Josef Schmoll
RK NÖ / M. Hechenberger
RK NÖ / M. Hechenberger
Chronik

Schmoll: Nur 59 Prozent bei Wiederwahl

Mit einem ernüchternden Ergebnis ist am Donnerstagabend die Generalversammlung des Rot-Kreuz-Landesverbandes zu Ende gegangen. Präsident Josef Schmoll wurde wiedergewählt, allerdings bekam er nur 59 Prozent der Delegiertenstimmen.

Nachdem er 2016 das Amt des Rot-Kreuz-Präsidenten übernommen hatte, stellte sich Schmoll bei der 154. Generalversammlung erstmals einer Wiederwahl. Waren es vor fünf Jahren 91,5 Prozent der Stimmen, wurde er am Donnerstag im Minoritenkloster in Tulln nur noch von 59 Prozent der Delegierten gewählt.

Er nehme das Wahlergebnis sehr ernst, so Schmoll: „Ich spreche das offen und ehrlich an – wenn wir Reformen machen, die nicht einmal zwei Monate vor der Wahl vorbei und für manche Bezirksstellen einschneidend sind, dann ist das keine runde Geschichte.“

Zu den beiden Vizepräsidenten des Landesverbandes wurden Werner Kraut (69 Prozent) und Hans Ebner (79 Prozent) gewählt.

Rettungsdienstvertrag als mögliches Motiv

Gegenüber noe.ORF.at nannte der wiedergewählte Präsident den neuen Rettungsdienstvertrag als möglichen Grund für das moderate Wahlergebnis. Dieses sogenannte Normkostenmodell sieht vor, dass die Rettungsdienstbeiträge – der Rettungs-Euro – vereinheitlicht und zentral abgewickelt werden. Zuvor konnte jede Rettungsorganisation separat mit den einzelnen Gemeinden über die Rettungsdienstbeiträge verhandeln – mehr dazu in Ende des „Rettungseuros“ ab Jahresbeginn (noe.ORF.at; 22.12.2020).

Vom neuen Gesamtvertrag würden kleinere Dienststellen profitieren, größere eher nicht. „Die größeren Dienststellen wiederum haben die meisten Delegierten“, so Schmoll, der trotz allem überzeugt ist, dass es der richtige Weg ist. Unterstützung bekommt er von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Für sie ist der Rettungsdienstvertrag „eine Orientierung für die Zukunft, die den Landsleuten in Niederösterreich Sicherheit gibt. Und wir alle hier haben die Verantwortung, den Menschen Sicherheit zu geben.“

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Generalversammlung des Roten Kreuzes in Tulln
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Die Generalversammlung in Tulln brachte dem Rot-Kreuz-Präsidenten ein mageres Wiederwahl-Ergebnis
Delegierte bei Rot-Kreuz-Generalversammlung
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59 Prozent der Delegierten gaben Schmoll ihre Stimme
Delegierte bei Rot-Kreuz-Generalversammlung
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Vor fünf Jahren hatte er noch 91,5 Prozent der Stimmen erhalten
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
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Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner dankte den Rot-Kreuz-Helfern für ihren Einsatz in der Pandemie
Gruppenfoto bei Rot-Kreuz-Generalversammlung
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Bei der Generalversammlung wurden zudem verdienstvolle Mitglieder und Unterstützer gewürdigt

Dank für monatelangen Pandemie-Einsatz

Darüber hinaus bedankte sich die Landeshauptfrau beim Roten Kreuz für den Einsatz in den vergangenen eineinhalb Jahren Pandemie. „Eine große Herausforderung für jeden einzelnen, aber vor allem für das Rote Kreuz. Und ich habe trotzdem kein einziges Mal gehört: ‚Das können wir nicht, das schaffen wir nicht.‘“

Ein Engagement, das auch die für das Rettungswesen zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) würdigte: „Ich erinnere mich noch an den 6.2.2020, da haben in Wien die Fiebermessungen begonnen. Uns ist dann aber sehr schnell das Lachen vergangen und seitdem sind Sie an der Seite der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher.“ Knapp 570.000 Corona-Tests wurden seither durchgeführt, so die Landesrätin.

Forderung nach Gesetzen, „die lebbar sind“

Als wichtiges Thema der Zukunft nannte Schmoll die Digitalisierung, wo „das Rote Kreuz an vorderster Front dabei sein muss.“ Außerdem gehe es darum, die Jugendarbeit in den Vordergrund zu stellen und damit „in die Freiwilligen der Zukunft“ zu investieren. Von der Politik forderte der Rot-Kreuz-Präsident „Gesetze, die vor allem in Zeiten von Krisen und Katastrophen lebbar sind.“

Konkret will Schmoll Geld – „nicht jenes der Feuerwehr“ – für die Katastrophenvorsorge. „Es wird Zeit, dass die Rettungsorganisationen etwas von den Bundeskatastrophenmitteln bekommen.“ In Summe seien es für alle Rettungsorganisationen in Österreich 15 Millionen Euro. „Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass Rettungsorganisationen – wenn es um menschliche Katastrophen geht – an vorderster Front stehen und alles tun, damit wir Schulter an Schulter den Menschen helfen. Da brauchen wir für die Vorsorge aber auch Geld.“