Eine Wanderung in den heimischen Bergen war nicht zuletzt auch zu Zeiten der Lockdowns ein Mittel, um sich über die Mühsal des Alltags hinwegzuhelfen. Wesentlich mehr Menschen sind seit Beginn der Pandemie in den Bergen unterwegs. Damit steigt auch der Müll, selbst auf den entlegensten Gipfeln. Erstmals wurde bei einer Forschungsexpedition von „National Geographic“ Mikroplastik sogar am Gipfel des Mount Everest festgestellt. Doch man muss nicht in die Ferne schweifen, um sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen.

„Das große Problem aktuell ist, dass sich die Art von Müll verändert hat. Früher war die Jause noch im Papiersackerl verpackt, auch das wurde eventuell weggeworfen, aber hatte weniger Einfluss auf die Natur. Heute findet man vorwiegend Plastik und Metallverpackungen, die noch länger brauchen, um abgebaut zu werden. Das Bewusstsein mag besser geworden sein, die Auswirkungen auf die Umwelt sind aber langwieriger“, erklärt Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins. Die Aktion „Saubere Berge“, die bereits im Jahr 1970 ins Leben gerufen wurde, soll mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Natur schaffen.
Ein Manifest und eine Reise in die Vergangenheit
Bei einer Wanderung vom Preiner Gscheid (Bezirk Neunkirchen) zum Habsburghaus wurde ein Manifest unterzeichnet, als Bekenntnis dafür, sich auch zukünftig aktiv für die Natur der heimischen Bergwelt einzusetzen. Mit dabei ist auch der Botschafter der Aktion Peter Habeler. Für ihn ist die Wanderung am Raxalpenplateau eine Reise in die Vergangenheit. „Rax und Schneeberg sind für mich zwei Zauberberge. Mein Vater stammt ursprünglich aus Pottschach in der Nähe von Neunkirchen. Ich bin damit erstmals auf dem Berg unterwegs, auf dem mein Vater sehr oft war. Ich bin ehrlich gesagt wirklich etwas bewegt“, beschreibt Österreichs Bergpionier.

„Solidarität besser als Eigenverantwortung“
Mit Postern und Bierdeckeln auf den Hütten will der Alpenverein auf die unterschiedlichen Verrottungszeiten des Mülls in alpinen Gebieten aufmerksam machen. Dabei ist die Zeitspanne, bis etwas in den Bergen vollständig abgebaut ist, enorm. Bei einer Bananenschale sind es beispielsweise ein bis drei Jahre – und aus aktuellem Anlass: Eine Gesichtsmaske braucht etwa 450 Jahre. „Man redet immer von Eigenverantwortung, doch das ist aus meiner Sicht viel zu individuell. Es geht ja dabei nicht um mich, sondern um die Berge und die Natur. Solidarität und Rücksichtnahme sind dabei die geeigneteren Begriffe“, so Hayek.
„Ich habe im Gebirge immer einen Leitsatz: ‚Weniger ist oft mehr!‘ Für mich ist es wichtig, dass man mit einer gewissen Behutsamkeit in die Berge geht, dass man mit Vorsicht, Rücksicht und Nachsicht agiert. Wenn es einmal nicht für den Gipfel reichen sollte, ist das doch egal. Die Berge stehen noch länger da“, sagt Peter Habeler, der die Wandergruppe mit seinem festen Schritt und vereinnahmenden Lachen anführt. Letzten Endes gilt es eine Verhaltensregel unbedingt einzuhalten: Alles, was man auf den Berg mitnimmt, soll man auch wieder mit ins Tal nehmen.