Landwirtschaft

Zuckerpakt sichert Rübenanbau

Um das Aus für die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Bezirk Gänserndorf) abzuwenden, wurde im Vorjahr ein Pakt geschlossen. Die Bauern verpflichten sich, weiter Rüben anzubauen, bei Schäden erhalten sie eine Wiederanbauprämie. Das Modell habe sich bisher bewährt.

Die kritische Phase haben die Rüben heuer bereits überstanden. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ließ der Rübenrüsselkäfer die Felder auch aufgrund des feuchten Frühjahrs weitgehend verschont. Laut Landwirtschaftsministerium wurden etwa 240 Hektar zerstört, im Vergleich zu 38.500 Hektar angebauter Fläche fällt der Schaden damit verhältnismäßig klein aus.

Der Rübenrüsselkäfer verursachte in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder große Schäden. Angesichts massiver Einbußen bauten die Landwirte zunehmend andere Früchte an. Bei der Agrana, die in Leopoldsdorf im Marchfeld und in Tulln zwei Zuckerfabriken betreibt, fiel die Produktionsmenge damit aber unter eine kritische Marke, womit der Fortbestand beider Anlagen nicht mehr wirtschaftlich gewesen wäre.

38.000 Hektar Rüben pro Jahr

In mehreren Verhandlungsrunden schlossen im Herbst schließlich Politik, Agrana und Landwirte den Zuckerpakt. Die Rübenbauern verpflichteten sich darin pro Jahr mindestens 38.000 Hektar Rüben anzubauen und an die Agrana zu liefern. Im Gegenzug sollten sie bei Schäden eine Wiederanbauprämie vom Bund erhalten. Der Fortbetrieb der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf mit 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde damit gesichert – mehr dazu in Agrana: Standort Leopoldsdorf 2021 fix (noe.ORF.at; 27.11.2020).

Dieser Zuckerpakt habe sich bewährt, ist der Präsident des Verbands der Rübenbauern, Ernst Karpfinger, überzeugt. „Er hat jetzt im Endeffekt fast nichts gekostet, denn der Schaden war heuer sehr gering, aber dieser Pakt hat dazu geführt, dass die Landwirte wieder Mut gefasst und gesagt haben ‚Ich riskiere es noch einmal‘, auch auf die Gefahr hin, dass es schief gehen kann, also eine intelligente Lösung“, so Karpfinger.

Zuckerwerk der Agrana in Leopoldsdorf im Marchfelde von außen
ORF/Pöchhacker
Mit dem „Zuckerpakt“ wurde das mögliche Aus für die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf doch noch abgewendet

Der Rahmenvertrag des Zuckerpakts zwischen der Agrana und dem Verband der Rübenbauern gilt für drei Jahre. Die Fläche von mindestens 38.000 Hektar pro Jahr ist dabei auch „die entscheidende Größe für die Zukunft“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Agrana, Markus Mühleisen: „Deshalb hoffen wir, dass wir auch im nächsten Jahr die Rübenflächen zusammenbekommen, sodass wir in Österreich weiter zwei Standorte wirtschaftlich betreiben können.“

Zuckerpakt garantiert Versorgungssicherheit

Für Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) stellt der Zuckerpakt sicher, dass die Versorgungssicherheit in Österreich gewährleistet ist: „Wir haben vor allem in der Coronapandemie gesehen, wie wichtig es ist, von Importen unabhängig zu sein, und das vor allem in den Grundnahrungsmitteln. Das schaffen wir in Österreich dank der Leistungen unserer Bäuerinnen und Bauern und das wollen wir auch für die Zukunft absichern.“

Mit den Rübenbauern gebe es deshalb bereits Gespräche für nächstes Jahr. Denn die Verträge mit den Landwirten laufen im Gegensatz zum dreijährigen Rahmenvertrag immer nur ein Jahr. Ob die Verhandlungen heuer erneut erfolgreich sind, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Im Vorjahr dürfte aber so mancher Rübenbauer vor allem auch aus Solidarität mit der Zuckerfabrik bzw. den Mitarbeitern unterzeichnet und Rüben nochmals angebaut haben.