Rosen mit Aufkleber „wir sagen Danke“
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Wir sagen Danke

„Schön, wenn man ein Danke hört“

Während der Lockdowns sind in Gemeinden einige der älteren Ehrenamtlichen von „Essen auf Rädern“ ausgefallen – viele hatten Angst, am Coronavirus zu erkranken. Spontan sind jüngere Menschen eingesprungen. Und einige haben ihre Sorgen hinten angestellt und trotz aller Umstände ihren Dienst geleistet.

Loosdorf (Bezirk Melk) gegen 11 Uhr am Vormittag. Karin Honl trägt Box um Box zu den verschiedenen, ihr längst vertrauten Adressen. Auch zu Erich Lackner, der seine leeren Essensboxen immer mit einer kleinen Aufmerksamkeit – einem Zuckerl oder einem Schokoriegel – für die Lieferanten zurückgibt. „Ich kann Ihnen nur Danke sagen“, so der 92-Jährige zu Karin Honl. „Danke, danke, danke, dass Sie das Essen immer so pünktlich bringen und dass es auch so gut ist. Ihr seid einmalig.“

Essen auf Rädern, weil die Ehefrau nicht mehr kochen kann

Nach wie vor steht der 92-jährige Friseurmeister drei Mal pro Woche in seinem Friseurgeschäft und schneidet seinen Stammkunden Bärte und Haare. Seine blinde Ehefrau ist nicht mehr so fit auf den Beinen. Nach 67 Jahren Ehe kann sie inzwischen nicht mehr für sich und ihren Ehemann kochen. „Jetzt hat sie mir gekündigt“, lacht der lebensfrohe Mann. „Sie hat gesagt, Erich, ich mag nicht mehr kochen. Also habe ich gesagt, das macht nichts, dann bestellen wir Essen auf Rädern. Und ich bin immer sehr zufrieden, das Essen ist gut und die Leute sind sehr freundlich.“

Frau übergibt Essen auf Rädern an Mann
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Karin Honl von „Essen auf Rädern Loosdorf“ übergibt täglich die Box mit frisch gekochtem Essen an Erich Lackner. Er gibt die leere Box immer mit einer kleinen Aufmerksamkeit an die ehrenamtlichen Auslieferer zurück.

Dringende Suche nach freiwilligen Auslieferern

Lob und Dank gebühren Karin Honl und ihrem Team von „Essen auf Rädern Loosdorf.“ „Ich finde das wirklich ganz wunderbar, diese Dankbarkeit, mit der man immer wieder konfrontiert wird. Das schöne bei Essen auf Rädern ist außerdem, dass man immer interessante Menschen kennenlernt, das bereichert auch mein ganzes Leben“, so Honl, die die warmen Mahlzeiten seit 2019 ausführt. Auch während der CoV-Krise und während der Lockdowns ist sie ihrem Team treu geblieben und so haben die Menschen in und um Loosdorf zuverlässig ihr Mittagessen erhalten.

Keine Selbstverständlichkeit, denn fast die Hälfte der älteren ehrenamtlichen Helfer hat während des ersten Lockdowns aus Angst vor dem Coronavirus beim Essenausliefern pausiert. Damals wurde unter anderem über einen Beitrag in der ORF Fernsehsendung „Niederösterreich heute“ und auf noe.ORF.at nach Freiwilligen gesucht – mehr dazu in Nachbarschaftshilfe, wo sie gebraucht wird (noe.ORF.at; 16.3.2020).

Die Aufrufe zeigten Erfolg, so der Obmann des Arbeiter-Samariter-Bundes Loosdorf, Franz Lenk: „Durch den Beitrag vom ORF und die Aufrufe der Bürgermeister haben sich 16 oder 17 Personen gefunden, die uns das Essen zum Ausliefern förmlich aus der Hand gerissen und das wirklich toll erledigt haben“. Drei von ihnen sind langfristig geblieben und bereichern das Team nach wie vor, so Lenk.

Anna Klinger übergibt Rosen an Karin Honl
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Anna Klinger erhält mehrmals pro Woche Essen auf Rädern. Gerade während der Lockdowns war sie darüber extrem froh. Die Auslieferer waren zum Teil ihre einzigen sozialen Kontakte

„Ich kann nur Danke sagen“

Mehrmals pro Woche bringen sie auch an Anna Klinger in Albrechtsberg an der Pielach (Bezirk Melk) das Mittagessen. Während der Lockdowns war sie darüber besonders froh, wie sie gegenüber noe.ORF.at mit sehr bewegter Stimme erzählt: „Ich habe nie weg müssen, ich konnte immer daheim bleiben. Ich bin damals so wenig wie möglich einkaufen gegangen und war froh, dass ich etwas zu essen geliefert bekommen habe. Dieses Essen auf Rädern ist schon super. Es durfte ja niemand kommen, auch die Kinder durften nicht kommen. Teilweise war das also der einzige Kontakt, den ich hatte.“

Klinger schneidet in ihrem gepflegten Garten ein paar pinkfarbene Rosen ab und schenkt sie Karin Honl. „Ich kann nur Danke sagen. Dir und allen anderen. Es sind ja einige jüngere dazugekommen und die sind auch geblieben. Das ist wirklich schön und man muss einfach Danke sagen, dass das so funktioniert.“

Ein Danke, das von Herzen kommt und auch Karin Honl von „Essen auf Rädern Loosdorf“ sichtlich bewegt: „Es ist schon sehr berührend, dass man teilweise der einzige Kontakt der Menschen war. Und jetzt ist es einfach schön, wenn man ein Danke hört.“