Die „Great Spas of Europe“ sind eine Gruppe von elf Kurstädten aus sieben Staaten, die bei der UNESCO als transnationale Serie zur Eintragung in die Welterbeliste nominiert sind. Diese Nominierung der „Great Spas of Europe“ soll die Bedeutung und herausragenden universellen Werte der Bäderkultur und -architektur als spezifisches, europäisches Phänomen hervorheben.
Ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts entfaltete sich in Europa die bis in die Antike zurückreichende Bädertradition in voller Blüte, die ganze Orte und Städte mit Thermal- und Mineralquellen prägte. Das umfasste nicht nur die Bade- und Kuranlagen an sich, sondern auch weite Teile der Infrastruktur wie Hotels, Promenaden, Theater, Parks und ausgedehnte Villenviertel. Die Nominierung umfasst die elf Kurstädte Baden bei Wien (Österreich), Spa (Belgien), Františkovy Lázně, Karlovy Vary, Mariánské Lázně (alle Tschechien), Vichy (Frankreich), Bad Ems, Bad Kissingen, Baden-Baden (alle Deutschland), Montecatini Terme (Italien) und City of Bath (Großbritannien).
„Die Zusammenarbeit der Experten aus den sieben Staaten und elf Städten bildet seit 2012 die Grundlage für die Vorbereitung und Ausarbeitung eines Nominierungsprojekts, an dem viele weitere internationale Experten und Partner auf allen Ebenen beteiligt sind“, heißt es auf der Website der Stadt Baden. Die Thermalquellen von Baden wurden erstmals in der Römerzeit dokumentiert. Ab dem 15. Jahrhundert erlangte der Ort unter dem Haus Habsburg zunehmend Bedeutung, ehe Baden ab 1793 unter Kaiser Franz II. zum führenden Kurort Österreichs wurde. In der Folge wurde 1820 das erste freistehende Kurhotel Europas eröffnet, spätestens um 1870 avancierte die Stadt zu einem Kurort von Weltrang.
„Größte Auszeichnung, die uns jemals zu Teil wurde“
Sabine Haag, Präsidentin der österreichischen UNESCO-Kommission, freute sich anlässlich der Entscheidung: „Ich gratuliere der Stadt Baden, die integraler Bestandteil dieser Nominierung ist, sehr herzlich zu dieser internationalen Anerkennung und zu diesem Bekenntnis zur Bewahrung dieses kulturellen Erbes.“ Auch Badens Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP) jubelte. „Das ist die größte Auszeichnung, die unserem einzigartigen historischen Erbe jemals zuteil wurde “, meinte er in einer Aussendung. „Die Eintragung in die Welterbeliste macht uns bewusst, was Baden so außergewöhnlich macht: die besondere Kombination aus natürlichen Heilvorkommen, therapeutischer Infrastruktur und besonderer Erholungslandschaft.“
Zur Ernennung gratulierte ebenso Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): „Die Aufnahme in die Welterbeliste ist eine weitere Auszeichnung für unser reichhaltiges Bundesland, das neben dem Weltkulturerbe Wachau und der Semmeringbahn nun ein weiteres Weltkulturerbe besitzt.“ Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) beglückwünschte Baden und bezeichnete das Projekt der „Great Spa Towns of Europe“ als „großartiges Beispiel für die internationale Zusammenarbeit“.
Als Folge der Ernennung werde nun der von der UNESCO anerkannte Managementplan umgesetzt, so Bürgermeister Szirucsek. Baden werde die Anerkennung nutzen, um die Stadt wieder als bedeutende Kurstadt Europas ins Bewusstsein zu rufen. Baden soll zu einem der wichtigsten gesundheitstouristischen Zielen Europas werden. Dafür wird u.a. das Raumordnungskonzept überarbeitet und die Sommerarena saniert.
Baden hat mit Titel gerechnet
Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli online und in der chinesischen Stadt Fuzhuo. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Zustand eingeschriebener Stätten. Wegen der Pandemie war die Tagung im vergangenen Jahr verschoben worden. Auf der Welterbeliste stehen derzeit 1.120 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht.
Baden ist UNESCO-Weltkulturerbe
Das Welterbekomitee der UNESCO hat am Samstag entschieden, dass Baden zur Weltkulturerbestadt wird. Baden hat sich gemeinsam mit den „Great Spas of Europe“ – den wichtigsten Kurorten Europas – beworben.
Auf der Tagung sind unter den etwa 40 Nominierungen für neue Welterbestätten auch zwei mit österreichischer Beteiligung. In Baden blickte man der Entscheidung über die großen europäischen Kurorte zuversichtlich entgegen. Das Beratungsgremium des Welterbekomitees, der Internationale Rat für Denkmalpflege, empfahl nämlich schon vor einigen Wochen, die Kurstädte auf die Welterbeliste zu nehmen.
Auch der Donaulimes soll auf die Liste kommen
Am Sonntag geht es um die römischen Grenzwälle Donaulimes und Niedergermanischer Limes. Hiermit würde eine Lücke zwischen zwei bereits geschützten Abschnitten geschlossen, dem Obergermanisch-Raetischen Limes sowie dem Hadrianswall. Der westliche Teil des Donaulimes ist ein gemeinsamer Antrag von Österreich, Deutschland, der Slowakei und Ungarn.