Patrick Konrad
GEPA pictures/ Panoramic/ Photo News/ Gregory van Gansen
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TOKYO 2020

Patrick Konrad will erneut Geschichte schreiben

Nur elf Tage nach seinem historischen Etappensieg bei der Tour de France will Rad-Profi Patrick Konrad auch bei den Olympischen Sommerspielen für Aufsehen sorgen. Im Straßenrennen hofft der Ebreichsdorfer am Samstag (4.00 Uhr) auf einen Spitzenplatz.

Konrad führt das ausschließlich aus Niederösterreichern bestehende rot-weiß-rote Aufgebot im Straßenrennen von Tokio an. Neben dem 29-Jährigen nehmen auch Gregor Mühlberger aus Haidershofen (Bezirk Amstetten) und Hermann Pernsteiner aus Kirchschlag in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt) den Bewerb über 234 Kilometer und 5.000 Höhenmeter in Angriff.

Für Konrad wird es nach seinem furiosen Etappensieg bei der Tour de France ein echter Kraftakt im Kampf um Edelmetall. Er ist so wie viele andere Rad-Stars nach einem kurzen Zwischenstopp in der Heimat direkt nach Japan weitergereist, wo es auf einem enorm anspruchsvollen Kurs um Olympiamedaillen geht. Die Strecke führt aus einem Vorort von Tokio über mehrere Pässe zum Fuji-Speedway.

Zu den Topfavoriten zählen Tour-Dominator Tadej Pogacar aus Slowenien und der belgische Allrounder Wout van Aert, der in Frankreich eine Bergetappe, einen Massensprint und ein Zeitfahren gewann. Eine ausgezeichnete Form und viel Selbstvertrauen brachte aber auch Konrad mit nach Japan. Der 29-Jährige avancierte mit seinem Erfolg auf dem 16. Teilstück zum erst dritten Tour-Etappengewinner aus Österreich.

Patrick Konrad
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Konrad nach seinem Etappensieg bei der Tour de France

Konrad fühlt sich in Japan sehr wohl

Das anstrengende Programm der vergangenen Wochen ist für Konrad kein Thema. Der Glanz von Olympia überstrahlt alle Strapazen und sorgt für zusätzliche Kräfte. „Ich habe oft bewiesen, dass ich mit den besten Fahrern der Welt mithalten kann und das will ich auch am Samstag zeigen“, freut sich Konrad auf die Aufgabe.

Zudem kommt dem auch schon bei schwierigen Ein-Tages-Klassikern weit vorne gelandeten Niederösterreicher die Olympiastrecke entgegen. „Der Kurs ist gut für mich, er liegt mir. Ich bin voll motiviert und habe 2019 bewiesen, dass ich eine Woche nach der Tour in super Form sein kann, da bin ich in San Sebastian um den Sieg mitgefahren und Sechster geworden“, erklärt der Familienvater.

Die „Wand“ als Schlüsselpassage

Knackpunkte der Strecke sind der 14 Kilometer lange Anstieg am Fujiyama und der deutlich steilere zum Mikunipass 30 Kilometer vor dem Ziel. „Der Mikunipass ist die Schlüsselstelle, das ist eine Wand. Da wird sich die Spreu vom Weizen trennen“, weiß Österreichs Ex-Profi Thomas Rohregger, der die Strecke mitgeplant hat. Keineswegs unterschätzen dürfe man aber die Schlussphase auf der welligen Fuji-Motorsportstrecke. Rohregger rechnet damit, dass dort eine kleine Gruppe um den Sieg sprinten wird.

Und dazu könnte im Idealfall auch Konrad gehören. „Es ist auch ein Kurs für ihn, finde ich. Eine Bergankunft wäre schwieriger. Er muss aber mit der Gruppe mitkommen, und dann hat er im Sprint super Möglichkeiten. Er ist schnell und hat jetzt auch gutes Selbstvertrauen“, erläutert der mittlerweile als Rechtsanwalt tätige Tiroler.

Extra-Motivation für Konrad im Hinterkopf

Konrad fühlt sich geehrt, diesmal nominiert worden zu sein. „Man hat nur ein-, zweimal die Chance, dass man bei Olympia fährt. Deshalb bin ich sehr froh, dass das geklappt hat.“ 2016 sei er unverständlicherweise nicht zum Zug gekommen. „Ich weiß bis heute nicht, warum ich nicht mitgenommen worden bin.“ Damals waren Georg Preidler und Stefan Denifl aufgestellt worden, die beide später im Zuge der Aderlass-Affäre als Dopingsünder aufflogen.

Patrick Konrad
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Den Geschmack einer Medaille kennt Konrad von seinem Sieg bei den Staatsmeisterschaften

Im Gegensatz zu Tour-Held Konrad treten Pernsteiner und Mühlberger nach einer längeren Rennpause mit frischen Kräften an. Mühlberger musste im Frühling eine Gehirnhautentzündung überstehen, mittlerweile ist er aber wieder fit. „Es schaut super aus, ich habe mich zur Gänze erholt davon. Ich habe weniger Renn-, aber gute Trainingskilometer“, sagte der 27-Jährige. Seine Vorbereitung sei optimal gelaufen, er freue sich riesig auf das Highlight Olympia. Das Ziel sei ganz klar, dass am Ende einer aus dem rot-weiß-roten Trio ganz vorne dabei ist, betonte Mühlberger, der so wie auch Konrad und Pernsteiner erstmals bei Olympischen Spielen dabei ist.