Umwelt

Bund will mit Alkohol CO2-Ausstoß reduzieren

Um den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren, will der Bund den Anteil von Bioethanol im Benzin erhöhen. Derzeit produziert das Agrana-Werk in Pischelsdorf (Bezirk Tulln) davon gut 200.000 Tonnen pro Jahr.

Auf der Suche nach Alternativen zu Benzin und Diesel sieht der Bund im Ottokraftstoff E10 großes Potenzial. Derzeit ist Bioethanol – Alkohol, der durch die Vergärung von Biomasse gewonnen wird – bereits seit einigen Jahren zu fünf Prozent im Benzin beigemischt. Der Rohstoff kommt dafür aus dem Werk der Agrana in Pischelsdorf, das bereits seit 2008 in Betrieb ist.

Für die Produktion verwendet die Agrana vor allem Weizen und Mais, allerdings keine Lebensmittel, wie der Vorstandsvorsitzende Markus Mühleisen betont: „Wir verwenden Futterweizen und andere Rohstoffe, die eigentlich für die Futterproduktion vorgesehen sind, und Reststoffe. Die Hälfe dessen, was wir verarbeiten, kommt aus der Reststoffproduktion.“ Pro Jahr werden dabei mehr als 200.000 Tonnen Bioethanol erzeugt – mehr als doppelt so viel wie der Inlandsbedarf.

20 bis 70 Prozent weniger Feinstaub

Im Straßenverkehr wird zwar weiter CO2 ausgestoßen, aber nur jenes, dass die Pflanze davor aufgenommen hat. Die Verbrennung ist somit klimaneutral. Zudem senkt ein höherer Bioethanolgehalt die Treibhausgasemissionen. „Ethanol hat wesentlich weniger Partikel. Wir haben Messungen gemacht, die zeigen, dass der Feinstaub je nach Motor um 20 bis 70 Prozent reduziert werden kann, also wirklich eine massive Verbesserung“, hält Bernhard Geringer, Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe an der Technischen Universität (TU) Wien, fest.

Agrana-Werk
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In der Anlage der Agrana in Pischelsdorf werden derzeit pro Jahr mehr als 200.000 Tonnen Bioethanol erzeugt

Deshalb will die Bundesregierung den Anteil von Bioethanol von derzeit fünf auf zehn Prozent erhöhen. „Wir haben die Inlandsproduktion, das heißt, aktuell exportieren wir mehr als wir in Österreich verfahren. Die Beimischung hätte auch den Vorteil, dass wir mit der CO2-Klimabilanz nach unten kommen, es hätte nur Vorteile“, betont Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

Auch für Fahrzeuge sei der höhere Bioethanolanteil kein Problem. „Ich kenne kein Fahrzeug, dass älter als fünf Jahre ist, das nicht freigegeben ist“, sagt Geringer. Im Gegenteil: Manche Fahrzeuge seien sogar schon auf E15 oder E20 ausgelegt. In Europa gibt es E10 derzeit in Deutschland, Frankreich, Finnland und Schweden. „Wenn wir an den Klimaschutz denken, müssen wir an alle Hebel denken und gerade bei Bioethanol können wir in kurzer Zeit viel erreichen“, sagt Mühleisen.

Diesel-Ethanol für die Landwirtschaft

Bisher war die Beimengung von Bioethanol allerdings nur bei Benzin ein Thema. Doch laut einer neuen Studie könnte es mittlerweile auch Diesel beigemengt werden. „Das geht zwar nicht zum direkten Beimischen bzw. nur zu drei oder vier Prozent, aber man kann das durch Modifikationen im Motor, die sind nicht so aufwendig, ändern“, erklärt Geringer, der in seinem Institut dazu bereits Tests machte. Der Schadstoffausstoß konnte dadurch ebenfalls deutlich reduziert werden.

Bioethanol PK
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Landwirtschaftsministerin Köstinger war am Dienstag im Agrana-Werk mit dem Vorstandsvorsitzenden Mühleisen (li.), Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger (2.v.r.) und TU-Professor Geringer auf Betriebsbesuch

In Schweden würde zudem bereits ein Nutzfahrzeughersteller Diesel-Lkw mit Ethanol-Diesel E95 serienmäßig anbieten. „Das ist letztlich Ethanol mit einem Zündbeschleuniger“, erklärt Geringer. Damit könnten etwa auch die Transportbranche bzw. die Landwirtschaft den CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. „Auf Diesel-Motoren kann man dort mittel- bis langfristig nicht verzichten. Mit Ethanoldiesel könnte man aber hervorragend die Nachhaltigkeit deutlich verbessern.“

„Die Energie- und Verkehrswende wird nur dann möglich sein, wenn wir alle Technologien nützen“, betont Köstinger. Neben dem Bioethanol entstehen in der Produktion als Nebenprodukt übrigens auch Eiweißfuttermittel für die Nutztiere. Durch eine höhere Produktion von Bioethanol in Pischelsdorf könnte damit gleichzeitig also auch die Importabhängigkeit bei Soja reduziert werden.