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Politik

NÖAAB: Neue Ideen gegen Fachkräftemangel

Mehr als 200 unterschiedliche Lehrberufe können in den 4.400 Lehrbetrieben in Niederösterreich erlernt werden. Trotzdem fehlen den Unternehmen Lehrlinge. Vorschläge, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, kamen am Montag vom NÖAAB.

Lehre und Handwerk sollen für junge Menschen attraktiver gestaltet werden, so der Tenor beim Niederösterreichischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbund (NÖAAB) bei einer Pressekonferenz am Montag in St. Pölten. Gemeinsam mit der Arbeiterkammer wurden deshalb Ideen erarbeitet, um das Ansehen der Lehre zu steigern und das Interesse junger Berufseinsteiger zu wecken.

Begonnen werden soll dabei mit der Evaluierung und der Überarbeitung von bestehenden Lehrplänen. Lehrberufe sollen in Zukunft demnach so gestaltet werden, dass Lehrlinge in allen Bereichen des gewählten Berufes ausgebildet werden können. Auch wenn dies in Sonderfällen bedeuten sollte, dass Ausnahmeregelungen, wie etwa Nachtschichten für Lehrlinge in gewissen Berufsgruppen genehmigt werden müssen.

Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und AK-Vizepräsident Josef Hager
ORF/Anna Perazzolo
NÖAAB-Obfrau Christiane Teschl-Hofmeister und Josef Hager, Vizepräsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer, bei der Pressekonferenz am Montag (v.l.)

Weniger Ausbildungsabbrecher

Innerhalb der Ausbildung soll es auch in der Lehre und an den Berufsschulen mehr Begabtenförderung geben, um die Motivation der jungen Fachkräfte hoch zu halten. Außerdem soll durch einen modularen Aufbau die Lehrabbruchsquote gesenkt und das Aus- und wieder Einsteigen erleichtert werden.

„Das heißt, wann auch immer, aus welchen Gründen auch immer, ich die Ausbildung verlasse oder verlassen muss, so gehe ich nicht als Ausbildungsabbrecher oder Schulabbrecher. Sondern ich habe eine fertige Ausbildung und kann dann, vielleicht nach einer Schwangerschaft oder nach einem Job, später zurückkehren und genau dort weitermachen und habe nichts verloren“, so NÖAAB-Obfrau und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).

Neues Image für die Lehre

Besonders wichtig sei aber auch die Elternaufklärung. „Junge Menschen wissen oft ganz genau, was sie wollen. Sie spüren in sich eine Neigung zu der einen oder anderen Berufsart und dann stehen ihnen die Eltern irgendwie im Weg“, so Teschl-Hofmeister. Anhand von Elternabenden in Berufsschulen und in Lehrbetrieben soll dabei mit veralteten Vorurteilen aufgeräumt werden.

Im Zuge einer stärkeren Anerkennung und Wertschätzung der Lehrberufe komme es aber auch darauf an, neue Namen zu finden, so Josef Hager, Vizepräsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer. Denkbar seien demnach Umbenennungen der Lehre in Fachkräfteausbildung und der Berufsschule in Berufsakademie.

Weniger Voraussetzungen für Lehrlingsausbilder

Aber auch für die Unternehmen soll es Überarbeitungen geben. Damit auch kleinere Betriebe weiterhin Lehrlinge aufnehmen können, müsse die aktuell sehr zeitintensive Schulung von Lehrlingsausbildern vereinfacht werden, so Hager. „In dieser fortschrittlichen Zeit sollte es leichter möglich sein, jemandem, der seinen Beruf oder seine Arbeit über Jahre hinweg ausübt, zu erleichtern, dass er oder sie auch Lehrlinge ausbilden darf“.

Letztendlich sei es aber auch wichtig die Berufsorientierung so früh wie möglich zu beginnen, so Teschl-Hofmeister. Bereits im Volksschulalter müsse damit begonnen werden, Lehrberufe kennenzulernen, um Berufswünsche bestmöglich zu erkennen.