ernüchternd aus. Knapp 25 Prozent der impfbaren Bevölkerung in diesem Alter ließen sich bisher impfen oder meldeten sich an.

Bisher wurden in dieser Altersgruppe – die etwa 67.000 Jugendliche in Niederösterreich zählt – knapp 3.200 zumindest einmal geimpft, 17 sind bereits vollimmunisiert. Auf den ersten Blick scheint dies eine geringe Zahl zu sein. Generell zeigt die Impfbilanz: Je jünger, desto geringer ist auch die Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Zum Vergleich: Lassen sich in der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen 24,8 Prozent impfen, sind es bei den 40- bis 49-Jährigen deutlich mehr, nämlich 64,4 Prozent.

Zwischenbilanz Impfungen 12 – bis 15-Jährige
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Knapp 25 Prozent der Zwölf- bis 15-Jährigen ließen sich bisher impfen oder meldeten sich für die Impfung an

„Impfung muss sich über alle Altersgruppen erstrecken“

Vielen Eltern stehen derzeit vor der Frage, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen oder nicht. „Ich glaube, dass Eltern einmal prinzipiell abwarten wollen, um zu schauen, ob es noch mehr Daten gibt. Da wird oft außer Acht gelassen, dass es schon sehr viele Daten aus Nordamerika gibt, wo schon über eine Million Kinder in dieser Altersgruppe geimpft wurden“, sagt Thomas Eiwegger, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde im Universitätsklinikum in St. Pölten, gegenüber noe.ORF.at. „Da wir auch außer Acht gelassen, dass in diesen Systemen ein sehr engmaschiges Netz der Nachverfolgung etabliert ist, wo alle Nebenwirkungen detailliert aufgelistet werden.“

Kritiker hingegen sehen keine Notwendigkeit der Impfung für Kinder und Jugendliche, denn diese würden nur sehr selten schwer am Coronavirus erkranken, so ihr Argument. „Unsere Kinder können sehr wohl diese Erkrankungen bekommen. Es ist Gott sei Dank selten, aber bei Long-Covid weiß man noch nicht genau, wie viele Kinder tatsächlich betroffen sein werden“, hält Eiwegger entgegen.

Wichtig sei auch herauszustreichen, dass eine Impfung, die für die gesamte Gesellschaft einen Vorteil bringen soll, sich auch über alle Altersgruppen erstrecken müsse. Zudem seien gerade Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene jene Gruppe, für die soziale Interaktion am aller wichtigsten sei. „Wenn wir diese Gruppe nicht impfen, dann werden wir diese Pandemie nicht in den Griff bekommen“, glaubt der Mediziner.

Leiter der Kinder-und Jugendabteilung des Universitätsklinikums Sankt Pölten, Thomas Eiwegger
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Thomas Eiwegger, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendheilkunde im Universitätsklinikum in St. Pölten

Defizite bei Aufklärung

Bedenken gibt es bei Eltern auch, weil Kinder und Erwachsene dieselbe Dosis der Impfung bekommen. Aus gutem Grund, erklärt der Medizinier. „Wenn wir ein Medikament geben, um Fieber zu senken, richten wir es nach der Größe, nach dem Gewicht. Wenn wir eine Impfung geben, wollen wir bestimmt Immunzellen stimulieren und die Höhe dieser Immunzellen ist genauso hoch bei Erwachsenen wie auch Kindern, um eine gute Immunantwort zu erreichen.“

Generell sieht der Mediziner noch Defizite bei der Aufklärung. Wer unsicher ist, entscheidet sich eher gegen etwas, vor allem dann, wenn es um die eigenen Kinder geht. Viele fühlen sich laut Eiwegger noch schlecht informiert: „Bei der Aufklärung könnten die Kinderärztinnen und -ärzte eine wichtige Rolle spielen. Kinderärzte sind die Spezialisten schlechthin für Impfungen. Sie haben die Expertise, um über Impfnebenwirkungen und -risiken aufzuklären und sind es gewohnt, Eltern aufzuklären, weil sie das tagtäglich machen.“