Wirtschaft

Industrie beklagt „einfachen Schulaufstieg“

Mehr als 70 Prozent der Industriebetriebe in Niederösterreich haben offene Stellen. Doch nur ein Drittel kann diese laut einer Umfrage der Industriellenvereinigung besetzen. Ein Grund sei der „einfachere Schulaufstieg“ seit der CoV-Pandemie.

Laut der Umfrage der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV NÖ) wollen 95 Prozent der Betriebe ihr Personal halten, mehr als die Hälfte plant sogar, den Personalstand weiter auszubauen. Im Gegensatz dazu hatte nicht einmal jeder zehnte Betrieb zum Befragungszeitpunkt im Mai Beschäftigte zur Kurzarbeit angemeldet. „Der Wiederaufbau von persönlichen Geschäftsbeziehungen zählt mitunter zu den größten Herausforderungen in den kommenden Wochen und Monaten“, erklärt IV-NÖ Präsident Thomas Salzer.

Große Sorgen bereitet den Unternehmen aber nach wie vor die Suche nach qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Wir befürchten, dass sich der Fachkräftemangel weiter zuspitzen wird. Bestimmte Faktoren wie der Corona-bedingt einfachere Schul-Aufstieg, geburtenschwache Jahrgänge und der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen haben die Situation zusätzlich verschärft", erklärt Salzer. Zudem seien viele Menschen die guten Aufstiegs- und Verdienstchancen in der Industrie nicht bewusst.

Drei von vier offene Stellen im MINT-Bereich

Laut der Arbeitsmarkt-Umfrage hatten außerdem mehr als 70 Prozent der befragten Betriebe offene Stellen ausgeschrieben. Doch nur ein Drittel der Unternehmen gab an, dass die offenen Stellen im vergangenen Quartal auch besetzt werden konnten. Gesucht werden vor allem Fachkräfte im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT-Fächer). Auf diesen Bereich würden drei von vier ausgeschriebene Stellen entfallen.

Zwar gibt es auf Grund der Coronakrise derzeit viele Arbeitslose, in der Industrie würden die Fachkräfte jedoch fehlen, klagt Salzer, weil die Arbeitssuchenden nicht die passenden Qualifikationen hätten: "Umso wichtiger ist es, dass die Industrieunternehmen bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze unterstützt werden, etwa durch verstärkte Eingliederungsbeihilfen oder Förderungen für Umschulungen.“

Salzer: „Keine neuen Steuern“

Für die nächsten Monate gibt sich der IV-NÖ-Präsident optimistisch, warnt jedoch vor neuen Hürden beim Weg aus der Krise: „Der Aufschwung, der sich im Moment abzeichnet, darf auf keinen Fall durch neue Steuern, Abgaben oder Umweltauflagen gebremst werden.“ An der Online-Befragung nahmen von Mitte bis Ende Mai 54 Industrieunternehmen teil. Die meisten der Betriebe stammen aus der metalltechnischen Industrie, gefolgt von der Elektro- bzw. Elektronikindustrie und der Holzindustrie.