Mehr als 11.000 Athletinnen und Athleten aus 205 Nationen kämpfen bei den Olympischen Spielen in Tokio von 23. Juli bis 8. August in 339 Medaillenentscheidungen um Gold, Silber und Bronze. Das österreichische Kontingent umfasst 75 Sportlerinnen und Sportler – 21 von ihnen kommen aus Niederösterreich. Einige wollen mit einer Medaille im Gepäck aus der japanischen Hauptstadt zurückkehren.
Auböck will zu Edelmetall kraulen
Mit EM-Silber in Budapest katapultierte sich Felix Auböck im Mai in den Kreis der heißen Medaillenanwärter für die Olympischen Spiele. Der 24-Jährige aus Bad Vöslau (Bezirk Baden) zählt im Tokyo Aquatics Centre zum großen Favoritenkreis auf Edelmetall. „Tokio wird wahrscheinlich der größte Wettkampf meines Lebens bis jetzt“, so Auböck. „Natürlich möchte ich dort meine beste Leistung abrufen.“

Auböck geht in Tokio in nicht weniger als vier Disziplinen an den Start. Die größte Medaillenchance bietet sich ihm am Samstag über 400 Meter Kraul. Über diese Distanz wurde der Bad Vöslauer im vergangenen Mai Vize-Europameister. Ebenfalls am Start sind Marlene Kahler und Christopher Rothbauer. Die beiden Schwechater wollen in Tokio an ihre persönlichen Bestleistungen heranschwimmen.
Alexandris: Synchron zur Olympia-Medaille?
Neben Felix Auböck dürfen sich auch Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandri Medaillenchancen in der Schwimmarena von Tokio ausrechnen. Bei der EM in Budapest jubelten die beiden Schwestern aus der Südstadt (Bezirk Mödling) im Mai über zwei Bronzemedaillen im Synchronschwimmen.
Mitte Juni qualifizierten sich die 23-jährigen gebürtigen Griechinnen in Barcelona souverän für ihre zweiten Olympischen Spiele nach Rio 2016. „Es ist einfach nur schön“, so die beiden Schwestern. „Wieder zu Olympia zu fahren war unser großer Traum und wir freuen uns extrem, dass wir das wieder geschafft haben.“
Bei ihrer dritten Olympia-Teilnahme nach London und Rio hat Leichtathletin Ivona Dadic hohe Ziele. „Dabei sein ist Voraussetzung, aber nicht mehr alles für mich“, sagte die 27-Jährige im Gespräch mit noe.ORF.at. Dass sie bei Großereignissen für eine Medaille gut ist, bewies Dadic unter anderem mit Silber bei der Hallen-WM 2018 in Birmingham. In Tokio zählt sie im Siebenkampf zu den Mitfavoritinnen.
Polleres kämpft um Medaillentraum
Eine Medaille für Niederösterreich ist auch im Judo nicht außer Reichweite. Michaela Polleres vom Judoclub Wimpassing (Bezirk Neunkirchen) gewann vor wenigen Wochen mit Bronze in der Klasse bis 70 Kilogramm die erste WM-Medaille für Österreich seit 2010. Mit etwas Glück bei der Auslosung und starken Auftritten ist die 23-Jährige auch bei den Olympischen Spielen eine heiße Medaillenkandidatin.
Mit Verletzungssorgen musste sich in den vergangenen Wochen Kletter-Ass Jessica Pilz herumschlagen. Eine hartnäckige Fingerverletzung brachte die Olympia-Vorbereitung der 24-Jährigen aus Haag (Bezirk Amstetten) gehörig durcheinander. In Normalform wäre die Weltmeisterin von 2018 eine heiße Medaillenkandidatin. Hinter ihrer Fitness steht allerdings ein Fragezeichen.

