Chronik

Kind und Job: ÖGB sieht Betreuungsmängel

Niederösterreich ist laut dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) bundesweit Schlusslicht bei der Vereinbarkeit von Job und Kinderbetreuung. Daher fordert der ÖGB Niederösterreich einen massiven Ausbau der Kinderbetreuung und hohe Investitionen.

In Niederösterreich finde ein Drittel der Eltern für Kleinkinder keine Betreuung, heißt es vom ÖGB. Es scheitere meist an der fehlenden Nachmittagsbetreuung in Kindergärten und den vielen Schließtagen, so ÖGB-Niederösterreich-Vorsitzender und Arbeiterkammer-Präsident Markus Wieser. Laut Arbeiterkammer Niederösterreich hat nur jeder fünfte Kindergarten im Land zehn Stunden oder länger offen.

Massive Defizite gebe es zudem beim Angebot für unter zweieinhalb-jährige Kinder. Es gebe faktisch kein kostenfreies oder kostengünstiges Betreuungsangebot für diese Altersklasse in Niederösterreich, kritisierte die Frauensekretärin des ÖGB Niederösterreich Linda Koch-Keizer. „Die Lücke zwischen der arbeitsrechtlichen Karenz (maximal bis zum zweiten Geburtstag des Kindes) und der Aufnahme in den Kindergarten mit frühestens zweieinhalb Jahren ist besonders problematisch“, so Koch-Keizer.

Rechtsanspruch auf Platz ab dem ersten Geburtstag

Daher wird ein massiver Ausbau gefordert. „Wir brauchen ein flächendeckendes und leistbares Angebot an hochwertigen Kinderbetreuungs- und Kinderbildungseinrichtungen und vor allem den Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag“, so Wieser. Erfolgen solle die Einführung in zwei Etappen – ab 2023 für Kinder ab dem zweiten Geburtstag und ab 2025 für Kinder ab dem ersten Geburtstag. Gefordert wird zudem eine Aufstockung der Ausbildungsplätze für pädagogisches Personal.

Etwa 80 Millionen Euro seien für die Umsetzung dieser Forderungen notwendig. Den größten Aufholbedarf gebe es im Wald- und Mostviertel. Mit dem Ausbau würde neben der Vereinbarkeit von Job und Kindern auch der ländliche Raum gestärkt werden, betonte der Vorsitzende, denn es sei auch ein Beschäftigungs- und Konjunkturmotor. So sei die Kinderbetreuung neben den Eltern auch für die Wirtschaft und das Land notwendig, so Wieser.