Hitze Arbeit Textilreinigung Straßenbauarbeiter
ORF/Astrid Nentwich
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Wirtschaft

Wenn die Hitze von oben und unten kommt

Mehr als 30 Grad im Schatten sind derzeit keine Seltenheit. Glücklich können sich all jene schätzen, die bei der Arbeit eine Klimaanlage haben. In der Textilreinigung oder beim Straßenbau kommt die Hitze aber nicht nur von oben. Gesetzliche Hitzeregeln gibt es aber kaum.

Edeltraud Ehn und Gordana Mihajlovic arbeiten in der Textilreinigung Natürlich Sauber in Tulln. Hohe Temperaturen sind sie grundsätzlich gewohnt. Wenn es aber im Sommer auch draußen mehr als 30 Grad hat, wird das Glätten der Falten mit dem Dampfbügeleisen extrem schweißtreibend. Ehn trinkt deshalb viel Wasser und erledigt ihre Bügelwäsche in der Früh. „Wir schauen, dass wir am Nachmittag nur noch verpacken, damit es hier herinnen nicht noch heißer wird“, ergänzt Mihajlovic.

Unternehmenschefin Antje Schubert stellte für ihre Arbeitnehmerinnen zudem ein Klimagerät ins Geschäft, um ihnen die Arbeit angenehmer zu machen. Aber es gibt noch eine weitere „coole“ Lösung, erzählt Mihajlovic: „Wenn es sehr heiß ist, gibt sie uns am Nachmittag frei.“

Arbeiten bei 180 Grad

Auf der Baustelle am Knoten St. Pölten entlang der Westautobahn (A1) und der Kremser Schnellstraße (S33) wird derzeit asphaltiert. Der frische Asphalt kommt mit 160 bis 180 Grad aus der Maschine. Eine schweißtreibende Arbeit für Mario Hofer und Marek Zwierkowski: "Bis 30 Grad ist es kein Problem. Darüber wird es sehr anstrengend. Die Leistung lässt einfach nach. Wir trinken viel Wasser, gehen in den Schatten und machen Pausen, um dann wieder weiter zu asphaltieren.“

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In der Textilreinigung sind die Mitarbeiterinnen hohe Temperaturen gewöhnt
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Die Bügelarbeiten werden bei den hohen Außentemperaturen so gut als möglich schon in der Früh erledigt
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Der Thermometer zeigt bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at weit über 30 Grad
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Am Knoten St. Pölten entlang der Westautobahn wird gerade der Asphalt aufgetragen
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Die Mitarbeiter nutzen deshalb jeden Schatten, machen mehr Pausen und trinken viel Wasser
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Der Asphalt, der auf die Straße kommt, hat zwischen 160 und 180 Grad
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Generell muss der Arbeitgeber darauf achten, dass alle Maßnahmen getroffen wurden, damit der Arbeitnehmer bei der Verrichtung seiner Tätigkeit gesund bleibt. Das bedeutet etwa kühle Räume, die Arbeitszeiten anpassen, Sonnenschutz und kalte Getränke bereitstellen. Hitzefrei bekommen nur die wenigsten. Dafür braucht es einen kulanten Arbeitgeber, sagt Christian Haberle, Experte für Arbeitnehmerschutz der Arbeiterkammer Niederösterreich.

Hitzeregelung am Bau möglich

Eine Regelung gibt es derzeit nur für Bauarbeiter. „Da kann der Arbeitgeber bestimmen, dass ab 32,5 Grad, die drei Stunden lang gemessen werden, die Mitarbeiter nach Hause gehen und ihnen eine 60-prozentige Entschädigung für ihren Stundenlohn ausbezahlt wird“, erklärt Haberle. Das Geld dafür kommt aus der Bauarbeiter Urlaubs- und Abfertigungskasse, in die Arbeitgeber und Arbeitnehmer einzahlen.

Einen Rechtsanspruch auf „hitzefrei“, wie es die Gewerkschaft fordert, gibt es derzeit aber auch am Bau nicht. Der Experte für Arbeitnehmerschutz kann die Forderung nachvollziehen: „Wenn alle organisatorischen und technischen Maßnahmen ausgeschöpft wurden, wird auch daran kein Weg vorbeiführen. Ich darf nur daran erinnern, dass in Wien diskutiert wird, warum die Fiakerpferde ab 30 Grad nicht freibekommen. Also, ich denke, dass bei diesen Temperaturen auch den Menschen nicht mehr zumutbar ist, zu arbeiten.“