„Ganz Persönlich“

Krauliz’ wichtigster Schritt „ist der nächste“

Seit mittlerweile 20 Jahren organisiert Alf Krauliz die Sommerakademie Motten (Bezirk Gmünd). Was den Wiener ins Waldviertel brachte und welche Stationen die wichtigsten im Leben des früheren Donaufestival-Intendanten waren, erzählt er noe.ORF.at.

Alf Krauliz, Jahrgang 1947, war Gründer des Wiener Stadtfestes sowie des Wiener Metropol, das er auch leitete. In den 1970er-Jahren gründete der promovierte Geologe zudem die Popgruppe „Misthaufen“. Von 1990 bis 2000 war er Intendant des niederösterreichischen Donaufestivals. Seit 2001 organisiert er die Sommerakademie in Motten, 2015 initiierte er das „Pfinxt´n Festival“ in Heidenreichstein (Bezirk Gmünd).

noe.ORF.at: Alf Krauliz, was hat Sie vor genau 20 Jahren nach Motten im Waldviertel verschlagen?

Alf Krauliz: Ich war schon früher hier, habe aus einer alten Keusche ein Haus gebaut, ganz nach meinen Vorstellungen, mein Fantasiehaus. Damals habe ich begonnen, Kreativität in Linz zu unterrichten. Ich dachte mir, das könnte man auch im eigenen Haus machen und so ist damals die Sommerakademie entstanden.

noe.ORF.at: Es ist ursprünglich das Haus ihrer Mutter.

Krauliz: Sie ist von Wien aufs Land gezogen und hat uns Kindern die Aufgabe gegeben, das Haus umzubauen. Das hat dann zehn Jahre gedauert.

Alf Krauliz im Interview
ORF/Andreas Kotzmann
Kraulitz (l.) im Interview mit ORF-NÖ-Reporter Robert Friess

noe.ORF.at: Eigentlich hatte Ihr Leben eine ganz andere Vorbestimmung. Sie haben Geologie studiert. Wie kommt man von der Geologie zur Kunst und zur Musik?

Krauliz: Ich bin in einer Jugendgruppe aufgewachsen. Wandern, Singen, Bergsteigen, Zelten, Autostoppen haben mein Leben geprägt. Deswegen habe ich auch Geologie studiert, weil mich die Welt und die Evolution interessiert und fasziniert. Nebenbei haben wir als Kinder am Lagerfeuer musiziert. Dann haben wir die Band Misthaufen gegründet.

noe.ORF.at: Wie geht es einem damit, wenn man Jahrzehnte später Aufnahmen sieht?

Krauliz: Es ist lustig, wenn man sieht, wie man damals angezogen war. Man hatte lange Haare, wir haben sehr fröhlich, mutig und frech unser Leben gestaltet. Ich sehe es positiv. Die Band habe ich ja mit neuen Musikern vor vier Jahren neu gegründet.

noe.ORF.at: Sie haben ja auch das Wiener Stadtfest erfunden, das erste Stadtfest überhaupt.

Krauliz: Das Wort Stadtfest hat es nicht gegeben, das haben wir erfunden. Wir waren der Meinung, wenn wir ganz unterschiedliche Gruppen von Punkrock aus England bis zum Schubertchor in der Innenstadt präsentieren, kann man die Bevölkerung dazu bringen, die am Wochenende damals leeren Innenstädte wieder urban zu beleben.

noe.ORF.at: Wir haben vor kurzem Peter Hofbauer zu Gast in „Ganz Persönlich“ gehabt, den Chef des Wiener Metropols, aber Sie haben das Metropol in den 1980er-Jahren ja gegründet.

Krauliz: Das Metropol als Kulturhaus war die Folge des Stadtfestes. Ich dachte mir, machen wir doch täglich ein Stadtfest in einem Raum mit dem gleichen Konzept, Lesungen von Burgtheaterschauspielern, Punkrock am nächsten Tag, Harri Stojka. Es war als Haus der Vielfalt konzipiert.

noe.ORF.at: 1988 wurde das niederösterreichische Donaufestival gegründet, ab 1980 waren Sie dann zehn Jahre lang Intendant. Wie war das Festival damals ausgerichtet?

Krauliz: Das Festival war auf den Donaustrom konzentriert, vom Schwarzen Meer bis zu den Quellen: historisch, kulturell, aber auch ethnisch. Es ging darum, niederösterreichische Künstler zu präsentieren und ihnen die Chance für Eigenproduktionen zu geben. Vor allem aber ging es auch darum, den internationalen Kontext zu schaffen. Das waren die drei Ausrichtungen.

noe.ORF.at: Wenn man das Donaufestival damals mit heute vergleicht, was ist anders?

Krauliz: Das Festival, das ich sehr schätze, hat mit der Donau überhaupt nichts zu tun. Ich würde den Titel ändern.

noe.ORF.at: Wenn Sie Ihre einzelnen Stationen im Leben betrachten, auf was sind Sie am meisten stolz?

Krauliz: Der wichtigste Schritt ist immer der nächste.