Verkehr

Ein Städtchen für den Transport der Zukunft

In St. Valentin entsteht eine bundesweit einzigartige Testregion für automatisierten Güterverkehr. Die bestehende Teststrecke auf einem Firmengelände des Magna Powertrain Engineering Center Steyr wird ausgebaut – zu einer eigenen „kleinen Stadt“.

Die Linzer DigiTrans GmbH wird das Zentrum betreiben, das in etwa einem Jahr fertig sein soll. Im Fokus der 2018 gegründeten Firma steht die Entwicklung im Bereich automatisierter und vernetzter Gütermobilität, erklärte Geschäftsführerin Eva Tatschl-Unterberger beim Spatenstich des Zentrums in St. Valentin (Bezirk Amstetten).

Für 2,5 Millionen Euro wird das bestehende Areal des Engineering Centers ergänzt, auf dem in unterschiedlichen Konstellationen bereits seit den 1930er-Jahren Autos getestet werden. Künftig will man möglichst viele Verkehrsszenarien für den Gütertransport nachstellen, u.a. kommt eine Kreuzung und eine Ampel hinzu. In einer „kleinen Stadt“ werden künftig spezielle Situationen aus dem urbanen Umfeld simuliert. In einer Hub-Zone werden verschiedene Andockmanöver mit automatisierten Transportfahrzeugen ausprobiert.

Teststrecke St. Valentin
ORF
Eine Kollision zwischen zwei Fahrzeugen vermeidet das System automatisch

Zudem wird eine 100 Meter lange Beregnungsanlage errichtet. Diese sei eine weitere Voraussetzung, um Realbedingungen auf dem Gelände zu schaffen. Denn Regen und Schnee seien „die Herausforderung“, meinte Tatschl-Unterberger. „Das Wichtigste ist, dass wir auf der Teststrecke verschiede Szenarien nachstellen können“, sagt sie. Deshalb baue man auf der Teststrecke „ein kleines Stadtgelände“ nach.

Dass bei afrikanischem Klima, wie Niederösterreichs Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) den sonnigen Hochsommer-Freitag bezeichnete, das führerlose Fahren bereits funktioniert, wurde beim feierlichen Spatenstich demonstriert. Das automatisierte Nutzfahrzeug wich einem Dummy-Auto rechtzeitig aus. Szenarien wie diese sollen wertvolle Daten für die Zukunft des autonomen Fahrens bringen.

Einsatz von 5G-Technik

Die digitale Infrastruktur für die neuartige Testregion wird durch 5G bereitgestellt. Außerdem errichtet DigiTrans noch ein Büro auf dem Gelände. Von den Gesamtkosten stammt die Hälfte (1,25. Mio. Euro) aus Fördergeldern – 80 Prozent von der EU, 20 Prozent vom Land Niederösterreich. Oberösterreich finanziert in die DigiTrans GmbH. „Das ist gut investiertes Geld“, betonte Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP). Forschung und Entwicklung seien „letztlich die Basis für Innovation und Innovation ist der Treiber der Wirtschaft“. Achleitner ging davon aus, dass von der Testregion eine „Strahlkraft“ für einen innovativen Wirtschaftsraum ausgehe.

Teststrecke St. Valentin
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Um 2,5 Millionen Euro wird das Testgelände erweitert

Sein Amts- und Parteikollege in Niederösterreich äußerte sich ähnlich. Landesrat Danninger sprach von einem „Zukunftsthema, auf das wir setzen müssen“. Es berge „enormes Potential für die Unternehmen, die sich damit auseinandersetzen, für alle Zulieferbetriebe“, sagte der niederösterreichische ÖVP-Politiker.

Marktreif ist die Technologie jedenfalls noch nicht. DigiTrans-Geschäftsführerin Tatschl-Unterberger verwies auf eine andere, kleinere Teststrecke im oberösterreichischen Gunskirchen. Dort will man es in den nächsten drei Jahren schaffen, eine definierte Strecke autonom abzufahren. Bis die Technik in Serie geht, dürfte es aber noch etliche weitere Jahre dauern.