Wirtschaft

Insolvenzen auf extrem niedrigem Niveau

Die Zahl der Firmen- und Privatinsolvenzen ist im ersten Halbjahr stark zurückgegangen. Bis Jahresende rechnet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) aber mit einem Anstieg. Der Grund sei eine Gesetzesreform sowie das Auslaufen der CoV-Sonderregeln.

Am Montag wurde bekannt, dass die Bäckerei Bucher aus Eggenburg (Bezirk Horn) Insolvenz anmelden musste. Das Unternehmen mit zwei Filialen betreibt Kaffeehäuser, Schulbuffets und beliefert Gastronomieunternehmen mit Backwaren. Der Grund liegt laut Creditreform im Umsatzrückgang infolge der Covid-19-Pandemie, Kaffeehäuser und Schulbuffets konnte nicht betrieben werden.

Mit Ende Juni liefen zudem die Abgabenstundungen aus. Damit wurden die Forderungen des Finanzamts und der Gesundheitskasse fällig. Eine Rückzahlung der gestundeten Forderungen sowie der Sonderzahlungen sei trotz der Möglichkeit einer Ratenzahlung nicht möglich gewesen. Die Schulden belaufen sich auf etwa eine Million Euro. Die Bäckerei mit 49 Angestellten soll aber fortgeführt werden.

CoV-Sonderregeln drücken Insolvenzen

Diese Insolvenzursache ist derzeit keine Seltenheit. Laut den Experten des Alpenländischen Kreditorenverbandes mussten im ersten Halbjahr in Niederösterreich 176 Firmen Insolvenz anmelden. Im Vergleich zum Vorjahr war das zwar um die Hälfte weniger (2020: 342). Allerdings galt bis Ende Juni eine Art Corona-Schonfrist: Anträge mussten nicht sofort gestellt werden, Beiträge der Finanz oder Krankenkasse konnten gestundet werden.

Seit Juni zeige sich den Experten zufolge aber wieder eine Trendumkehr. Durch das Auslaufen der gesetzlichen Stundungen im Zuge der Covid-19 Gesetzgebung und der langsam wieder anlaufenden Gläubigerantragstellungen durch die öffentliche Hand rechnet der AKV mit einem langsamen Anstieg der Firmeninsolvenzen im zweiten Halbjahr. Ein Angleichen an die Verfahrenszahlen vor Ausbruch der Coronapandemie 2019 wird jedoch aufgrund der „Safety-Car“-Phase erst für das Jahr 2022 erwartet.

Schnellere Entschuldung

Noch schneller dürfte der Anstieg bei den Privatinsolvenzen gehen. Zwar gab es auch hier im ersten Halbjahr einen starken Rückgang. Heuer waren davon in Niederösterreich 470 Menschen betroffen (2020: 611). Doch seit Juli gilt ein neues Gesetz, ab sofort kann man sich schon innerhalb von drei Jahren statt bisher mindestens fünf Jahren entschulden. „Daraus kann bereits abgeleitet werden, dass zuletzt Schuldner die neuerliche Gesetzesänderung abgewartet haben“, schreibt der AKV in der Aussendung.