Auch im Tischtennis geht Niederösterreich mit kleinen Medaillenchancen ins Rennen. Stefan Fegerl aus Dietmanns (Bezirk Waidhofen an der Thaya) tritt gemeinsam mit Sofia Polcanova im neuen Olympia-Bewerb Mixed an. Für Edelmetall müsste zwar alles passen, aber „wir haben berechtigte Medaillenhoffnungen“, ist Fegerl überzeugt. „Mit dieser Einstellung werde ich hineingehen.“
Konrad will nach Tour-Etappensieg nachlegen
Für Niederösterreichs Radprofis wäre Edelmetall in Tokio eine Überraschung. Unmöglich ist es aber nicht. Vor allem Patrick Konrad aus Ebreichsdorf (Bezirk Baden) hofft nach seinem historischen Etappensieg bei der Tour de France auf den nächsten großen Coup.
Gemeinsam mit Hermann Pernsteiner aus Kirchschlag in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt) und Gregor Mühlberger aus Haidershofen (Bezirk Amstetten) geht Konrad für Österreich im Straßenrennen an den Start. Dort stehen die Chancen auf einen Spitzenplatz für den Ebreichsdorfer deutlich besser als im Zeitfahren.

Im Frauen-Straßenrennen wäre ein vorderer Platz für Anna Kiesenhofer eine Überraschung. Die 30-Jährige aus Niederkreuzstetten (Bezirk Mistelbach) sicherte sich erst vor kurzem den Staatsmeistertitel im Einzelzeitfahren. Bahnradfahrer Andreas Graf aus Ebreichsdorf ist im Madison mit seinem Partner Andreas Müller für einen Spitzenplatz gut. Mit Gold, Silber oder Bronze ist aber eher nicht zu rechnen.
Wolffhardt nach Olympiaticket erleichtert
Ein langer Weg nach Tokio war es für Niederösterreichs Wildwasser-Kanutin Viktoria Wolffhardt. In einem nervenaufreibenden internen Duell mit Corinna Kuhnle konnte sich die 27-jährige Tullnerin letztendlich das Olympia-Ticket sichern. Vom Aus im Halbfinale bis zu einer Medaille ist für Wolffhardt im Kanu-Slalom alles möglich.
Das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ zählt heuer für kaum eine Sportlerin so wie für Gewichtheberin Sarah Fischer. Die 20-jährige Rohrendorferin (Bezirk Krems) musste erst lange um die Qualifikation für Tokio bangen. Dann stand ihre Teilnahme aufgrund eines positiven Covid-Tests auf der Kippe. Nach ihrer Gesundmeldung ist Fischer aber nun fit für Olympia. Eine Medaille dürfte aber kein Thema sein.

Einer der jüngsten Teilnehmer im rot-weiß-roten Aufgebot ist Gustav Gustenau. Der 24-jährige Wiener Neustädter feiert im Modernen Fünfkampf sein Olympiadebüt. Für ihn wird es darum gehen, in Tokio wertvolle Erfahrung zu sammeln. Bei den nächsten Olympischen Spielen 2024 in Paris wäre Gustenau im perfekten Wettkampfalter.
Skateboarderin Julia Brückler brennt auf Premiere
Wenn in Tokio heuer zum ersten Mal überhaupt Medaillen im Skateboarden vergeben werden, dann ist auch eine Niederösterreicherin dabei. Die 31-jährige Julia Brückler aus Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) qualifizierte sich für die Olympia-Premiere. Eine Medaille ist für die WM-28. allerdings außer Reichweite.
Selbiges gilt für Österreichs einzige Badminton-Hoffnung Luka Wraber. Nachdem er das Olympiaticket für Rio vor fünf Jahren knapp verpasste, konnte er sich dieses Mal seinen Traum von der Teilnahme erfüllen. In einer schwierigen Dreiergruppe wäre für Wraber allerdings schon ein Matchsieg in Tokio ein großer Erfolg.
Im Olympiastadion der Leichtathleten heißt es aus heimischer Sicht nicht nur Daumen drücken für Ivona Dadic sondern auch für Victoria Hudson. Die Schwechaterin nimmt im Speerwurf das Finale ins Visier. Erst am letzten Bewerbstag wird es für Lemawork Ketema ernst. Der in Äthiopien geborene Schwechater könnte mit einem guten Ergebnis im Marathon für einen krönenden Abschluss der Spiele sorgen.