Maria Happel bei der Präsentation als künstlerische Leiterin der Theater Reichenau
APA/Hans Punz
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Kultur

Maria Happel neue Leiterin in Reichenau

Burgschauspielerin Maria Happel ist die neue künstlerische Leiterin der Festspiele Reichenau. Nach turbulenten Wochen sichern das Land und die Gemeinde Reichenau an der Rax die Festspiele mit einer neuen Gesellschaft, der Theater Reichenau Betriebs GesmbH, ab.

Seit Anfang Mai kommen die Festspiele Reichenau (Bezirk Neunkirchen) nicht aus den Schlagzeilen. Zum zweiten Mal nach 2020 wurden die Festspiele coronavirusbedingt von den Intendanten Renate und Peter Loidolt für heuer abgesagt. Zudem verkündeten die Festspielgründer, sich nach 33 Jahren von der künstlerischen Leitung zurückzuziehen. Seitdem wurden vonseiten des Landes intensive Gespräche geführt, um die traditionellen Theaterfestspiele auch in Zukunft weiterführen zu können. Donnerstagmittag wurde im Palais Niederösterreich in Wien die neue Organisationsform sowie die neue künstlerische Leiterin präsentiert. Im Sommer 2022 soll in Reichenau wieder Theater gespielt werden.

Happel möchte eine Verbindung zwischen Jung und Alt

Die bekannte aus Deutschland stammende Burgschauspielerin, Romy-Preisträgerin und Leiterin des Max-Reinhardt-Seminars, Maria Happel, übernimmt ab sofort die künstlerische Leitung der Theater Reichenau. Die 1962 im deutschen Erlenbach geborene Schauspielerin und Regisseurin wurde 1991 von Claus Peymann nach Wien geholt. Bei den Festspielen Reichenau stand sie bereits auf der Bühne und führte auch Regie.

Maria Happel
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„Tradition ist für mich immer wichtig. Denn sie schließt Innovation ja nicht aus, sondern bewirkt diese geradezu. Theater ist in einer permanenten Entwicklung“, sagte Maria Happel anlässlich ihrer Bestellung zur Leiterin des Max-Reinhardt-Seminars vor einem Jahr

In Reichenau möchte Happel ein Konzept der Verbindung zwischen Jung und Alt in die Tat umsetzen. „So schwebt mir zum Beispiel ein Stück wie ‚Frühlingserwachen‘ von Frank Wedekind, der übrigens des Öfteren die Region rund um den Semmering besuchte, vor. Die Jugendlichen werden von Studierenden des Max-Reinhardt-Seminars gespielt und die Erwachsenen von hochkarätigen Künstlerinnen, die ein Interesse an der Entwicklung des Theaters, den Glauben an dessen Unsterblichkeit haben und bereit sind, den Jungen die Staffel in die Hand zu geben“, sagt Happel, die auch für ein Literatur- und Filmprogramm in Reichenau Überlegungen anstellt.

NÖKU und Gemeinde sind die neuen Gesellschafter

Happel wurde für drei Jahre mit einer Option auf Verlängerung für weitere zwei Jahre zur künstlerischen Leiterin der Festspiele Reichenau bestellt. Die operative Geschäftsführung wird interimistisch der operative Geschäftsführer der NÖ Kulturwirtschaft GesmbH (NÖKU), Paul Gessl, übernehmen. Die neuen Positionen der Geschäftsführung werden in Kürze ausgeschrieben. Gesellschafter der neuen Theater Reichenau Betriebs GesmbH sind die NÖKU und die Gemeinde Reichenau. Das jährliche Gesamtbudget beträgt, angelehnt an die Jahre 2017 bis 2019, 3,5 Millionen Euro.

Präsentation des neuen Theater Reichenau Konzepts im Palais Niederösterreich am 1. Juli 2021
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Neue künstlerische Leitung, neue Ausrichtung und neue Organisationsform für das Theater Reichenau ab Sommer 2022 (v.l.): mdw-Rektorin Ulrike Sych, Maria Happel, NÖKU-Geschäftsführer Paul Gessl, Johanna Mikl-Leitner und Reichenau-Bürgermeister Johann Döller

Die Bestellung von Happel zur künstlerischen Leiterin ist verbunden durch eine Kooperation mit dem Max-Reinhardt-Seminar und mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). Dadurch soll der traditionelle Theaterstandort weiterentwickelt werden und im mitteleuropäischen Kontext eine neue Bedeutung bekommen, hieß es beim Pressegespräch. „Wir freuen uns, dass wir mit Maria Happel eine über die Grenzen des Landes bekannte und vernetzte Theatermacherin für die Leitung der Theater Reichenau gewinnen konnten, die für eine Weiterentwicklung des Theaterstandorts auf hohem Niveau und mit einer Ausstrahlung weit über die Region steht“, so Paul Gessl.

