Ein Auto überfährt auf einem Trainingskurs einen Pylon
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Verkehr

Nach Unfall: Debatte um Senioren am Steuer

Nach einem Unfall mit 13 Verletzten, den ein 86-jähriger Autofahrer verursacht hat, ist die Diskussion um das Autofahren im Alter neu entfacht. Statt auf eine verpflichtende Untersuchung setzen Verkehrsexperten auf Aufklärung, freiwillige Tests und Schulungen.

Der Unfall ereignete sich im oberösterreichischen St. Florian, nur wenige Kilometer von der Grenze zu Niederösterreich entfernt. Der 86-jährige Lenker fuhr aus bislang ungeklärter Ursache in eine Menschenmenge und verletzte dabei 13 Menschen – mehr dazu in Auto fährt in Personengruppe vor Stift (ooe.ORF.at; 11.7.2021). Der Unfall wirft nun erneut die Frage auf, ob Autofahren ab einem gewissen Alter nicht zu gefährlich sei.

Dass mit dem Älterwerden häufig gesundheitliche Probleme auftreten, die das Autofahren erschweren, darin sind sich die Experten einig. „Es beginnt meist bei den Augen. So sieht zum Beispiel ein 60-Jähriger nur noch 74 Prozent so viel wie ein 20-Jähriger. Da sollte man sich schon zum Arzt begeben und darüber nachdenken, einen Sehbehelf zu nehmen“, schildert Christian Kräutler vom Kuratorium für Verkehrssicherheit gegenüber noe.ORF.at. Auf die Augen folge die Beweglichkeit, so der Experte: „Man kann sich nicht so leicht umdrehen. Man vergisst dadurch viel leichter den Schulterblick.“

„Keine Verbesserung in anderen Ländern“

In 19 europäischen Ländern sind daher Untersuchungen ab einem gewissen Alter vorgeschrieben. In Ungarn etwa ab Führerscheinerwerb, in Portugal ab 50 Jahren, in Kroatien ab 60 und in der Schweiz und Großbritannien ab 70 Jahren. Nicht so in Österreich, denn: „Von uns gibt es keine Empfehlung, eine verpflichtende Untersuchung durchzuführen, weil wir ganz einfach in den Ländern, die solche durchführen, keine Verbesserung der Verkehrssicherheit sehen“, betont Kräutler.

Unfallzahlen 2019

nach Alter:

  • 15-24: 3.713
  • 25-64: 11.063
  • 65 und älter: 1.896
    (Quelle: KFV))

Außerdem könne man nicht alle älteren Menschen, die noch Autofahren, über einen Kamm scheren, meint Georg Scheiblauer, Leiter des ÖAMTC-Fahrtechnikzentrums in Teesdorf (Bezirk Baden): „Unsere Erfahrung bei den Seniorentrainings ist die, dass es sehr alte Leute gibt, die super reagieren und bis ins sehr hohe Alter fahrtüchtig sind. Und es gibt andere, die noch nicht so alt sind, wo man sich denkt, bei denen muss man im Straßenverkehr schon sehr aufpassen.“

Experten rufen zu Eigenverantwortung auf

Deswegen sei Eigenverantwortung gefragt, sagt Scheiblauer. So können Seniorinnen und Senioren etwa an Fahrsicherheits-Kursen teilnehmen. „Das fängt an mit einfachen Fahrübungen am Platz, ähnlich wie das bei einer Führerscheinprüfung der Fall ist, und geht dann weiter in eine Testfahrt draußen im Straßenverkehr. Man erhält dann auch ein Gutachten. Das Ganze passiert ohne rechtliche Konsequenz, in Eigenverantwortung.“

Die Experten appellieren auch an Angehörige, im Anlassfall das Gespräch zu suchen, denn Sicherheit beim Autofahren sei im Interesse des Lenkers bzw. der Lenkerin und aller anderen Verkehrsteilnehmer und -teilnehmerinnen.