Im Rahmen des Projekts Medizin-Transparent.at nahm die Donau-Universität Krems die Studien zur Impfung von Kindern genauer unter die Lupe. Laut Epidemiologe Gartlehner, Leiter des Departments Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie, zeigen diese Daten, „dass Kinder genauso gut auf die Impfung reagieren wie Erwachsene, dass sie Antikörper bilden und dass man davon ausgehen kann, dass sie genauso gut geschützt sein werden.“
Das Problem sei aber, dass man derzeit noch keine Langzeitdaten zu den Nebenwirkungen habe. Deshalb empfehle etwa die Deutsche Ständige Impfkommission (STIKO), den Sommer noch abzuwarten. Denn je mehr Kinder weltweit geimpft würden, desto mehr Langzeitdaten gebe es, erläutert Gartlehner am Donnerstag in „Niederösterreich heute“. Diese Empfehlung sei „vernünftig“, da es derzeit „keine große Dringlichkeit gibt, Kinder am Beginn des Sommers zu impfen“.

Ausnahme seien allerdings jene Kinder, die einer Risikogruppe angehören. In diesem Fall rät der Experte den Eltern, sie auf jeden Fall impfen zu lassen. Dasselbe empfiehlt er, wenn es innerhalb der Familie besonders vulnerable Personen gibt, die geschützt werden sollen. „Sonst kann man sich wahrscheinlich den Luxus leisten, noch ein paar Wochen auf die neuen Daten zu warten“, so der Epidemiologe.
Forderung nach flexiblerer Impfstrategie
Gartlehner nahm in „Niederösterreich heute“ auch zur Delta-Variante des Coronavirus Stellung. „Die Delta-Variante ist sozusagen die dunkle Wolke auf unserem Sommerhimmel. Sie ist ansteckender und führt zu mehr Krankenhausaufenthalten. Wir müssen davon ausgehen, dass die Delta-Variante die Infektionen übernehmen wird, und wir müssen sehr vorsichtig sein, damit die Situation nicht außer Kontrolle gerät.“
Um trotz aller CoV-Varianten die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen, müsse die Regierung nun auf Impfkampagnen setzen, ist der Experte überzeugt. Außerdem fordert er Flexibilität bei den Impfungen, „so wie in den USA, wo man sich spontan etwa in der U-Bahn oder in Fußballstadien impfen lassen konnte. Man muss die Leute dort abholen, wo sie sind, ohne dass sie sich lange und mühsam voranmelden müssen, um einen möglichst niederschwelligen Zugang zu erlauben“, ist Gartlehner überzeugt.