Verkehr

S34: Ministerin als „letzte Hoffnung“

Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat sich am Samstag mit Gegnern der umstrittenen Traisentalschnellstraße (S34) getroffen. Das Projekt wird derzeit wie einige andere Straßenbauprojekte der ASFINAG evaluiert.

Laut den Bauplänen soll die Traisentalschnellstraße, die im Westen der Landeshauptstadt beginnen und bis Wilhelmsburg (Bezirk St. Pölten) führen soll, vor allem die Mariazellerstraße entlasten. Entlang der geplanten Trasse gibt es jedoch seit Jahren Widerstand. Nachdem Verkehrsministerin Leonore Gewessler zuletzt für mehrere Straßenbauprojekte der ASFINAG eine Evaluierung angekündigt hatte, hoffen die S34-Gegner nun auch weiterhin auf die Unterstützung der Ministerin.

„Sie sind quasi unsere letzte Hoffnung“, sagte Anton Hieger, Sprecher der Anrainer-Initiative am Samstag zu Beginn des Treffens im St. Pöltner Stadtteil St. Georgen. In Nadelbach – ein paar Kilometer weiter – hatten sich bereits zahlreiche Gegner des Verkehrsprojekts versammelt, darunter Kommunalpolitiker von ÖVP und SPÖ sowie die betroffenen Bauern. „Wir sind jene 40 betroffenen Bauern, für die es um unser Hab und teilweise unsere Existenz geht“, sagte Landwirtin Anna Götzinger, „und es geht auch um unsere Jugend“.

S34 Gewessler Treffen Gegner
ORF
In Nadelbach versammelten sich zahlreiche Gegner der S34, die in die Verkehrsministerin ihre letzte Hoffnung setzen

Gewessler wollte Sorgen hören

Gewessler betonte gegenüber noe.ORF.at, dass sie sich die Anliegen und Sorgen der Menschen in der Region anhören wollte. „Wir evaluieren gerade das Bauprogramm und die Fragen, die da diskutiert werden – vom Klimawandel über die Auswirkungen auf die Landwirtschaft bis zum Bodenverbrauch. Die sitzen mit mir am Tisch und deswegen wollte ich mir das anhören“, erklärte sie.

Das Treffen mit den Gegnern sei auch trotz der laufenden Phase der Evaluierung möglich, meinte die Ministerin: „Ich treffe mich mit vielen Menschen, aus der Wirtschaft, ich rede mit den Verkehrslandesräten. Ich darf und soll auch mit den Bürgerinnen und Bürgern der Region im Dialog sein, ich glaube, das gehört sich so.“ Denn Infrastruktur, die nun gebaut wird, würde das Mobilitätssystem auf Jahrzehnte bestimmen, sagte Gewessler. Die Ergebnisse der Evaluierung sollen im Herbst vorliegen.

Ostregion kritisiert Evaluierung

Aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland hagelte es wegen der Entscheidung Gewesslers, die Straßenbauprojekte evaluieren zu lassen, zuletzt heftige Kritik. Die zuständigen Verkehrsreferenten sehen darin einen de-facto-Baustopp. In Niederösterreich sind davon der Lückenschluss der S1 zwischen Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) und Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) sowie die Marchfeld-Schnellstraße (S8) und die S34 betroffen – mehr dazu in Ostregion kritisiert ASFINAG-Evaluierung (noe.ORF.at; 1.7.2021).