Hände alter Menschen
Pixabay/ guvo59
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Soziales

Demenz-Hotline: „Rechtzeitig Hilfe suchen“

Nicht für alle kehrt derzeit das sommerliche Leben zurück. Die jüngsten Lockerungen würden pflegenden Angehörigen ihre nach wie vor bestehenden Einschränkungen derzeit besonders vor Augen führen, warnt das niederösterreichische Demenz-Service.

Wer jemanden mit Demenzerkrankung betreut, kann die betroffene Person kaum alleine lassen, jeder Weg muss geplant sein. Die zuletzt in Kraft getretenen Lockerungen würden Angehörigen ihre Belastungen derzeit besonders vor Augen führen, so die Servicestelle des niederösterreichischen Demenz-Service.

Die Expertinnen der Hotline raten, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Möglich sind Beratungen sowohl telefonisch als auch persönlich und sofern gewünscht, auch bei den Betroffenen zu Hause. „Im vertrauten Umfeld trauen sich Menschen oft mehr zu reden“, sagt Gerlinde Oberbauer, Demenz-Expertin im Waldviertel. Worüber in den Beratungsgesprächen geredet wird? „Das ist ganz unterschiedlich“, erzählt sie. „Häufig geht es um Symptome, den möglichen Krankheitsverlauf, Ängste, Verhaltenstipps – vor allem aber um Unterstützungsmöglichkeiten.“

Pandemie erhöhte die Belastung der Angehörigen

Im Gespräch bekommen die Betroffenen dann Beratung über soziale Alltagsbegleitung, Tagesbetreuung in Langzeitpflegeeinrichtungen, Selbsthilfegruppen oder Hauskrankenpflege. Oft stellt sich auch die Frage, wie man Pflegegeld beantragen kann. Für Oberbauer sei es besonders wichtig, pflegenden Angehörigen zu sagen, dass sie auch auf sich selbst achten müssten. „Der Betroffene hat nichts davon, wenn man selbst krank wird.“

Die an sich schon große Herausforderung der Pflege eines Demenz-Betroffenen wurde durch die Coronavirus-Pandemie noch weiter verschärft. „Zum Schutz der Betroffenen haben sich die Angehörigen nicht mit Freunden getroffen. Sie sind nicht ins Kaffeehaus gegangen und konnten sich keine Auszeit nehmen." Zu einer Demenzberatung rät die Expertin „so früh wie möglich“, im Idealfall bereits bei ersten Anzeichen oder Schwierigkeiten im Alltag. „Am besten wäre es schon, wenn Verdacht auf Demenz besteht. Wir können dann darauf hinweisen, wie wichtig der Besuch eines Facharztes ist und können falsche Mythen korrigieren, die oft im Bekanntenkreis verbreitet sind.“

Demenz-Hotline

Telefon 0800/700 300, von Montag bis Freitag von 8.00 bis 16.00 Uhr

Infoabende der Gesundheitskasse

Beratung erhalten Betroffene auch in den Kundenservicestellen der Österreichischen Gesundheitskasse. Diese findet jeweils einmal im Monat statt. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich, die Info-Points sind auch den Sommer über geöffnet. „Wer mit Demenz konfrontiert ist, fühlt sich im ersten Moment oft hilflos. Uns ist wichtig, dass Betroffene und ihre Familien in genau dieser schweren Lebensphase professionelle Hilfe und Entlastung erhalten“, erklärt Norbert Fidler, Vorsitzender des ÖGK-Landesstellenausschusses in Niederösterreich. Angeboten wird die Beratung in allen niederösterreichischen Bezirken mit Info-Points.

In Niederösterreich leben laut dem zuständigen Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) mehr als 22.000 Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa 330 Angehörige hätten seit Jahresbeginn Beratungsleistungen in Anspruch genommen, die für Hilfesuchende kostenlos sind. Wichtig sei ein möglichst leichter Zugang zu Hilfsangeboten. „Die Beratungen werden durch unsere Demenz-Expertinnen durchgeführt. Sie alle haben eine einschlägige Ausbildung und jahrelange Erfahrung in diesem Bereich“, so Eichtinger.