Niki Popper Impfen Testen
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Niederösterreich impft

CoV-Impfung: „Jedes Prozent zählt enorm“

Die Durchimpfungsrate liegt in Niederösterreich derzeit bei knapp 61 Prozent. Für die Herdenimmunität sei das zu wenig, sagt Simulationsforscher Niki Popper. Um neuerliche Einschränkungen im Herbst zu vermeiden, zählt laut dem Experten nun jedes Prozent.

Die Impfbereitschaft lässt nach. Zwar erhielten am Sonntag mehr als 12.000 Menschen in Niederösterreich eine CoV-Impfung, doch der Großteil davon entfiel auf den zweiten „Stich“, Erstimpfungen wurden nur 856 gezählt. Um diesen sinkenden Trend zu stoppen bzw. wieder anzukurbeln, müsse man laut Simulationsexperten Niki Popper von der Technischen Universität Wien der breiten Bevölkerung die richtigen Angebote machen.

Möglichst niederschwellige Impfangebote, also auch ohne Voranmeldung, seien dabei nur der allererste Schritt, sagt Popper: „Dass das möglich sein sollte, ist in meinen Augen selbstverständlich, wenn die Ressourcen da sind. Aber man müsste noch viel mehr machen, es gilt vor allem, in die Communitys zu kommen, wo vielleicht die Information noch nicht so gut angekommen ist.“

Aktuelle Simulationen würden jedenfalls zum Schluss kommen: Je mehr Menschen geimpft sind, desto besser lässt sich das Virus zurückdrängen. Konkrete Zahlen zu Durchimpfungsraten könne man derzeit nicht nennen, aber: „Jedes Prozent, das wir mehr impfen, verlangsamt die Epidemie drastisch. Jedes Prozent zählt enorm.“

Eine Frau bekommt ihre Corona-Impfung im Impfzentrum
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
Um neuerliche Einschränkungen im Herbst zu vermeiden, zählt laut Niki Popper nun jede zusätzliche Coronavirus-Impfung

„Zweimal impfen, Urlaub muss egal sein“

Dass sich eine Mutation wie die Delta-Variante durchgesetzt und die Spielregeln verändert hat, werde immer wieder passieren, gibt Popper zu bedenken: „Bei der Delta-Variante ist die Wirkung der ersten Impfung deutlich niedriger, daher ist die zweite Impfung jene, die wirklich schützt. Die Leute müssen wirklich zweimal impfen gehen, auch wenn man auf Urlaub ist, das muss egal sein. Das hat für die eigene Gesundheit und jene von Bekannten, die sich möglicherweise nicht impfen lassen können, oberste Priorität.“

PCR-Tests seien im Vergleich zu Antigen-Tests zwar wirksamer beim Erkennen von Infizierten, Tests würden aber generell helfen, die Infektionsdynamik zu verzögern, erklärt Popper. Die Diskussion über ein Ende der Gratistests und ein Zurückfahren der Teststrategie kann er deshalb nicht nachvollziehen. „Wir warnen auch davor, denn es gibt von der Politik einen Paradigmenwechsel: Weg von einschränkenden Maßnahmen wie Zusperren, das wollen wir ja alle nicht, aber dann muss ich monitoren, das bedeutet, testen, screenen und Prävention mit der Impfung.“

Wegweisende Strategie

Diese Coronavirus-Strategie sei auch für die Entwicklung im Herbst wegweisend. „Entscheidend ist die Durchimpfungsrate. Alle Menschen, die das irgendwie wollen, die man in einem gemeinsamen Gespräch überzeugen kann, dass das für sie und ihre Mitmenschen sinnvoll ist, müssen wir in den nächsten acht Wochen impfen.“ Wenn das nicht funktioniere, seien im schlimmsten Fall wieder drastischere Einschränkungen notwendig, warnt der Experte.