Mikl-Leitner: „Theaterstandort nachhaltig abgesichert“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnete die Festspiele Reichenau als einen wesentlichen Grundpfeiler des niederösterreichischen Kultursommers in den letzten drei Jahrzehnten. Sie bedankte sich auch bei den Festspielgründern, dem Ehepaar Renate und Peter Loidolt: „Auch die Festspiele Reichenau sind seit über 30 Jahren ein wichtiger Bestandteil dieser Kulturgeschichte, die ebenso lange untrennbar mit dem Ehepaar Renate und Peter Loidolt verbunden ist. Mit diesem Engagement haben Renate und Peter Loidolt die Festspiele Reichenau zu einem österreichweit anerkannten Theaterstandort entwickelt.“

Fotostrecke mit 7 Bildern

Maria Happel in „Automatenbüffet“ von Anna Gmeyner in der Regie von Barbara Frey, Akademietheater Wien, Oktober 2020
APA/Burgtheater/Matthias Horn
Maria Happel in „Automatenbüffet“ von Anna Gmeyner in der Regie von Barbara Frey, Akademietheater Wien, Oktober 2020
Maria Happel als Die Alte und Michael Maertens als Der Alte bei einer Fotoprobe zu Ionescos „Die Stühle“, Akademietheater Wien, März 2019
APA/Georg Hochmuth
Maria Happel als Die Alte und Michael Maertens als Der Alte bei einer Fotoprobe zu Ionescos „Die Stühle“, Akademietheater Wien, März 2019
Fabian Krüger als Clive, Nicholas Ofczarek als Neville und Maria Happel als Phyllis (v.l.) während der Fotoprobe zu „Schöne Bescherungen“, Burgtheater Wien, Dezember 2019
APA/Georg Hochmuth
Fabian Krüger als Clive, Nicholas Ofczarek als Neville und Maria Happel als Phyllis (v.l.) während der Fotoprobe zu „Schöne Bescherungen“, Burgtheater Wien, Dezember 2019
Burkhart Klaußner (r.) als Alfred Ill und Maria Happel als Claire Zachanassian während einer Probe des Stücks „Der Besuch der alten Dame“, Burgtheater Wien, Mai 2018
APA/Roland Schlager
Burkhart Klaußner (r.) als Alfred Ill und Maria Happel als Claire Zachanassian während einer Probe des Stücks „Der Besuch der alten Dame“, Burgtheater Wien, Mai 2018
Maria Happel (l.) als Agamemnon und Caroline Peters als Klytaimestra während der Fotoprobe von „Die Orestie“, Burgtheater Wien, März 2017
APA/Herbert Neubauer
Maria Happel (l.) als Agamemnon und Caroline Peters als Klytaimestra während der Fotoprobe von „Die Orestie“, Burgtheater Wien, März 2017
Maria Happel und Martin Schwab während einer Probe zu „Hermann und Dorothea“, Burgtheater Wien, September 2016
APA/Georg Hochmuth
Maria Happel und Martin Schwab während einer Probe zu „Hermann und Dorothea“, Burgtheater Wien, September 2016
Maria Happel als Die Wortführerin und Martin Schwab als "Der Wortführer während einer Probe des Stücks „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ von Peter Handke, Burgtheater Wien, Februar 2016
APA/Roland Schlager
Maria Happel als Die Wortführerin und Martin Schwab als "Der Wortführer während einer Probe des Stücks „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ von Peter Handke, Burgtheater Wien, Februar 2016

Nun gehe es laut Mikl-Leitner um einen Wandel und um eine erfolgreiche Zukunft, denn der Theaterstandort sei für die gesamte Region sehr bedeutsam. „Der Theaterstandort Reichenau wird nachhaltig abgesichert. Diese Maßnahme erfolgt auch im Rahmen unserer kulturpolitischen Schwerpunktsetzung im Süden Niederösterreichs. Reichenau wird ab dem Sommer 2022 wieder Theateraufführungen zeigen. Dazu wird eine neue stabile Organisationsstruktur von der Gemeinde Reichenau und der Kulturmanagement-Organisation NÖKU mit all ihren Erfahrungen gegründet“, so die Landeshauptfrau. Ein erster Spielplan für den Sommer 2022 soll im Herbst präsentiert werden.

Große Zustimmung von den Festspielpartnern

Erfreut über die Entscheidung zeigte sich Johann Döller (ÖVP), Bürgermeister von Reichenau, der sich für die Region positive Auswirkungen erhofft. Auch Ulrike Sych, Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst, sieht einen „richtungsweisenden Schritt“. Happel stelle in ihrer künstlerischen Vielseitigkeit das „gespiegelte Max-Reinhardt-Seminar“ in einer Person dar.

„Theater Reichenau“ sei derzeit noch ein „Arbeitstitel“, stellte Gessl klar. Die endgültige „Markenbezeichnung“ wird noch zu finden sein. „Festspiele Reichenau“ sei jedenfalls kein eingetragenes Markenzeichen.