Hebamme
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„Menschen im Blickpunkt“

Hebamme mit viel Gespür und Feingefühl

Wenn bei ihr das Handy klingelt, ist es meistens wirklich dringend, denn Anna Maria Koch ist seit 52 Jahren Hebamme. Auch viele prominente Frauen haben sich ihr wegen ihres Feingefühls anvertraut. Aufhören möchte Koch noch lange nicht.

1985 gründete Anna Maria Koch in Tulln das erste österreichische Mütterstudio als Anlaufstelle für Schwangere und Eltern und leistete damit Pionierarbeit. Vieles hat sich seit damals verändert, etwa das Alter der werdenden Mütter. „Früher war man mit 30 eine alte Erstgebärende, heute fangen wir mit 35 vielleicht an und das ist auch gut so, weil die Frauen freier geworden sind: freier in der Entscheidung, Kinder zu bekommen“, sagt Koch.

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Anna Maria Koch ist seit 52 Jahren Hebamme

Sie selbst ist Mutter einer Tochter und zweifache Großmutter. Wie vielen Kindern sie schon auf die Welt geholfen hat, will sie gar nicht zählen, aber der Bevölkerungszahl einer Kleinstadt werde es schon entsprechen, sagt die Hebamme. Auch viele prominente Frauen, die man aus der Politik oder aus dem Fernsehen kennt, haben mit ihrer Hilfe entbunden.

Einen Unterschied macht Koch dabei nicht. „Diese Frau bekommt genauso ihr Kind, vielleicht sogar mit mehr Ängsten, weil sie eben prominent ist und sich viel mehr Leistungsdruck auferlegt. Ich hoffe, dass ich ihr diesen Druck nehmen kann“, so die Hebamme.

„Bin eine ‚Großmutter-Hebamme‘“

Für sie ist der Beruf eine wahre Berufung. Fließbandarbeit gibt es bei Anna Maria Koch nicht, jede Geburt ist speziell. „Es ist immer etwas Neues, es gibt keine zwei gleichen Geburten im Leben“, betont sie. Und das Handy ist immer griffbereit, einen wirklich freien Tag gibt es somit nicht. Die Frauen stehen für Koch an erster Stelle. Mit vielen von ihnen hat Koch auch Jahre später noch Kontakt. „Ich bekomme Gott sei Dank sehr viel Post und ich entbinde schon wieder jene Kinder, denen ich selbst auf die Welt geholfen, wo ich also schon einmal schützend die Hand darüber gehalten habe. Ich bin also so etwas wie eine werdende ‚Großmutter-Hebamme‘.“

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Koch hat bereits zahlreiche Geburten begleitet, teils auch von Frauen, bei deren Geburt sie auch schon dabei war

Der mittlerweile 73-Jährigen sieht man das Alter nicht an. Der Beruf hält fit, wie es scheint. Dabei ist er manchmal durchaus anstrengend. Die längste Geburt, die sie begleiten durfte, dauerte 36 Stunden, die schnellste nur 20 Minuten. Und auch das berührendste Erlebnis bleibt Koch Erinnerung: „Eine Geburt nach dem Tod meines Mannes. Ich habe der Frau gesagt, dass ich mich psychisch nicht dazu in der Lage fühle, die Geburt zu leiten. Ich hab diese Frau in einer schwierigen Erstsituation begleitet, wir haben beide geweint und nach dieser Geburt haben wir wieder geweint.“