ALTACH,AUSTRIA,25.AUG.18 – SOCCER – tipico Bundesliga, SCR Altach vs Red Bull Salzburg. Image shows Andreas Lukse (Altach). Photo: GEPA pictures/ Oliver Lerch
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Sport

Lukse sieht Arnautovic als größten Trumpf

Am Montag steigt für Österreichs Fußball-Nationalteam das dritte und letzte Gruppenspiel der EM gegen die Ukraine. Der ehemalige Rapid-Tormann Andreas Lukse traut den Österreichern das Achtelfinale zu – vor allem aufgrund der Rückkehr von Marko Arnautovic.

Andreas Lukse absolvierte im heimischen Fußball über 180 Profispiele, stand unter anderem bei Rapid, Sturm Graz oder auch Altach im Tor und spielte bis vor Kurzem in Deutschland bei Zweitligist Nürnberg. Der heute 33-jährige war 2007 auch Teil von Österreichs U20-Nationalteam, das bei der Weltmeisterschaft in Kanada den vierten Platz belegte, er absolvierte unter Marcel Koller auch ein Spiel im A-Kader des ÖFB. Im Gespräch mit noe.ORF.at beantwortet er fünf Fragen zu Österreichs Spiel gegen die Ukraine.

noe.ORF.at: Am Montag geht es für Österreich um den erstmaligen Einzug in ein Achtelfinale einer Europameisterschaft. Wie schätzen Sie die Ausgangslage gegen die Ukraine ein?

Andreas Lukse: Das wichtigste ist, dass Marko Arnautovic nach seiner Sperre gegen die Niederlande wieder zurückkehrt und hoffentlich von Beginn an spielen kann. Wir haben viele gute Spieler in unseren Reihen, aber Marko ist vor allem in der Offensive der einzige richtige „Unterschiedspieler“ im Team, so ehrlich muss man sein. Er hat sich über die Jahre zu einem Publikumsliebling entwickelt, der in den Einsätzen für das Nationalteam eine große Liebe gefunden hat. Ich hoffe, das gibt ihm den letzten Push. Gegen die Ukraine ist er aus meiner Sicht klar unser Hoffnungsträger.

Sendungshinweis

Andreas Lukse begleitet das Spiel der österreichischen Nationalmannschaft gegen die Ukraine am 21.6.2021 ab 18.00 Uhr im „Radioclub“ auf Radio Niederösterreich gemeinsam mit Moderator Robert Deutenhauser und ORF-NÖ-Sportreporter Klaus Fischer.

noe.ORF.at: Die Konstellation in der Gruppe erscheint günstig. Mit einem Sieg ist man als Gruppenzweiter fix durch, aber auch ein Remis würde mit hoher Wahrscheinlichkeit für das Achtelfinale reichen. Birgt diese Situation auch Gefahren?

Lukse: Ich glaube nicht, dass man zu taktieren anfangen sollte. Der Auftaktsieg gegen Nordmazedonien war besonders wichtig, denn speziell in der Anfangsphase war bei den Österreichern großer Druck zu spüren. Das Spiel gegen die Niederlande sollte nicht überbewertet werden, da dieser Gegner nicht unserer Kragenweite entspricht. Gegen die Ukraine ist alles offen. Das beste Ergebnis wäre natürlich ein Sieg, denn dann wissen die Spieler auch, dass sie zu Recht im Achtelfinale stehen. Auf der anderen Seite nur mit drei Punkten unter den besten Gruppendritten aufzusteigen, lässt vielleicht das Gefühl entstehen, dass man sich das Weiterkommen nicht wirklich verdient hat.

noe.ORF.at: Die Ukraine hat gegen Nordmazedonien schlechter als das ÖFB-Team abgeschnitten. Gibt es in diesem Duell einen Favoriten? Worauf wird es ankommen?

Lukse: Ich sehe die Chancen bei 50:50. Das Match gegen Nordmazedonien spielt keine Rolle. Die Ukraine hat gegen die Niederländer besser als wir ausgesehen und war nah an einem Unentschieden dran. Das ist eine technisch versierte Mannschaft, die nichts mehr mit den Klischees von früher gemeinsam hat. Sie stehen mindestens auf einer Stufe mit Österreich. Wenn wir dagegenhalten wollen, werden wir alles aus uns herausholen müssen.

VIENNA,AUSTRIA,14.JUL.19 – SOCCER – tipico Bundesliga, 2. DFL, 2. Deutsche Bundesliga, SK Rapid Wien vs 1. FC Nuernberg, test match. Image shows Andreas Lukse (Nuernberg). Photo: GEPA pictures/ Christian Ort
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Andreas Lukse spielte zuletzt in Deutschland für Zweitligist Nürnberg und ist derzeit auf Vereinssuche. Der gebürtige Wiener lebt mit seiner Familie seit Kurzem in Leopoldsdorf (Bezirk Bruck an der Leitha).

noe.ORF.at: Wie bewerten Sie die Beförderung von Daniel Bachmann zu Österreichs Nummer Eins im EM-Kader?

Lukse: Ich finde, er hat seine Nominierung gerechtfertigt, obwohl es mir für Alexander Schlager sehr leid tut, der es sich vom Potenzial her sicherlich auch verdient gehabt hätte. Schlager hat beim letzten Lehrgang nicht immer die beste Figur gemacht, aber auch der Rest der Mannschaft hat da nicht gut gespielt. Gegen England und die Slowakei in der Vorbereitung hat er es dann sehr gut gemacht. So ein Fehler wie beim Tor der Mazedonier im ersten Spiel kommt nicht oft in einer Karriere vor, zum Glück war es nicht spielentscheidend. Gegen die Niederlande war er einer der wenigen, die ihre Leistung abrufen haben können, auch wenn es nicht viel zu halten gab.

noe.ORF.at: Sollte der Aufstieg gelingen – was trauen Sie Österreich bei dieser EM noch zu?

Lukse: Spekulationen sind natürlich interessant, aber ich bin mir sicher, dass im Team aktuell niemand Gedanken an mögliche Achtelfinalgegner verschwendet und der Fokus voll auf dem Spiel gegen die Ukraine liegt. Wir haben in unserer EM-Geschichte erst vor Kurzem den ersten Sieg feiern dürfen, deshalb sollten wir am Boden bleiben. Wird es dann spruchreif und es geht gegen Frankreich oder Italien, wird es ein Fußballfest geben, bei dem uns nichts Anderes als die Außenseiterrolle bleibt. Wunschgegner für mich wäre Deutschland. Da hätte man die Chance, mit einem Sieg Geschichte zu schreiben, von der man – wie im Fall Cordoba – auch 40 Jahre später noch zehren kann.