Chronik

Drogenlabor in Keller: Zwei Schuldsprüche

In Korneuburg sind am Dienstag zwei Männer wegen der Herstellung von Drogen zu mehreren Monaten Haft verurteilt worden. Gemeinsam mit einem flüchtigen Chemiker sollen sie in einem aufgelassenen Weinkeller vier Kilogramm Mephedron produziert haben.

Für den Erstangeklagten, der als Erzeuger der sogenannten übergroßen Suchtmittelmenge fungiert haben soll, setzte es die Haftstrafe von zwei Jahren unbedingt. Dem Zweitangeklagten, nach Ansicht des Gerichts Beitragstäter bei den illegalen Handlungen, werden zwölf der 18 Monate bedingt nachgesehen. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Auf die Fährte des Trios waren Bedienstete des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach nach Hinweisen aus der Bevölkerung gekommen. Am 31. März wurden in der Kellergasse von Walterskichen, einer Katastralgemeinde von Poysdorf, Erhebungen gestartet, später übernahmen Landes- bzw. Bundeskriminalamt.

Erstes Versuchslabor in Wiener Wohnung

Am 1. und am 14. April klickten die Handschellen für die in Wien wohnenden Beschuldigten im Alter von 30 und 35 Jahren, zwei österreichische Staatsbürger. Die beiden wurden in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Auch ihr 29-jähriger Komplize, nach dem nach wie vor gesucht wird, verfügt über eine Wiener Wohnadresse und ist österreichischer Staatsbürger.

Den Ermittlern offenbarte sich schließlich eine durchaus abenteuerliche Kriminalgeschichte. Anfang 2019 hatte das Trio beschlossen, gemeinsam Suchtmittel herzustellen. Kurzerhand wurden via Internet aus China Chemikalien und Drogenausgangsstoffe in kleineren Mengen geordert. Bis Juli des Vorjahres war ein Versuchslabor in einer Wohnung in Wien-Döbling Schauplatz verschiedener Experimente. Ausprobiert worden war u.a. auch die Gewinnung von Methamphetamin und MDMA. Die Wahl in Sachen Herstellung größerer Mengen fiel allerdings auf Mephedron. Das probeweise produzierte Suchtmittel wurde von den Kriminellen auch selbst getestet.

Abnehmer in Neuseeland

Im Juli 2020 wurde dann das illegale Labor in Walterskirchen eingerichtet. Geräte und mengenweise Chemikalien wurden hauptsächlich bei in China ansässigen Firmen bestellt. Als Zustelladressen dienten leere Wohnungen. Teilweise wurden auch Studenten über Job-Portale zur Paketübernahme angeworben. Eine größere Sendung von Drogenausgangsstoffen wurde letztlich von belgischen Behörden sichergestellt.

Geliefert wurden etwa drei Kilogramm des selbst produzierten Mephedrons an Abnehmer nach Neuseeland. Zum Schmuggeln wurde der pulverförmige Stoff mittels chemischer Prozesse verflüssigt, in eigens bedruckte Getränkedosen gefüllt und in zwei Etappen in Paketen verschickt.

Bei der Herstellung der Drogen trugen die Täter immer wieder Schutzkleidung und Gasmasken. Entsprechende Ausrüstung war daher auch für die Beamten während der Ermittlungsarbeit im illegalen Labor Pflicht. Sichergestellt wurden Chemikalien und Drogenausgangsstoffe, die für die Herstellung von weiteren 100 bis 110 Kilo Mephedron ausgereicht hätten. Die Drogen hätte das Trio – als Fertig- oder Vorläuferprodukt – ebenfalls nach Neuseeland schmuggeln wollen. Der Wert der erzeugten Suchtmittel und jener Drogen, die mit den an Ort und Stelle entdeckten Chemikalien produziert werden hätten können, summierte sich laut Polizei auf einen Straßenverkaufspreis von bis zu fünf Millionen Euro.