ÖBB Beton Umwelt Ökologisch Pottendorfer Linie
ÖBB/Florian Frey
ÖBB/Florian Frey
Umwelt & Klima

„Grüner“ Beton für die Pottendorfer Linie

Bei einem Kleintiertunnel auf der Pottendorfer Linie ist erstmals eine neue Betonsorte verwendet worden. Diese spezielle Mischung, die an der Technischen Universität Graz entwickelt wurde, verursacht bei der Herstellung weniger CO2 als Standardbeton.

Beton ist der weltweit meistverwendete beständige Baustoff, aber weltweit gehen auch CO2-Emissionen auf die Zementproduktion zurück. Beim zweigleisigen Ausbau der Pottendorfer Linie kam der neue Beton des Baustoffunternehmens Wopfinger Transportbeton aus Oberwaltersdorf (Bezirk Baden) erstmals bei einem Kleintiertunnel, der Hasen und andere kleine Wildtiere gefahrlos die Gleise unterqueren lässt, zum Einsatz.

Jeder Abschnitt der Wildquerungshilfe nahe Ebreichsdorf (Bezirk Baden) besteht zur Hälfte aus sogenanntem Eco-Beton und zur Hälfte aus Standard-Normalbeton. „Dadurch war es uns möglich, die Betonsorten direkt miteinander zu vergleichen“, erklärte Joachim Juhart vom Institut für Materialprüfung und Baustofftechnologie der TU Graz. Zusätzlich aufgestellte Musterwände dienen den Forschenden dazu, Faktoren wie Feuchtegehalt, Temperaturentwicklung oder das Korrosionspotenzial über einen langen Zeitraum hinweg zu beobachten.

Ein Viertel weniger CO2

Mit der neuen Mischung könne eine CO2-Einsparung von 24 Prozent gegenüber dem bisher für spezielle Aufgaben eingesetzten Standardbeton erreicht werden, sagt Juhart. Auf dem Weg in eine klimafreundlichere Zukunft habe man mit dem neuen Beton eine Alternative im Programm, „mit Potenzial zum Game Changer“, wie es der technische Geschäftsführer des Transportbetonunternehmens formulierte. Unterschiede zwischen den beiden Betonsorten im Aussehen gibt es nicht.

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ÖBB/Philipp Habeler
Auch ein Kleintiertunnel nahe Münchendorf soll mit dem neuen Betongemisch gebaut werden

Konventioneller Beton besteht aus verschieden großen Gesteinskörnern, Wasser und Bindemittel, das unter anderem Portlandzement enthält. Dieser Zement wird mit großem Energieaufwand bei 1.450 Grad Celsius gebrannt. Das setzt beträchtliche Mengen an CO2 frei und ist hauptverantwortlich für den ökologischen Fußabdruck von Beton. Laut Berechnungen der TU Dresden hat ein Kubikmeter Beton ein Treibhauspotenzial von etwa 250 Kilogramm CO2-Äquivalenten.

Neuer Forschungsansatz

Die Zementindustrie arbeitet seit mehr als 20 Jahren intensiv an innovativen Technologien und der höheren Effizienz der Produktionsanlagen zur Reduktion von Emissionen und Treibhausgasen. Das steirisch-niederösterreichische Konsortium setzte sich zum Ziel, das Baumaterial so zu verbessern, dass es einen geringeren CO2-Footprint als konventioneller Beton hat. Der neue Ansatz der Grazer Forschergruppe: Ein Teil des Portlandzements wird durch alternative, regional verfügbare Stoffe ersetzt.

Juhart und seine Forschungsgruppe ergänzten dazu den herkömmlichen Zement um sogenannte „Eco- und Mikrofüller“ aus Sekundärrohstoffen und Gesteinsmehlen und mixten verschiedene Mehrkomponentenmischungen. An dem letztlich gefundenen optimierten Mischverhältnis von gezielt ausgewählten Feinststoffen und Bindemitteln wurden laut Mitteilung der TU Graz alle Anforderungen an die Eigenschaften des Betons wie zum Beispiel die Verarbeitbarkeit, die Festigkeit sowie insbesondere die Dauerhaftigkeit nachgewiesen.