Niederösterreich impft

„Es gibt eine moralische Impfverpflichtung“

Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssten sich 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung impfen lassen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission, sieht deshalb eine „moralische Impfverpflichtung.“

In Niederösterreich sind bisher 53 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal geimpft, knapp jeder beziehungsweise jede Vierte hat schon den vollen Schutz. Doch trotz des stetigen Impffortschritts verweisen Expertinnen und Experten immer wieder auf die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft. Eine solche „moralische Impfverpflichtung“ sieht auch Christiane Druml, die Vorsitzende der Bioethikkommission, wie sie im „NÖ heute“-Interview sagt: „Wir müssen die Pandemie überwinden und damit hat jeder die Pflicht, sich und damit auch die anderen zu schützen.“

Denn die Freiheit des Einzelnen könne nur so weit gehen, wie sie die Freiheit des nächsten tangiere, sagt Druml: „Wir leben hier nicht allein auf einer Insel, deshalb müssen wir auch die anderen aktiv schützen.“ Angesichts einer gewissen Skepsis oder Verweigerung gegenüber der Impfung braucht es laut der Expertin mehr Informationen: „Den Menschen muss gesagt werden, dass mit einer einzelnen Impfung zwar schon vieles getan ist, aber die zweite Impfung ist wichtig, damit wir in einer Solidarität mit den anderen die Pandemie überwinden.“

Impffragen Coronavirus Anreize Strafen Bioethikkommission
ORF
Bioethikerin Christiane Druml warnt im Gespräch mit „NÖ heute“-Moderator Werner Fetz davor, zwischen Junge und Alte einen Keil zu treiben

Absage an Anreize oder Strafen

Spezielle Anreize oder Strafen, damit sich mehr Menschen impfen lassen, erachtet die Bioethikerin nicht für notwendig. „Ich glaube es ist doch Anreiz genug für jeden mit einem Impfpass in ein Restaurant oder Theater gehen oder verreisen zu können. Die eigene Gesundheit sowie die Gesundheit der anderen sollte für uns Anreiz genug sein.“

Zu Beginn habe die Pandemie auch positive Nebeneffekte gezeigt, indem sie Menschen zusammenbrachte. „Man hat wirklich versucht einander zu schützen und durch diese Zeit durchzukommen“, so die Ethikerin, doch der schleppende Impffortschritt und gewisse Ungerechtigkeiten, die passiert seien, hätten einen Keil in die Gesellschaft getrieben. Diese Hürde müsse man nun überwinden „und wir müssen darauf achten, zwischen die Jungen und Alten keinen Keil zu treiben. Wir sind immer eine inklusive Gesellschaft gewesen und müssen da auch wieder gemeinsam rauskommen.“