Patrick Konrad gewinnt 16. Etappe der Tour de France
Reuters/Stephane Mahe
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Patrick Konrad gewinnt 16. Etappe der Tour de France

Patrick Konrad aus Ebreichsdorf (Bezirk Baden) hat es geschafft: Am Dienstagnachmittag gewann er die 16. Etappe der Tour de France. Für den 29-Jährigen war ein Etappensieg das klare Ziel für die letzte Woche des Radsportklassikers.

Bora-Profi Patrick Konrad gewann am Dienstag als erst dritter Österreicher eine Etappe der Tour de France. Auf den Tag genau 90 Jahre nach einem der drei Tagestriumphe bei der „Großen Schleife“ durch Max Bulla setzte sich der Niederösterreicher nach einem Ruhetag und 169 km von Pas de la Case in Andorra nach Saint-Gaudens solo durch. Konrad präsentierte sich überaus aktiv und suchte nach Rang zwei am vergangenen Samstag in Quillan in den Pyrenäen seine Chance.

Im Ziel hatte Patrick Konrad 42 Sekunden Vorsprung

Nach dem mit einer Seehöhe von 2.080 m höchstgelegenen Start der Tour-Geschichte setzte Konrad nach rund zweieinhalb Stunden aus einer Verfolgergruppe einem Spitzen-Trio nach, aus dem neben dem österreichischen Staatsmeister der Belgier Jan Bakelants und Fabien Doubey übrigblieben. Aus diesem Trio holte sich Konrad gut 50 km vor dem Ziel auf dem Col de la Core zehn Punkte für den Gewinn der Bergwertung.

Da eine zehnköpfige Verfolgergruppe aber nur rund eine halbe Minute zurücklag, suchte der angehende rot-weiß-rote Olympia-Teilnehmer sein Heil in der Flucht und hielt bei recht kühlen, windigen und auch feuchten Bedingungen die Konkurrenz bis zum Schluss auf Distanz, vergrößerte sogar den Vorsprung auf die hinter ihm sich mühenden David Gaudu (FRA/Groupama) und dem letztlich Zweiten Sonny Colbrelli (ITA/Bahrain) auf über eine Minute auf. Konrad nahm auch noch zwei Bergwertungssiege mit. Die Asse um den Führenden Tadej Pogacar hatten rund eine Viertelstunde Rückstand. Der Slowene führt nach dem Auftakt in die Schlusswoche der Rundfahrt weiter souverän mit mehr als fünf Minuten Vorsprung die Gesamtwertung an.

Konrad: „Ich bin wirklich sprachlos“

„Der erste Sieg auf der World Tour und das beim größten Radrennen der Welt, ich bin wirklich sprachlos“, sagte Konrad im ersten Interview auf Eurosport. „Der Sieg ist für meine Familie, meine Freunde und mein Team Bora – für alle, die an mich geglaubt haben. Ich glaube, der Erfolg ist im richtigen Moment gekommen. Ich bin richtig stolz, das ist wie ein Befreiungsschlag.“

Patrick Konrad
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Am 13. Juli 2021 schrieb der Ebreichsdorfer Patrick Konrad österreichische Sportgeschichte

Konrad verbesserte sich um sieben Positionen an die 21. Stelle (+47:02 Min.). „Ich war schon dreimal in einer Ausreißergruppe, diesmal wollte ich es aber bis zum Finish durchziehen“, gab Konrad an. „Ich habe mir schon nach dem zweiten Platz gedacht, wenn ich noch einmal in diese Situation komme, bin ich der Erste, der angreift. Ich bin glücklich, dass es funktioniert hat, wie ich mir das ausgemalt habe. 500 Meter vor dem Ziel habe ich dann an den Sieg geglaubt“, verriet der Sohn von Vienna-City-Marathon-Veranstalter und Ex-Leichtathlet Wolfgang Konrad.

Er habe gespürt, dass die Form weiter stimmt, sagte Jungvater Konrad junior. „Ich habe gewusst, ich habe die Beine, die Form und das Talent, dass ich so etwas gewinnen kann. Heute habe ich quasi das Glück etwas gezwungen und habe es mit der Brechstange versucht, als ich auf der zweiten Bergwertung das Loch zur Spitzengruppe zugefahren bin. Ich war ruhig und habe mir gesagt: ‚Patrick, du bist heute der, der gewinnt. Es geht gar nicht anders.‘ Ich habe es geschafft, eine Tour-de-France-Etappe gewonnen.“

Ein langes Warten auf den ersten großen Sieg

Konrad hatte davor zahlreiche Topränge wie Rang zwei vom Samstag oder auch beim Giro d’Italia 2020, aber noch keinen Sieg im Ausland – nur die ÖRV-Meistertitel 2019 und 2021. 2019 war er Tour-de-Suisse-Dritter. Bei der Heim-WM 2018 hatte Konrad die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Im Gegensatz zu seinen Bora-Kollegen Lukas Pöstlberger (Giro-Etappensieg), Felix Großschartner und Gregor Mühlberger hat er lange warten müssen auf den ersten Sieg, der war umso wertvoller.

Am Mittwoch warten auf die Fahrer erneut in den Pyrenäen drei knackige Anstiege innerhalb von nur 60 Kilometern. Auf den 178,4 km von Muret nach Saint-Lary-Soulan am Col du Portet sind vor dem extrem schwierigen Schlussanstieg noch zwei Berge der ersten Kategorie zu überwinden: der Col de Peyresourde und der Col de Val Louron-Azet. Der slowenische Titelverteidiger und Gelb-Träger Tadey Pogacar nannte die 17. Etappe die schwierigste verbleibende Etappe der laufenden Tour.

Konrad bewies schon am Samstag seine Klasse

Mit Platz zwei auf der 14. Etappe bewies Konrad am Samstag seine Klasse. Beim letzten Ruhetag der Tour reflektierte der auf Platz 28 der Gesamtwertung liegende Bora-Profi am Montag im Mannschaftshotel die Ereignisse der bisherigen Tour. „Ich habe immer meine Chancen gesucht und sie vor allem am Samstag auch gefunden. Natürlich wäre mir ein Etappensieg lieber gewesen, aber die Rundfahrt ist noch nicht vorbei. Ich werde vielleicht noch meine Chance bekommen“, wollte sich Konrad im Gespräch mit noe.ORF.at mit dem ersten Tour-Podestplatz seiner Karriere nicht zufriedengeben.

Der Ebreichsdorfer kam mit zwei dritten Plätzen beim renommierten Criterium du Dauphine und als frischgebackener Staatsmeister nach Frankreich. Dort überstand er einen Sturz in der Anfangsphase der Rundfahrt ohne grobe Blessuren und schaffte auf dem siebenten Teilstück mit Platz sieben sein bis dahin bestes Tagesergebnis bei der Tour. Am Samstag verbesserte er es deutlich. Als bisher letzter Österreicher war Konrads damaliger Bora-Teamkollege Gregor Mühlberger aus Haidershofen (Bezirk Amstetten) 2019 als Dritter auf einer Tour-Etappe in die Top Drei gefahren.