Erste Illuminierung eines Gedenkzeichens in Erinnerung an die jüdische Bevölkerung in Wiener Neustadt
Stadt Wiener Neustadt/Weller
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Religion

Wr. Neustadt: Ein Lichtzeichen als Erinnerung

Vor 150 Jahren wurde die Israelitische Kultusgemeinde Wr. Neustadt gegründet. 1938 wurde die jüdische Bevölkerung verfolgt und deportiert, die Synagoge geplündert und 1952 abgetragen. Am Montag wurde an dieser Stelle erstmals ein Lichtzeichen illuminiert.

Das Lichtzeichen ist ein fünf Meter hoher Metallmast mit einem leuchtenden Davidstern. Gestaltet wurde es von dem österreichischen Künstler Lukas Maria Kaufmann. Das Lichtzeichen trägt den Namen „Ot“, das ist Hebräisch und bedeutet „Symbol“ oder „Zeichen“.

Am 4. Mai 1871 wurde die Israelitische Kultusgemeinde Wiener Neustadt gegründet. Gemeinsam mit dem Jüdischen Museum Wien und der Firma Uhl, die heute jenes Grundstück besitzt, auf dem einst die Synagoge stand, ließ die Stadt Wiener Neustadt anlässlich dessen dieses Lichtzeichen errichten. So möchte man jenen Ort würdigen, der im Zuge der Novemberpogrome 1938 entweiht, im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und schließlich abgetragen wurde. Bei einem Festakt am Montagabend wurde das Lichtzeichen erstmals illuminiert.

Sobotka: „Gedenken als aktive Handlung“

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sagte beim Festakt: „Das Lichtzeichen am ehemaligen Standort der Synagoge in Wiener Neustadt weist auf die unwiederbringliche Zerstörung hin, welche sich im November 1938 zugetragen hat. Vielmehr wird aber auch die Bedeutung des Orts in das kollektive Bewusstsein der Menschen der Stadt gerückt. Gedenken entwickelt sich dadurch zu einer aktiven Handlung.“

Erste Illuminierung eines Gedenkzeichens in Erinnerung an die jüdische Bevölkerung in Wiener Neustadt
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Zur Erinnerung an die Israelitische Kultusgemeinde Wiener Neustadt (v. l.): Kulturstadtrat Franz Piribauer, Katharina Lischka (JMW), Künstler Lukas Kaufmann, Martin Engelberg, die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Danielle Spera-Engelberg, Bürgermeister Klaus Schneeberger, die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Claudia Prutscher, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Erster Vizebürgermeister Christian Stocker

Es sei ein Jubiläum, das traurig macht, so Klaus Schneeberger (ÖVP), der Bürgermeister von Wiener Neustadt: „Die vor 150 Jahren gegründete Israelitische Kultusgemeinde Wiener Neustadt existiert heute nicht mehr – und doch erinnern ab dem heutigen Tage das Lichtzeichen und die neu platzierte Gedenktafel an die Ereignisse von 1938, die auch Jahrzehnte später immer noch traurig und wütend zugleich machen. Mit einem großen Symbol der Erinnerung gedenken wir der jüdischen Gemeinde in unserer Stadt.“

Die Shoah, die nicht zu begreifen ist

Wiener Neustadt sei eine blühende und lebendige Gemeinde mit religiösem und ausgeprägtem Vereinsleben gewesen, zuletzt – 1938 – mit mehr als 700 Mitgliedern in der Stadt und fast noch mal so vielen Mitgliedern im umliegenden Bezirk, sagte Claudia Prutscher, Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. „Doch dann kam mit der Reichspogromnacht – und mit ihr der Beginn des dunkelsten Kapitels unseres Landes, unseres Kontinents – der Beginn der Shoah, dem grausamsten Verbrechen, das fassungslos macht und nicht zu begreifen ist, und dessen wir zu gedenken versuchen, gedenken müssen.“

„Dass gerade Wiener Neustadt der erste Ort außerhalb Wiens ist, an dem das Lichtzeichen ‚Ot‘ aufgestellt wird, erfüllt mich mit großer Freude. Vor knapp zwei Jahren ist hier bei meinem Besuch die Idee entstanden, und heute können wir anlässlich des 150. Jahrestags der Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde Wiener Neustadt die Umsetzung feiern“, so Danielle Spera-Engelberg, die Direktorin des Jüdischen Museums Wien.